LöwenKIDS-Studie aus Halle zeigt: Starke Unterschiede bei Häufigkeiten von Erkältungen und Infekten im Kindesalter
Viele Eltern können ein Lied davon singen: Kaum hat der Nachwuchs eine Atemwegsinfektion wie Erkältung oder Bronchitis überwunden, ist schon die nächste da. Wie häufig Kinder in den ersten beiden Lebensjahren davon betroffen sind und warum, war jedoch bisher unzureichend untersucht. Die bis 2020 präpandemisch berücksichtigten Daten der LöwenKIDS-Studie geben nun erstmals für Deutschland Aufschluss darüber: Im Mittel waren es 13 Infektionen, wobei die Häufigkeit bei 80 Prozent der Kinder zwischen sieben und 20 respiratorischen Infektionen variierte. Die Ergebnisse wurden in der Spezialausgabe „Respiratory Infection in Children“ des Fachjournals „Microorganisms“ veröffentlicht (https://doi.org/10.3390/microorganisms10010111).
Das Besondere: Die Daten stammen aus von den Eltern geführten tagesaktuellen Symptom-Tagebüchern. „Unseres Wissens nach gibt es in Deutschland keine vergleichbar belastbaren Daten zu dieser Thematik. Eine vor 30 Jahren durchgeführte Studie war so ähnlich konzipiert, die Infektionen wurden aber auch dort eher nachträglich erfragt. In anderen Auswertungen werden häufig nur die Arztbesuche gezählt oder die Eltern im Nachhinein gefragt, wie oft ihre Kinder beispielsweise im letzten Jahr krank waren. Dass sich auf diese Weise an viele Infektionen nicht erinnert werden konnte, liegt auf der Hand. Unsere Studie gibt hingegen die volle Last der Infektionen wieder“, erklärt Susan Langer vom Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik der Universitätsmedizin Halle, an dem die Leitung der LöwenKIDS-Studie angesiedelt ist.
Die Auswertung der Daten aus der LöwenKIDS-Kohorte zeigt, dass die Atemwegsinfektionen im Mittel etwa elf Tage andauerten, häufiger im Winter als im Sommer auftraten, im Laufe des ersten Lebensjahres zunahmen, im zweiten Lebensjahr stabil blieben und gegen Ende langsam zurückgingen. Basierend auf den Daten zeigt sich, dass der Eintritt in die Kindertagesstätte häufig mit mehr Infektionen verbunden ist.
„Häufige Infekte, gerade bei Babys und Kleinkindern, machen Eltern oft große Sorgen. Dabei sind sie ganz normal, wie unsere Datenauswertung zeigt, und wir hoffen, dass Eltern dadurch etwas entspannter damit umgehen können“, sagt Privatdozent Dr. Roland Haase, Leiter der Abteilung für Neonatologie der Universitätsmedizin Halle und Mitautor des Artikels. „Die Daten sind aber nicht nur für Eltern interessant, sondern auch für Kinderärztinnen und -ärzte sowie Forschende hinsichtlich der Häufigkeit und Bandbreite der Atemwegsinfektionen und Symptomlast bei Kindern bis zum Alter von zwei Jahren“, so der Mediziner weiter. Was bisher unbeantwortet ist, ist die Frage, ob es eine Rolle spielt, ob die Infektionen früh oder später durchgemacht werden. Hier werden in der Zukunft voraussichtlich weitere Ergebnisse aus der Studie folgen.
Die LöwenKIDS-Studie mit Leitung an der Universitätsmedizin Halle untersucht den Beitrag von Infektionen und anderer Faktoren bei der Entwicklung des Immunsystems in der Kindheit. Die Rekrutierung der Kohorte wurde 2017 beendet. Die ältesten Kinder sind inzwischen sechs Jahre alt und für sie endet die Zeit der intensiven Beobachtung. Beteiligt sind an der multizentrischen Studie außerdem das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung Braunschweig sowie die LMU München.
In einem weiteren gerade erschienenen Übersichtsartikel im Journal PLOS one haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IMEBI zudem ausgewertet, welche ähnlich strukturierten Kohortenstudien wie „LöwenKIDS“ es weltweit gibt, die von Geburt an den Tagebuch-Ansatz verfolgt haben und sich auf respiratorische Symptome beziehen (https://dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0263559).
„Dabei sind sie ganz normal, wie unsere Datenauswertung zeigt, und wir hoffen, dass Eltern dadurch etwas entspannter damit umgehen können“
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