Muslime planen Fußballspiel, um Vorurteile abzubauen
Die Vorbehalte über den Islam sind groß. Das wissen auch die Vertreter der muslimischen Gemeinschaft „Ahmadiyya Muslim Jamaat“, die seit einigen Wochen mit Aktionen in der Region aktiv sind.
„Wir verstehen uns als Reformgemeinde“, sagte Imam Amed Arif, der in Deutschland geboren ist und dessen Eltern aus Pakistan kommen – der Heimat der meisten Anhänger dieses islamischen Strömung. „Wir glauben daran, dass der Islam seit jeher friedlich ist“, meint er. Der Prophet habe schon damals eine Friedenslehre gepredigt. Die Vorurteile, so meint Arif, kommen daher, dass die meisten Ostdeutschen so gut wie nie etwas mit Muslimen zu tun haben. Im Westen würden die meisten einen muslimischen Nachbarn oder Arbeitskollegen haben. Arif sagte, Ahmadiyya setze sich für die Trennung von Staat und Religion ein, sei für eine absolute Friedfertigkeit. Auch könne es keine irdische Strafe für den Abfall vom Glauben geben, meinte Arif. Eine Meinung, mit der die Ahmadiyya aber weitgehend allein dasteht. Das zeigt sich schon daran, dass in Pakistan die Gemeinschaft nicht als Muslime anerkannt werden. Andernfalls drohen empfindliche Strafen
Mit verschiedenen Aktionen sollen nun auch die Menschen in der Region mehr mit Muslimen in Verbindung kommen. Am Freitag, 31. März, wird es um 17.30 Uhr ein Fußballspiel in der Kicker Arena in Neustadt gegen Roter Stern Halle geben, danach ist eine Gesprächsrunde geplant. Unter dem Motto „Sport vereint“ wolle man in Kontakt kommen. Am nächsten Freitag, 7. April, spenden Muslime dann in der Uniklinik Blut. In diesem Jahr wird die Gemeinde zudem wieder einen „Charity Walk“ durchführen. Dann werden wieder Spenden für soziale Zwecke gesammelt.
Missionieren wolle man nicht, sagt Arif, der 7 Jahre als Imam ausgebildet wurde und derzeit in Leipzig Germanistik und Philosophie studiert. Es gehe um Aufklärung. Trotz allem glaubt man auch in dieser Religionsauslegung daran, dass irgendwann der Islam auf der ganzen Welt verbreitet ist. „Unser Ziel ist es die Herzen der Mensche zu erobern“, meint Arif. Heute sei die Welt kapitalistisch und materialistisch, was eigentlich dem Islam widerspreche.
Doch klar ist auch, dass die Ahmadiyya auch nur für einen geringen Teil der Muslime sprechen. Die Gemeinde Leipzig, zu der auch Halle gehört, hat gerade einmal 85 Mitglieder. Und die Weltgemeinschaft der Muslime betrachtet die Ahmadiyya gewissermaßen als „Ketzer“. Arif ist der Meinung, dass die Muslime und nicht der Islam reformiert werden müssen. Er zitiert aus Prophezeiungen zum Islam, wonach die Religionsgelehrten einmal die schlimmsten aller Kreaturen unter dem Firmament sein werden, vom Koran nix als seine Buchstaben übrig bleiben werde. „Diese Zeit sehen wir gekommen“, meinte er angesichts diverser Terrororganisationen. „Wir glauben daran, dass all diese Auswüchse des Islams theologisch auf keinen Fall zu rechtfertigen sind“, so Arif. Sie hätten viel mehr politische Hintergründe.
Doch unumstritten ist auch die AJJ nicht. Teilweise ist in Zeitungsartikeln aus der Region auch von Sekte die Rede, ein Jugendmagazin berichtete von Äußerungen der Organisation, wonach Schweinefleisch schwul mache. Die Wissenschaftlerin Hiltrud Schröter warf der Gemeinschaft antichristliche, antiwestliche und antijüdische Propaganda vor. Der stadtbekannte T-Shirt-Unternehmer Sven Liebich nutzte deshalb auch die Pressekonferenz für eine eigene Aktion. Er, einst sehr aktiv in der rechten Szene als Kader von Blood & Honour, verkleidete sich als Imam, fragte in Richtung der Muslime, ob denn alle Schwulen vom Dach geworfen werden und Schweinefleisch verboten wird, wenn der Islam die Oberhand bekommt. Zwei seiner Begleiter hielten ein Banner. Ein dritter Teilnehmer hatte seinen Hund mit einem „Merkel Akhbar“-Short ausgestattet und zeigte in Richtung der Muslime die Schussgeste.
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