Jugendkriminalität: Ordnungsausschuss debattiert über die aktuelle Sicherheitslage in Halle – “Es gibt nicht die eine Bande”

Der Ordnungsausschuss in Halle (Saale) hat sich mit der aktuellen Sicherheitslage befasst. Anlass sind die Raubdelikte durch jugendliche Täter in letzter Zeit. Allein zwischen Januar und März hat es 36 dieser Fälle gegeben, sagte Annette Wernicke, Leiterin des Polizeireviers Halle. Seit Oktober vergangenen Jahres habe man eine Zunahme registriert und aus diesem Grund auch eine eigene Ermittlungsgruppe gegründet. Zu den Ursachen gebe es noch keine Erkenntnisse.

Raubdelikte gab es auch schon in der Vergangenheit. Doch die Brutalität hat zugenommen, erklärte Wernicke. “Das gab’s in dieser Qualität bisher nicht.” So werden vermehrt Pfefferspray, Schlagstöcke oder auch Softairwaffen eingesetzt. 

Im Zusammenhang mit Taten ist im Volksmund immer wieder von “Banden” die Rede. Für Dörte Jacobi (Die PARTEI) ein populistische Begriff. Und Annette Wernicke konnte dazu sagen: “Es gibt nicht diese eine Bande.” Die unterschiedlichen Täter würden jeweils in unterschiedlichen Konstellationen auftreten. Die bislang ermittelten Täter seien zwischen 13 und 23 Jahren alt und kommen aus allen Stadtgebieten und seien sowohl deutscher als auch anderer Nationalität.

Alexander Raue (AfD) erkundigte sich, ob es denn vor allem deutschenfeindliche Delikte gebe – also ausländische Täter rauben deutsche Jugendliche aus. “Das ist rassistische Kackscheiße”, sagte Dörte Jacobi (Die PARTEI) dazu. Raue meinte nur, das sei ein wichtiges Thema, über das geredet werden müsse, auch wenn es der “linksgrünen Blase” nicht passe. Polizeichefin Wernicke konnte dazu sagen, dass es hier keine spezielle Festlegung gebe – deutsche und ausländische Jugendliche gehören sowohl zu Tätern als auch zu Opfern.

Johannes Menke (Freie Wähler) sprach die Tatsache an, dass sich immer mehr Jugendliche bewaffnen, um sich im Ernstfall wehren zu können. Im Stadtpark ist das auch am Samstagmorgen tatsächlich passiert. Dort sind zwei Jugendliche überfallen worden. Einer von ihnen hatte ein Taschenmesser dabei und konnte den Täter in die Flucht schlagen. Sei Kumpel erlitt bei dem Angriff schwere Verletzungen (Der Täter hat auf ihn eingetreten), er musste zur Behandlung stationär in ein Krankenhaus. Wernicke warnte vor einer Bewaffnung. Die Botschaft sei, das Stellen des Täters sei Aufgabe der Polizei. 

Vor allem werden Bargeld, Smartphones und hochwertige USB-Kopfhörer gestohlen. In Einzelfällen seien auch die Ausweise der Opfer abfotografiert worden, um diese einzuschüchtern, damit sie von einer Anzeige absehen. Teilweise mussten Opfer auch Turnschuhe und Pullover ausziehen.

Nach einem Raub in Heide-Nord am Wochenende ist ein 17-Jähriger als Täter ermittelt worden. Er kam in U-Haft. Wie Wernicke sagte, war der Jugendliche in der Vergangenheit bereits anderen Delikten beteiligt. Sie erhofft sich nun einen Effekt auf andere Täter, “damit sie merken, das geht so nicht. das lässt sich die Stadt nicht gefallen.”