Moritzburg in Halle bekommt ein beschlagnahmtes Werk zurück
In der Moritzburg in Halle (Saale) ist künftig wieder das Aquarell Abstieg (1925) von Wassily Kandinsky (1866–1944) zu sehen. Der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt ist es mit maßgeblicher Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Kulturstiftung der Länder, der Saalesparkasse und des Landes Sachsen-Anhalt/Staatskanzlei und Ministerium für Kultur gelungen, für das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) ein 1937 das die nationalsozialistische Aktion „Entartete Kunst“ aus dem Museum beschlagnahmtes Werk zurückzuerwerben.
Das Werk wurde 1929 von Museumsdirektor Alois J. Schardt für das Museum angekauft, 1937 von den Nationalsozialisten als „entartet“ beschlagnahmt und im gleichen Jahr in der Münchner Femeausstellung diffamierend präsentiert. 1940 erwarb es der Kunsthändler Hildebrand Gurlitt, aus dessen Besitz es nach dem Zweiten Weltkrieg in den Kunsthandel gelangte und in der Folge mehrfach den Eigentümer wechselte. Der letzte private Eigentümer in Japan tat 2015 seine Verkaufsabsicht kund. Das Auktionshaus wandte sich daraufhin an das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) und informierte über die Möglichkeit, ein Werk aus der verlorenen Sammlung der Moderne zurückerwerben zu können.
Daraufhin signalisierte die Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt mit Blick auf den besonderen Stellenwert dieses Werkes innerhalb der Museumssammlung ihr nachdrückliches Interesse, diese Arbeit zurückzuerwerben. Dies wurde möglich dank der großzügigen Unterstützung durch die Ernst von Siemens Kunststiftung, die Kulturstiftung der Länder, die Saalesparkasse und das Land Sachsen-Anhalt/Staatskanzlei und Ministerium für Kultur.
Dr. Christian Philipsen, Generaldirektor der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt: „Mit dem gelungenen Rückerwerb des Kandinsky-Aquarells kehrt ein Werk des Dessauer Bauhaus-Meisters in die Region seiner Entstehung und seines ersten Aufbewahrungsortes zurück. Ich bin allen Unterstützern in höchstem Maße dankbar, dass diese bedeutende Erweiterung der Sammlungen des Kunstmuseums des Landes Sachsen-Anhalt möglich wurde.“
Für Museumsdirektor Thomas Bauer-Friedrich ist der Rückerwerb ein besonderer Moment in der Museums- und Sammlungsgeschichte: „Von den ehemals acht Kandinsky-Werken unserer Sammlung wurde im Jahr 1937 nur das frühe Aquarell Konzentriertes nicht beschlagnahmt. Mit der Rückerwerbung des Aquarells Abstieg können wir die enormen Sammlungsverluste mit einer bedeutenden Arbeit wieder ein Stück weit mehr ausgleichen. Zugleich erhält die Sammlung ein signifikantes Werk für Kandinskys stilistische Entwicklung in den 1920er Jahren zurück, als dieser am Dessauer Bauhaus als Meister lehrte.“
„Immer wenn es gelingt, ein durch die Nationalsozialisten als sogenannte ‚entartete Kunst’ beschlagnahmtes Kunstwerk wieder an seinen ursprünglichen Ausstellungsort zurückzuführen, ist der durch Ernst von Siemens bestimmte Stiftungszweck aufs trefflichste erfüllt und ein großer Tag für die Sammlung, die Mitarbeiter, die Museumsbesucher und die Kunststiftung. Kandinskys Aquarell Abstieg ist wieder an dem Ort, an dem es seine größte Strahlkraft entfalten kann“, freut sich Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung.
„Bis 1937 zählte das Kunstmuseum Moritzburg in Halle dank der klugen Ankaufspolitik der damaligen Direktoren zu einem der frühesten – und führenden – Bestände deutscher Avantgarde. Die nationalsozialistische Kulturpolitik mit der Aktion gegen die sogenannte Entartete Kunst bereitete dem ein jähes Ende. Deshalb engagieren wir uns seit Jahren dafür, den Reichtum der ursprünglichen Sammlung wieder erlebbar zu machen: Mit Kandinskys Aquarell kehrt nach 80 Jahren ein Schlüsselwerk seiner Bauhauszeit nach Halle zurück.“, so Dr. Stephanie Tasch, Dezernentin der Kulturstiftung der Länder.
„Die Förderung von Kunst und Kultur liegt der Saalesparkasse schon immer sehr am Herzen. Deshalb verbindet uns mit dem Kunstmuseum Moritzburg eine langjährige und vielfältige Partnerschaft. Diese umfasst die Unterstützung verschiedener Ausstellungsprojekte, den Erwerb des Feininger-Gemäldes Roter Turm I sowie die Bereitstellung von Werken von Albert Ebert. Mit der Unterstützung beim Ankauf von Wassily Kandinskys Abstieg leisten wir gern unseren Beitrag zur Rückführung eines wertvollen Kunstwerkes in seine angestammte Sammlung und damit zur weiteren Profilierung des weit über Halle (Saale) und Sachsen-Anhalt hinaus strahlenden Kunstmuseums“, so Dr. Jürgen Fox, Vorstandsvorsitzender der Saalesparkasse.
Dr. Gunnar Schellenberger, Staatssekretär für Kultur in der Staatskanzlei/Ministerium für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt, fügt zum Erwerb an: „Sachsen-Anhalt ist das Land der Moderne. Nicht zuletzt deshalb ist es uns eine große Freude, dass mit Kandinskys Abstieg ein bedeutendes Werk dieser Epoche hier – an den Ort seiner Entstehung und ersten musealen Präsentation zurückkehren kann. Dies ist ein weiterer und wichtiger Schritt in der Schärfung des Profils des Landeskunstmuseums zur Burg der Moderne und zur Beseitigung der schmerzhaften Lücken, die die Aktion ,Entartete Kunst’ 1937 in das Sammlungsprofil des Hauses gerissen hat.“
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