Moritzburg hat Gemälde von Max Liebermann zurück – die Nazis hatten es 1937 verkauft, weil der Künstler Jude war

Im Jahre 1900 hat der damalige Museumsverein für die Moritzburg zwei kleine Liebermann-Gemälde (Alte Frau an der Haustür und Venezianische Gasse nach links) erworben. Das bildete den Grundstock für die unter Museumsdirektor Max Sauerlandt entstehende Liebermann-Sammlung des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale). Zwar blieben Liebermanns Werke von der Aktion „Entartete Kunst“ 1937 verschont, wurden dann aber im Juni 1938 durch die nationalsozialistische Museumsleitung veräußert und gegen eine Ölstudie aus dem 19. Jahrhundert eingetauscht.
2020 kehrten Venezianische Gasse nach links und Alte Frau an der Haustür als Leihgaben an das Museum zurück. Nun gelang sogar die Rückerwerbung der Venezianischen Gasse nach links durch die Freunde und Förderer des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale), den Nachfolge-Verein des Museumsvereins, der einst 1900 das Werk erstmals dem Museum schenkte. Eine fünfstellige Summe hat der Freundeskreis ausgegeben, genau den Betrag, den die bisherige Besitzerin Elisabeth Bönsch bezahlt hat. „Ich wollte damit keinen Gewinn machen“, sagte sie. Die Einnahmen werden ihrer eigenen Kunststiftung zugute kommen.
„Ich freue mich sehr, dass es erneut gelungen ist, ein aufgrund repressiver nationalsozialistischer Kulturpolitik verlorenes Gemälde zurück zu erwerben und bin Elisabeth Bönsch zu großem Dank verpflichtet, dass sie bereit war, das Gemälde ohne Gewinnabsichten dem Museum zu verkaufen. Dass der Rückerwerb obendrein in derselben Konstellation gelang wie vor 123 Jahren zeigt das Engagement unseres Freundes- und Förderkreises. Eines der wichtigen Werke für die Moderne um 1900 ist nun dauerhaft für das Landeskunstmuseum gesichert!“, so Thomas Bauer-Friedrich, Direktor des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale).
Für Bönsch, die mit ihrem mittlerweile verstorbenen Mann seit Jahrzehnten Kunst sammelt und in deren Besitz sich viele tausend Grafiken und zahlreiche Gemälde befinden, war es der erste Verkauf eines Kunstwerks. „Es fiel mir nicht leicht“, gestand sie. Doch sie habe sich überzeugen lassen, dass die Moritzburg der richtige Ort ist. Vor drei Jahren hatte sie dem halleschen Kunstmuseum das Werk schon als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt.
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