Kammern fordern Verbesserung der Berufsschulausbildung und Azubi-Ticket
Die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt fordert Politik und Verwaltung im Land nachdrücklich zu Bemühungen auf, die Berufsschulausbildung zu verbessern: Wege für Azubis zur Berufsschule sollten verkürzt, die Berufsschulausbildung effektiver organisiert und deren Finanzierung auf den Prüfstand gestellt werden. Auf der Grundlage einer Befragung von rund 4.700 sachsen-anhaltischen Ausbildungsunternehmen mit insgesamt knapp 15.900 Azubis haben die Hauptgeschäftsführer aller vier gewerblichen Kammern dazu einen Katalog mit konkreten Handlungsempfehlungen vorgelegt. Ziel müsse es sein, die duale Berufsausbildung für Jugendliche wieder attraktiver zu machen, um zukünftige Fachkräfte im Land zu halten, sagen die Wirtschaftsvertreter übereinstimmend.
Die aufwändige Untersuchung mache den Handlungsbedarf überdeutlich, erklärt Prof. Dr. Thomas Brockmeier, Hauptgeschäftsführer der federführenden Industrie- und Handelskammer (IHK) Halle-Dessau: „Auf alle sachsen-anhaltischen Azubis hochgerechnet ergibt sich pro Schultag eine Strecke von mehr als einer Million Kilometer – allein für die Anfahrt!“ Wer nicht wohnortnah, aber immerhin in Sachsen-Anhalt beschult werde, fahre im Schnitt fast 100 Kilometer je Schultag hin und zurück¸ dies betreffe knapp drei Viertel des Fachkräftenachwuchses. Die Analyse zeige: Fast jeder fünfte Auszubildende könnte rund 25 Kilometer pro Fahrt sparen, wenn eine nähergelegene Berufsschule besucht werden dürfte. „Aber das Schulgesetz macht bisher noch die Landkreisgrenzen zu unüberwindlichen Barrieren – und das muss sich dringend ändern“, betont Brockmeier.
Vor diesem Hintergrund sei es außerdem schwer verständlich, wenn der Berufsschulunterricht zukünftig nicht besser, sondern faktisch sogar schlechter organisiert würde als zuvor, ergänzt Dirk Neumann, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Halle. Er bezieht sich damit auf Pläne der Landesregierung, verschiedene Ausbildungsberufe auch bei identischem Rahmenlehrplan nicht mehr gemeinsam zu beschulen; das könnte die Wege für die Azubis sogar verlängern. „Wir fordern: Diese Form der Beschulung sollte auch für die Zukunft gewährleistet werden, da sie sich über viele Jahre bewährt hat – Lehrlinge, Betriebe und Innungen waren zufrieden!“. Laufende Verhandlungen mit dem Bildungsministerium stimmten ihn optimistisch, so Neumann, auch unterschiedliche Berufe mit gleichen Lernfeldern künftig in ortsnäheren Schulstandorten gemeinsam unterrichten zu können.
Burghard Grupe, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Magdeburg, erneuert in diesem Zusammenhang die Forderung der vier Kammern nach einem Azubi-Ticket auch für Sachsen-Anhalt: „Um eine Gleichbehandlung von Auszubildenden und Studierenden zu erreichen, brauchen wir ein Azubi-Ticket. Damit können sowohl die Folgen der zunehmenden Zentralisierung von Schulangeboten etwas gelindert als auch der ÖPNV auf dem Land gestärkt werden.“ Außerdem gehörten die Erstattung von Internats- und Fahrtkosten dringend auf den Prüfstand, gerade in einem Flächenland wie Sachsen-Anhalt, fügt Grupe hinzu.
Wolfgang März, Hauptgeschäftsführer der IHK Magdeburg fordert überdies, finanzielle Fehlanreize zu beseitigen: „Bei zentralen Festlegungen zu Berufsschulstandorten ist es nicht förderlich, dass Landkreise und kreisfreie Städte für Auszubildende, die sie an andere Kommunen abgeben (müssen), einen sogenannten Gastschulbeitrag zahlen und damit ihren Haushalt schmälern.“ März hebt hervor: Berufsbildende Schulen müssten planungssicher in die finanzielle Lage versetzt werden, über regionale Grenzen hinweg – auf Antrag und Wunsch von Unternehmen – Auszubildende aufzunehmen oder abzugeben. März: „Berufs¬schulstandorte müssen wohnort- und betriebsnäher angeboten werden!“
Die Studenten haben doch deshalb „Freifahrt“ im MDV, weil alle Studenten zählen MÜSSEN.
Das sollten die Funktionäre ihren Mitgliedern mal verklickern.
Denn dann müsste auch die Friseur-Azubine dafür zahlen, obwohl sie vielleicht mit dem Rad fährt.