Jedes dritte Kind in Halle von Hartz IV abhängig
70.344 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren in Sachsen-Anhalt leben in Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaften. Das zeigt eine Datenauswertung der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen zum internationalen Kindertag am 01. Juni. Die Zahl der hilfebedürftigen Kinder und Jugendlichen ist damit im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Im Dezember 2016 waren 72.991 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren betroffen. Der Rückgang beträgt damit 3,6 Prozent. In drei Kreisen ist die Zahl der Betroffenen im Zeitraum Dezember 2016 – Dezember 2017 absolut gestiegen: In Halle, Magdeburg und im Altmarkkreis Salzwedel. Die insgesamt positive Entwicklung in Sachsen-Anhalt verläuft gegen den bundesweiten Trend. Deutschlandweit ist die Zahl der Kinder in Bedarfsgemeinschaften zwischen Dezember 2016 und 2017 um 1,7 Prozent gestiegen. Auch wenn die Anzahl betroffener Kinder- und Jugendlicher landesweit insgesamt zurückgeht, sind immer mehr ausländische Kinder und Jugendliche in Sachsen-Anhalt auf Leistungen der Grundsicherung angewiesen. So lebten im Dezember 2016 noch 10.963 ausländische Kinder in einer Bedarfsgemeinschaft, ein Jahr später waren es 13.734. Der Zuwachs beträgt 25,3 Prozent. Grund für den Anstieg: Die Fluchtmigration der vergangenen Jahre. Mit anerkanntem Status haben Geflüchtete Anspruch auf Leistungen der Grundsicherung.
Betroffenheit in Sachsen-Anhalt liegt über dem Bundesschnitt – Quote in Halle am höchsten
Setzt man die Zahlen ins Verhältnis zur Bevölkerung, so leben in Sachsen-Anhalt 20,3 Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren in einer Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaft und haben einen Leistungsanspruch, im Jahr zuvor waren es 21,1 Prozent. Zum Vergleich: Nur in Bremen und Berlin ist die Betroffenheit höher. Im Bundesschnitt liegt die sogenannte „Hilfequote“ bei 14,2 Prozent. Im regionalen Vergleich ist die Betroffenheit in Halle am höchsten, dort wächst jeder Dritte (33,1 Prozent) unter-18-jährige in einer Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaft auf und hat einen Leistungsanspruch. Am niedrigsten ist die Quote mit 11 Prozent im Landkreis Börde.
Senius: „Zurücklehnen nicht angebracht!“
„Der Rückgang der Hilfebedürftigkeit von Kindern Sachsen-Anhalt ist erstmal eine gute Nachricht. Gründe sind die Demografie, die stabile Konjunktur, ein aufnahmefähiger Arbeitsmarkt und die gute Integrationsarbeit von Jobcentern, Kommunen und dem Land. Allerdings liegt in Sachsen-Anhalt die Betroffenheit und das Armutsrisiko von Kindern und Jugendlichen deutlich höher als in den meisten Bundesländern. Zurücklehnen ist deshalb überhaupt nicht angebracht. Im Gegenteil: Die Kinder, die heute von Hilfebedürftigkeit betroffen sind, leben häufig in besonders schwierigen sozialen Verhältnissen. Etwa weil beide Eltern keine Arbeit haben oder das Einkommen nicht für den Lebensunterhalt der Familie reicht. Andere wachsen nur mit einem Elternteil auf, das den Spagat zwischen Kinderbetreuung und Beruf nicht immer schafft. Es gibt aber auch immer mehr Kinder, deren Eltern aus dem Ausland nach Sachsen-Anhalt geflohen sind und aufgrund von Sprachbarrieren nur schwer auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen. Insbesondere in den großen Städten wächst die Gefahr der sozialen Spaltung. Dort gibt es Quartiere mit einer angespannten sozialen Lage, von der Kinder ganz besonders betroffen sind. Ohne verstärkte Unterstützung der Eltern durch lokale Sozialarbeit und Bildungsangebote für die betroffenen Kinder, wird man das Armutsrisiko nicht weiter senken und die Gefahr des Vererbens von Armut nicht verringern können,“ erklärte der Chef der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, Kay Senius.
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