Mieterhöhungen bei Grand City: Anwalt findet billigere Vergleichswohnungen
Seit Wochen tobt in Halle der Kampf gegen satte Mieterhöhungen bei Grand City. Das Unternehmen begründet das damit, dass die Mieter für ihre Wohnung viel weniger bezahlen als in vergleichbaren Wohnungen. Dem Schreiben zur Erhöhung sind einige Mietbeispiele aus der Richard-Paulick-Straße beigelegt.
Rechtsanwalt Johannes Menke, der für die Freien Wähler zur Stadtratswahl antritt, hat sich in den vergangenen Wochen deshalb über Vergleichswohnungen von Grand City informiert. Am Mittwoch lud er deshalb die Mieter zu einer neuerlichen Info-Veranstaltung ein. Rund 30 Mietangebote von Grand City hat er deshalb gesammelt. Und die könnten für das Unternehmen und seine geplanten Mieterhöhungen zum Problem werden. Denn frisch renovierte Wohnungen in der Richard-Paulick-Straße und der Zerbster Straße bietet Grand City dafür rund 4.80 Euro pro Quadratmeter an – also für weniger, als die Bestandsmieter, denen die Erhöhung ins Haus geflattert ist, schon jetzt bezahlen. „Ich war überrascht, als ich die Preise gesehen habe“, so Menke. Eigentlich müsse man ja davon ausgehen, dass bei einer Neuvermietung die ortsübliche Vergleichsmiete verlangt wird.
Aber wie kommt Grand City dann auf einen Mietpreis von 6.50 Euro pro Quadratmeter in den Vergleichswohnungen? Menke hat die Vermutung, dass es sich hierbei um Transferwohnungen handelt – also Wohnungen, in denen Hartz IV-Bezieher oder Asylbewerber wohnen. Und weil der Staat über die Kosten der Unterkunft die Miete zahlt, werden hier die Mietpreise besonders hoch festgelegt.
Den von Erhöhungen betroffenen Mieter riet Menke erneut, einfach nicht auf die Schreiben von Grand City zu reagieren. „Grundsätzlich müssen sie auf das Schreiben von Grand City nicht antworten“, so Menke. Er hatte aber für die Mieter ein Musterschreiben aufgesetzt, in denen die Mietererhöhung zurückgewiesen wird, weil die Vergleichswohnungen nicht vergleichbar sind.
Will Grand City seine höhere Miete durchsetzen, müsste das Unternehmen klagen. Doch Menke geht von einem solchen Schritt nicht aus. Denn der Richter würde dann ein Gutachten erstellen lassen. Dies würde zu der Erkenntnis gelangen, dass die Mietpreise zu hoch angesetzt sind. Offenbar hat aber das Unternehmen die Situation erkannt und geht einen neuen Weg. Einige Mieter haben neue Erhöhungsschreiben mit einer geringeren Erhöhung bekommen. Und einige haben auch tatsächlich zugestimmt. Andere Mieter haben persönliche Gesprächsangebote bekommen. Menke warnt davor, diese anzunehmen. Denn hier ist ein Wohnungsverwalter dabei, und der könnte vor Gericht für sein Unternehmen als Zeuge aussagen – während die Mieter keine Zeugen hätten. Schlechte Karten also für sie. Menke gab zudem die Empfehlungen, seine Kontoauszüge zu überprüfen, damit Grand City nicht einfach mehr Geld abbucht.
Zudem kam in der Versammlung die Idee auf, die Mieterräte wiederzubeleben. Die hatte der frühere Eigentümer Marseille einst installiert. Beim nachfolgenden Eigentümer sei diese Form der Mitbestimmung der Mieter vernachlässigt worden und schließlich bei Grand City ganz eingeschlafen. „Versuchen Sie sich mal, gemeinsam zu engagieren“, gab Menke mit auf den Weg. Auch Ideen zur Verbesserung des Wohnumfelds könne man einbringen.
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