“Kulinarisches Sachsen-Anhalt”: Auszeichnung für “Böllberger Bock” der Lebenshilfe
Bis in die 1990er hinein wurde im Böllberger Weg in Halle (Saale) Bier gebraut. Dann starb diese Tradition, die Saalestadt hatte keine eigene Biersorte mehr. Doch im Jahr 2019 hat die Lebenshilfe diese Tradition wiederbelebt. Direkt in unmittelbarer Nähe zur alten historischen Brauerei gibt es nun eine kleine, neue Anlage. Und die Lebenshilfe ist damit erfolgreich. Bereits im vergangenen Jahr gab es für das Kellerbier einen Stern im Wettbewerb „Kulinarisches Sachsen-Anhalt”, in diesem Jahr wurde nun das Bockbier ausgezeichnet.137 Bewerbungen um den Preis gab es. Vertreter der Agrarmarketinggesellschaft Sachsen-Anhalt haben am Dienstag das Hofschild überreicht. Die Jury, in der unter anderem Sterne-Koch Robin Pietsch saß, lobt die tolle Farbe. Der Geschmack sei würzig, weich, mild, sehr süffig, schön malzig und aromatisch, das ganze Produkt stylisch.
Die Lebenshilfe kümmert sich an drei Standorten in Halle um Menschen mit Behinderungen, 400 von ihnen haben dort einen Arbeitsplatz in den verschiedenen Werkstätten gefunden – Café, Pension, Holzbau, Reinigung, Wäscherei, Metallbearbeitung – und eben die Brauerei. Der Braumeister wird dabei von 13 Menschen mit Beeinträchtigungen unterstützt.
Und Lebenshilfe-Chef Thomas Staude macht deutlich, dass man beim Bier auf Qualität achtet. So reift das Bier sechs Wochen in den Tanks. Zudem ist das Böllberger Bier naturtrüb, es wird also nichts herausgefiltert. Das sorge für den vollmundigen Geschmack, sagt Staude. Schließlich seien ja jene Schwebstoffe auch die Geschmacksträger. Das hat sich übrigens in der Region herumgesprochen. Neben dem Böllberger Bier wird bei der Lebenshilfe auch für andere kleine Brauereien der Brauprozess oder die Abfüllung übernommen. So sind 5 Leipziger Kleinbrauereien am Start, für die Gommeraner werden die Flaschen gewaschen. Und beim “World Beer Award” in London gab es im vergangenen Jahr sogar eine Bronze-Medaille für das “Märzen”, diese Biersorte wie nur im Frühjahr hergestellt, im Sommer gibt es noch das Pale Ale. Das Böllberger Bier gibt es in verschiedenen halleschen Läden zu kaufen, beispielsweise bei Globus, den Edeka-Centern am Hermes-Gelände und auf dem Mafa-Areal, sowie bei der Getränkequelle.
Er freue sich über die Auszeichnung, so Staude. “Wir haben hier in kurzer Zeit viel aufgebaut.” Man könne sich als kleine Brauerei auch von der Masse abheben. Zudem können in den Werkstätten eigene Etiketten hergestellt werden. Somit kann man sich auch für Firmenfeiern oder Hochzeiten Böllberger Bier mit einem individuellen Etikett liefern lassen.
Entstanden ist die Lebenshilfe in Halle direkt nach der Wende durch engagierte Eltern. Diese haben sich zunächst um bessere Wohnformen für ihre behinderten Kinder kümmern wollen. Doch daraus ist heute ein wichtiger Player in der halleschen Behindertenhilfe geworden. “Unser Ziel ist die Vorbereitung für den ersten Arbeitsmarkt”, so Staude. Das freilich schaffen nur wenige. Aber alle Behinderten erhalten bei der Lebenshilfe eine sinnstiftende Tätigkeit. “Und sie haben hier ihren Sozialraum”, so Staude.
Un wir als Beschäftigte wissen nix davon schon bissel traurig
Wann bekommen behinderte Menschen endlich Mindestlohn? Jaja…ich weiß, es ist ja nur ein „arbeitnehmerähnliches Beschäftigungsverhältnis“….oder eben Ausbeutung.
„Wann bekommen behinderte Menschen endlich Mindestlohn?“
Harald,
in der Privatwirtschaft arbeiten auch behinderte Menschen, die dafür den gesetzlichen Mindestlohn oder sogar mehr bekommen. Über ein paar Ecken kenne ich eine gehörlose Frau, die in einem Unternehmen Dokumente digitalisiert und somit ihr eigenes Geld verdient und nicht auf Sozialleistungen angewiesen ist.
„Jaja…ich weiß, es ist ja nur ein „arbeitnehmerähnliches Beschäftigungsverhältnis“….oder eben Ausbeutung.“
Es ist bei genauer Betrachtung eine staatlich finanzierte Beschäftigungsmaßnahme und eben kein reguläres Arbeitsverhältnis. Wie gesagt, behinderte Menschen können auch in der Privatwirtschaft arbeiten, wenn sie es auch wirklich wollen.
Man muss es also nur wollen? Ich finde „Mindestlohn“ sollte für alle gelten. Für Menschen die im Knast arbeiten ebenso wie für Menschen mit Behinderungen.
Finden kann man vieles, aber deshalb werden die Wünsche nicht wahr. Als nächstes wird Mindestlohn für Ehrenämter gefordert oder dafür, dass man Zeit mit seinen eigenen Kindern verbringt.
Was Kulmbach mit der Alten Brauerei gemacht hat ist schade. Ich könnte mich heute noch für das MB Bier Export im Holzkasten anfreunden.
So etwas nennt sich eben Angebot und Nachfrage und die Nachfrage nach Bier in Holzkästen ist offenbar nicht vorhanden.