Mietergärten: Stadtverwaltung ist grundsätzlich offen, sieht aber auch Probleme

Vor einem Monat haben die Linken die Idee von Mieter- und Bürgergärten ins Gespräch gebracht. Die gibt es schon in Teilen der Stadt, doch gibt es noch ausreichend Potentialflächen.
Grünflächen sollten „nicht nur aus pflegearmen Rasen, Sträuchern und Bäumen, sondern auch aus gepflegten Parks und Gärten am besten in Kombination mit Wasserspielen, Kunstobjekten, Bänken und Spielmöglichkeiten bestehen“, erklärt der Fraktionsvorsitzende Bodo Meerheim. Denkbar seien Mietergarten unmittelbar hinter dem Haus, der als Bestandteil einer Erdgeschosswohnung mit gemietet und über einen Austritt am Balkon erschlossen wird. Dies steigere die Attraktivität von Parterre-Wohnungen, meint man bei den Linken. Alternativ wären auch Bürgergärten denkbar, bei denen Beete gemeinsam bewirtschaftet werden. Ergänzt werden könnten diese durch Gemeinschaftsanlagen wie Grillplatz, Feuerstelle oder Tische und Sitzgelegenheiten.
Die Stadtverwaltung hat sich nun in die Spur gemacht, mit 8 Wohnungsgesellschaft und dem Stadtverband der Kleingärtner gesprochen. Man unterstütze grundsätzlich Vereine oder Initiativen, die Bürgergärten einrichten möchten, erklärt der zuständige Planungsdezernent Uwe Stäglin als Antwort auf den Ideenvorschlag der Linken. Wohnungsunternehmen hätten mitgeteilt, dass Terrassen und kleine Gärten, die unmittelbar von der Wohnung aus erreicht werden können, gut nachgefragt seien und oft zur guten Vermietbarkeit der Wohnungen beitragen würden. Derartige Projekte wurden im Oleanderweg und im Quedlinburger Weg umgesetzt. „Prinzipiell stehen die Verwaltung und auch die überwiegende Anzahl der befragten Wohnungsunternehmen dem Gärtnern im Wohnumfeld positiv gegenüber“, so Stäglin. Doch könne man das Thema nicht losgelöst von Kleingartenanlagen betrachten. Diese hätten teilweise bereits einen großen Leerstand. Weitere Mietergärten direkt an den Wohngebäuden könnten zu einem weiteren Rückgang der Attraktivität führen. „Bei einer Pacht von 14 ct/m²/Jahr stehen den Gärtnern preisgünstige Angebote mit einer sehr guten Infrastruktur für gärtnerische Zwecke zur Verfügung“, erklärt Stäglin, warum kein großes Angebot an Mietergärten nötig sei.
Auch die Idee von Bürgergärten sei in Halle schon getestet worden. Beispielhaft nennt Stäglin die 2003 eingerichteten Neustadtgärten am Niedersachsenplatz. Eine Teilfläche werde bis heute von Verein Shorai do Kempo genutzt, andere Angebote seien nach kurzer Nutzung gescheitert. Auf eine geringe Resonanz stoße der „Essbare Waldgarten“ in der Silberhöhe. Aktuell starten HWG und Villa Jühling das Projekt „Bunte Beete“ in Heide Nord, die Sekundarschule Heinrich Heine will einen Schulgarten einrichten. Doch gerade bei Bürgergärten gebe es vielfältige Probleme. So gebe es keine „Dachorganisation“ mit eindeutigen Regeln, ein Ansprechpartner fehle. Auch Vandalismusschäden und eine fehlende Abgrenzung zum öffentlichen Raum sowie fehlende Wasser-, Strom und Sanitäranlagen werden von der Stadt als Hindernis erachtet.
Die Linken sehen Gartenprojekte aber auch als Idee, um ein besseres Kennenlernen von Migranten und Deutschen zu ermöglichen. „Prinzipiell ist eine Tätigkeit im Garten und in der Gemeinschaft nach Auffassung der Verwaltung und der meisten Wohnungsunternehmen gut geeignet, zum besseren Zusammenleben verschiedener Bevölkerungsgruppen, beizutragen“, so Stäglin. Jedoch müssten Träger gefunden werden, die sich für die Koordination verantwortlich zeichnen. Ein gutes Beispiel könne mit dem geplanten Bürgergarten in der Muldestraße entstehen, worüber die Stadt derzeit mit dem Verein congrav e. V. verhandelt. Neben einem Indoorspielangebot in der Halle ist hier die Anlage eines Bürgergartens unter Einbeziehung verschiedener Akteure geplant. Über das für 2016-18 bewilligte ESF-Projekt BIWAQ „ARBEITsPLATTE“ könne der Garten dabei auch für die Betreuung von Migrantinnen und Migranten genutzt werden, so Stäglin.
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