Huttenschule bekommt doch keinen WTH-Neubau, dafür aber zwei zusätzliche Klassenzüge – Elternrat sieht Attraktivität der Schule in Gefahr
Seit Jahren ist der Zustand des Kabinetts für Wirtschaft, Technik und Hauswirtschaft in der Liebenauer Straße in Halle (Saale) in der Diskussion. Ein Neubau war lange in der Diskussion. Im Gespräch war dabei auch direkt die Roßbachstraße in der Nähe der KGS “Ulrich von Hutten”, die das WTH-Kabinett für den praxisnahen Unterricht benutzt. Das Angebot gehört zu den Ganztagsschulprogramm. Doch genau dieses Projekt steht nun auf der Kippe.
Denn die Stadt will doch auf einen Neubau verzichten. Stattdessen soll das WTH-Kabinett künftig in der Ottostraße untergebracht werden – mit rund 1.6 Kilometern ist der Standort damit doppelt so weit von der Huttenschule entfernt wie das bisherige WTH-Kabinett. Das sieht der neue Schulentwicklungsplan vor. Für den Schulelternrat ist dies eine “Frechheit”, zumal man von der Stadtverwaltung erst kurz vor Weihnachten über die Pläne informiert worden sei. Die Schulelternrat sieht durch die räumliche Zerstückelung “das soziale Gefüge an der Schule bedroht. Unsere Schule ist eine in sozialer als auch kultureller Hinsicht heterogene Gemeinschaft. Pädagogische Betreuung, Förderung von sozial schwachen Schülern, Patenschaften zur Integration jüngerer Jahrgänge werden so kaum mehr möglich sein.” Man befürchte den Verlust an “Attraktivität, im Sinne einer ausgewogenen sozialen Durchmischung”, so der Schulelternrat. “Heißt: Die „Guten“ gehen ins protegierte Feininger, Elisabeth und co und die nicht ganz so Guten, die mit Potential, an die KGS.” Doch das sei nicht die Idee des Schulkonzeptes. Man brauchen “alle Leistungspotentiale, soziale Schichtungen und kulturelle Vielfalt an unserer Schule. Mit unserem bisherigen Konzept, wirkt die Schule der sozialen Segregation, die quer durch unsere Gesellschaft verläuft, entgegen. Dies MUSS im Interesse von Stadt, Land und Bund sein. Die Absage an alle Zukunftspläne, konterkariert dies jedoch erheblich.”
Doch nicht nur das WTH-Kabinett soll in der Ottostraße untergebracht werden, sondern auch reguläre Klassenräume. Das liegt auch daran, dass die Stadt die KGS auf 6 Klassenzüge pro Jahrgang errichten will. Eine Reaktion der Stadt auf das neue Landesschulgesetz, durch das Halle keine neue Gesamtschule errichten darf, obwohl Bedarf an Plätzen besteht. Damit bekommt die Huttenschule zwei weitere Klassenzüge an einem zweiten Standort, 1,6 Kilometer vom Hauptstandort entfernt.
“Der Stadt wurde vom Ministerium für Bildung signalisiert, dass sie für die geplante vierte IGS trotz der hohen Anwahlzahlen im Bereich Gesamtschule keine Genehmigung erhalten wird. Deshalb müssen die bestehenden Schulen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln erweitert werden”, sagt Bildungsdezernentin Katharina Brederlow. “Der Bedarf an Plätzen in der Schulform „Gesamtschule“ ist so hoch, dass der geplante Erweiterungsbau nicht ausreichend wäre. Daher schlägt die Stadt vor, dass die KGS Hutten einen zweiten Standort in der „Ottostraße“ nutzt”, sagt sie. “In diesem Schulgebäude kann die benötigte Menge an Schulplätzen für 2 zusätzliche Züge geschaffen und bereitgestellt werden. Im bisherigen „Erweiterungsbau“ wäre dies nicht möglich.” Doch bisher sollte die Huttenschule auf keine zwei neuen Klassenzüge bekommen, sondern einen Anbau ausschließlich für den WTH-Unterricht.
Der Schulelternrat macht sich auch Gedanken um die langen Pendelwege. “Was dies bedeutet, können Sie leicht nachvollziehen, wenn Sie sich selbst einmal vorstellen, nach der Frühstücks- und der Mittagspause den eigenen Arbeitsplatz wechseln zu müssen”, heißt es in einem Schreiben des Schulelternrates. “Zumal nicht klar ist, wie die lückenlose Unterrichtsversorgung, der Transport der Schüler (ca. 1,5km) und die Pausen der Lehrer unter diesen Umständen organisiert werden können.”
Der Schulelternrat sieht aber auch das Ganztagsprojekt in Gefahr. “Die Schule wird ihre Identität verlieren, weil sich durch die räumliche Trennung viele Gemeinschaftsangebote nicht mehr realisieren lassen”, steht in einem Schreiben. Das Ganztagsangebot werde in Teilen undurchführbar. “Die Schwächung unserer Schule durch die Sparmaßnahmen bedeutet, eine Möglichkeit zur Überwindung sozialer Unterschiede zu torpedieren.” Doch Bildungsdezernentin Katharina Brederlow sieht das anders. “Stadt und Landesbehörde gehen davon aus, dass das bestehende Ganztagsangebot umsetzbar ist”, sagt sie. “Dazu werden schulorganisatorische Änderungen erforderlich und abzustimmen sein.” Schul- und auch Ganztagskonzepte müssen laut Brederlow immer mit räumlichen Gegebenheiten und Erfordernissen in Einklang gebracht gegebenenfalls fortgeschrieben werden.
Grundsätzlich steht die Stadt zum Erweiterungsstandort. “Die Umsetzung des Vorschlages wertet die KGS weiter auf”, sagt Katharina Brederlow. “Inwiefern perspektivisch eine Modernisierungen durchgeführt werden kann, wird nach Genehmigung der Schulentwicklungsplanung erneut beraten. Mit der vorgeschlagenen Änderung ist auch eine Veränderung der Bauplanungen verbunden.” Die konkreten Kosten stehen noch nicht fest. Eine Sanierung hält der Schulelternrat für unabdingbar. Das Objekt sei “abgewirtschaftet und unangemessen! Während in andere Standorte im Stadtgebiet massiv investiert wurde, soll der Standort KGS Hutten weiter abgewirtschaftet werden”, schimpft der Schulelternrat. “In der Ottostraße wären umfassende Renovierungsarbeiten notwendig, bevor hier überhaupt so etwas wie Unterricht stattfinden könnte. Das halten wir mittelfristig für unwirtschaftlich.”
Doch durch die zwei zusätzlichen Klassen sieht der Elternrat auch den Sportunterricht weiter in Gefahr. Es sei “nicht möglich geregelten Sportunterricht anzubieten. Aktuell drängeln sich im Sportunterricht 2 Schulklassen auf der Größe eines Volleyballfeldes.”
Die Elternvertreter kündigen auch heftigen Protest gegen die Stadtpläne an. “Wir haben mit Blick auf die ursprünglich geplanten Modernisierungsschritte 2022, so manchen Missstand hingenommen: Fehlende Unterrichtsräume, eine verzögerte Digitalisierung, als auch eine inakzeptable Turnhalle”, macht der Schulelternrat klar und kündigte auch rechtliche Schritte. Man lehne “den verordneten, geplanten Notbetrieb” ab. Die KGS habe sich in einem Aufbruch befunden. “Mit einem frischen Image und verbesserten Lernbedingungen sollte dem vorherrschenden Lehrermangel begegnet werden.” Nun werden die Schüler einfach abgehängt.
Welche Attraktivität?
KGS ist nicht Fisch nicht Fleisch
Eine bildungspolitische Fehlgeburt, wie auch „Gemeinschaftsschulen“.
Die Eltern wollen integrierte Gesamtschulen oder Gymnasium. Wer nichts will, kommt auf eine der 3 Sekundarschulen, welche sich ihre Clientel nicht aussuchen können.
Es wird Zeit, Schulstrukturen der Realität anzupassen.
In keinem Bundesland gibt es seit der Wende so viel bildungspolitischen Murks.
Schilda könnte es nicht besser.