Leitbild Marktplatz auf der Zielgeraden: Bürger diskutieren über Grün, Schatten, Toiletten und das Händel-Denkmal

Am Montag fand im Stadthaus in Halle (Saale) die mittlerweile vierte Zukunftswerkstatt zum “Leitbild Marktplatz” statt. Zwei Stunden wurden Ideen für Halles “gute Stube” gesammelt. Erstmals wurde ein Entwurf präsentiert, der die Vorschläge der vergangenen Sitzungen aufgenommen hat.

Ein der am häufigsten genannten Wünsche: mehr Toiletten. Und das nicht nur an der einen Stelle wie aktuell im Container in der Rathausstraße, sondern an verschiedenen Ecken des Markplatzes. Gästeführerin Beate Krauße untermauerte noch einmal diesen Vorschlag und verweist beispielhaft auf ankommende Reisebusse. Und wann dann viele Fahrgäste auf einmal auf Toilette wollen, wird es schwierig mit den vorhandenen Anlagen.
Immer wieder genannt wurde in den vergangenen Sitzungen eine “ehrende Distanz” um das Händel-Denkmal, entweder mit Zäunen oder mit Grün. Diese Idee wurde im Entwurf aufgegriffen, allerdings noch ohne konkrete Maßnahmen. Im Plan heißt es “Respekträume” um Händel-Denkmal, Roten Turm und Marktkirche. Dort sitzen Momentan öfter Gruppen von Trinkern, und auf den Stufen des Händel-Denkmals dienen als Sitzmöglichkeit. Kein schöner Anblick für Touristen.
Ein Verein will das Barock-Portal des alten Rathauses nachbauen und zwischen Ratshof und New Yorker wieder aufbauen. Ob das die richtige Stelle ist, darüber wurde diskutiert. So kam vielfach der Vorschlag, dieses doch stattdessen am Eingang des nördlichen ehemaligen Kaufhof-Gebäudes zu installieren. Es könnte als Eingangsportal für das Gebäude dienen und auch für eine Aufwertung der Fassade sorgen. Auch ein Standort in der Rathausstraße am Eingang zum Marktplatz wurde vorgeschlagen.
Was vielen Leuten fehlt: Grün auf dem Markt. So wurde beispielsweise die Aufstellung von mehr Bäumen in Kübel vorgeschlagen, dort könnten sich dann auch Sponsoren präsentieren. Die feste Pflanzung ist laut Stadt wegen der unterirdisch verlegten Leitungen und der Rettungswege kaum möglich. Auch die Masten (zum Beispiel für Licht und Fahrleistungen) könnte man begrünen. Auch textile Sonnenschutzsegel oder “Wasserzerstäuber / Wassernebel” für heiße Tage als Abkühlung wurden angebracht.
Mehrfach wurde in den Runden das Marktpflaster angesprochen, was zusätzlich die Hitze an heißen Tagen speichert. Ein schneller und kompletter Ersatz scheint auch angesichts der Kosten eher unwahrscheinlich. Mit anderen Pflastersteinen könnte man die Grundrisse der alten abgerissenen Kirche und des alten Rathauses sichtbar machen.
Für Diskussionen sorgte erneut der Taxistand. Der wurde im Entwurf an der Stelle belassen, wie er jetzt auch zu finden ist. In den vergangenen Rund hatten sich mehrere Bürger für einen anderen Standort ausgesprochen. Auch die Gebäude-Eigentümer des benachbarten Kaufhofs waren dieser Meinung, da sie ja im Erdgeschoss Gastronomie mit Freisitz einrichten wollen. Da sind Taxis mit laufendem Motor kontraproduktiv.
Eine optische Aufwertung des Wasserspiel wurde vorgeschlagen, am Durchgang von Schülershof zum Marktplatz könnte man einen Spielplatz einrichten. Auch für eine verkehrliche Neuordnung am Hallmarkt wurde sich ausgesprochen, weil der Platz momentan auf allen Seiten von Verkehr umgeben ist. Wenn der Bereich der Salzgrafenstraße gesperrt würde, könnten sich ja hier Cafés ansiedeln. Beate Krauße sorgt sich als Stadtführerin auch über die Demonstrationen auf dem Marktplatz. Sie schlug vor, den Marktplatz für diese Zwecke zu sperren. “Warum soll man sich auf dem Markt anbrüllen lassen”, fragte sie.
Am 28. März wird eine Abschlussrunde in der Konzerthalle Ulrichskirche stattfinden. Dann wird der Entwurf des Leitbilds endgültig beschlossen. Danach geht er in den Stadtrat. Zudem soll eine ständige Marktkonferenz berufen werden, die jährlich tagt.
Nicht so ganz zufrieden zeigte sich Mark Lange vom Stadtmarketing. “Das Leitbild ist sehr unkonkret”, sagte er und sprach von einer “eierlegenden Wollmilchsau. Da passiert alles und nicht.” Er beklagte auch, dass sich die Zuständigkeiten im Kreis gegenseitig zugeschoben werden.

Bürgermeister Egbert Geier: „Unser angebotenes Format zeigt, dass Einwohnerbeteiligung und direkte Mitwirkung funktionieren: Einwohnerschaft, Verwaltung, Vereine, Gastronomen, Stadtrat und Händlerschaft veranstalten kein ,Wünsch-Dir-Was-Konzert‘, sondern suchen und erarbeiten in einem offenen Austausch gemeinsam Lösungen. Ich danke schon jetzt allen für ihre Beteiligung und Ideen. Ich freue mich auf die Abschlussveranstaltung Ende März in der Konzerthalle Ulrichskirche.“
Bürgermeister Egbert Geier betont, wie wichtig die Einwohnerbeteiligung bei der weiteren Gestaltung der Stadt, insbesondere der Innenstadt ist: „Den Interessen und Kompetenzen von Akteuren aus Handel, Wirtschaft und Einwohnerschaft schenken wir Gehör. Dieses Miteinander ist wichtig, um die Stadt gemeinsam voranzubringen.“ Gleichzeitig werde die Verwaltung vorangehen, so der Bürgermeister. „Jetzt machen wir Nägel mit Köpfen.“
Der Eigentümerwechsel des ehemaligen Kaufhofgebäudes 22-24 ist ein großer positiver Schritt. Bürgermeister Geier: „Wir sind hier in beharrlichen und intensiven Verhandlungen ein sehr gutes Stück vorangekommen. So muss es weitergehen. Der Kaufhof-Komplex ist Chefsache.“ Auch die angekündigte Eröffnung eines neuen Stadthotels unmittelbar am Markt in der Rathausstraße noch im März sind Erfolge, die positiv wirkten und auf die man aufbauen kann.
Der Bürgermeister wies auch auf das – auf der Westseite der Marktes – geplante Wasserspiel hin. „Dazu braucht es noch mehr Grün und Sitzgelegenheiten auf dem Marktplatz. Einfach ein besseres Flair. Ich bin deshalb froh, dass unser Begrünungskonzept mit dem Leitbild Marktplatz noch einmal eine wichtige Untersetzung bekommt. Die Aufenthaltsqualität ist das A und O für unseren Marktplatz,“ betont Egbert Geier. „Die Menschen sollen sich in unserem halleschen ‚Wohnzimmer‘ wohlfühlen .“
„Demonstrationen auf dem Marktplatz.“
Sowas wurde eigentlich zu DDR Zeiten immer auf dem Halbmarkt gemacht. Das sollte wieder so gehandhabt werden. Dann wird dieser Platz besser genutzt und die gute Stube (Marktplatz) bleibt für die Bürger frei. Fast täglich demonstrieren irgendwelche Leute und die Einwohner müssen darunter leiden.
Ich würde vermuten, am hallmarkt wohnen mehr Menschen als am Markt.
Das Versammlungsrecht ist ein hohes Gut.
Deshalb stimme ich zu, dass die Demonstrationen lästig sind wie eine Laus im Pelz, aber ich bin beruhigt, dass sie nahezu keine Wirkung erzielen….
Es lassen sich bestimmt noch ein paar hfc Fans durch irgendwelche Regenbogen triggern.
„Auch für eine verkehrliche Neuordnung am Hallmarkt wurde sich ausgesprochen, weil der Platz momentan auf allen Seiten von Verkehr umgeben ist. Wenn der Bereich der Salzgrafenstraße gesperrt würde, könnten sich ja hier Cafés ansiedeln.“
Natürlich muss auch wieder subtil das Thema autofreie Innenstadt eingebracht werden. Na dann sperrt mal ab, die Anwohner dort interessieren anscheinend null. Kreativität bei der Stadtplanung wie immer Fehlanzeige.
Kreativität in Bezug auf Autos gibt es schon! Es fallen immer dumme Begründungen ein um den Autoverkehr nicht einzuschränken oder ganz zu sperren! Klassiker wie die Omi, die jeden Tag zu irgendeinen Arzt gefahren werden muss oder wer kennt sie nicht, die täglichen Transporte von großen Haushaltsgeräten, die jeder mit Auto machen muss.
Das Wort Anwohner sagt Dir nichts? Man hätte schon längst den Verkehr am Hallmarkt / Salzgrafenstraße etwas einschränken können, z.B. Zufahrt nur für Anwohner. Aber upps, dort sind Zufahrten zu Parkplätzen / Parkhaus…damit verdient die Stadt ja Geld.
Und um welche Cafés geht es eigentlich? Nen richtiges Café gibt es dort schon ne Weile nicht mehr.
Die Anwohner dort besitzen mehrheitlich gar kein Auto. Und auch die Anwohner würden von weniger Verkehr am Hallmarkt profitieren. Und mal ganz polemisch gesagt: wer mit Auto in die Altstadt zieht, ist selbst an seinem Dilemma schuld und hat keine Berechtigung, sich zu beschweren.
keine ahnung, was das mit meinem regenbogen zu tun. vielleicht ist trotzdem mal ganz nett zu erklären, dass mit der abstimmung gegen die autoarme innenstadt gegen die umsetzung des gesamten konzepts (also diese 12 oder mehr punkte) gestimmt wurde, nicht gegen die einzelnen punkte an sich.
Die Stadt hat bis heute die obere Leipziger nicht hergerichtet. Der Markt wird bleiben ohne Veränderung. Keine Kohle und keine fähigen Leute in der Verwaltung.
Die Kaufhauskette Galeria schreibt nach offiziellen Meldungen ein Jahr nach der Insolvenz wieder schwarze Zahlen. Es wäre schön, wenn das noch nicht verplante Gebäude wieder zu Galeria gehören könnte. Hochwertige Produkte in größerer Auswahl muss man in ansonsten suchen in Halle. Das Panoramarestaurant mit dem einmaligen Blick über Halles Marktplatz sollte wieder eröffnet werden. Nebenbei, auch saubere Toiletten waren in dem Gebäude vorhanden.
Mal sehen was passiert, sprich was umgesetzt wird und wann. Wenn sich schon so eine stabile Bürgerbeteiligung abzeichnet dann entsteht eine grosse Erwartungshaltung. Herr Geier sprach von gefundenen Lösungen, ich denke: gefundene gemeinsame Vorschläge wäre besser gewesen.
Unter Lösungen verstehe ich tatsächlich in die Verwirklichung gebrachte Ideen. Der Druck auf den Stadtrat ist sehr hoch. Es wird viel Erklärung brauchen wenn etwas nicht verwirklicht wird.
Interessant wäre die Erfahrung der beteiligten Bürger*innen im Bezug auf ihre Demokratieerfahrung. Wie langsam ein Diskurs voranschreitet wenn alle Interessen berücksichtigt werden. Was denkt eigentlich die AfD über diese Bürgerbeteiligung, da wäre doch mal eine Nachfrage und die Antwort darauf interessant.
„Dazu braucht es noch mehr Grün …“
Noch mehr – wo ist das wenige?