Naturschutzbund NABU fordert Absage der Lichterwelten im Bergzoo Halle: “absurdes Lichterspektakel”

Derzeit erfolgt im Bergzoo in Halle (Saale) der Aufbau der Lichterwelten. Diese sollen vom 19. Dezember bis 24. Februar 2024 stattfinden. Kritik äußert nun der Naturschutzbund NABU. Dieser wendet sich mit einem Brief an Bürgermeister Egbert Geier und den Zoo. Mit Befremden habe man von dem fragwürdigen Event erfahren. Der Zoo solle “erneut Schauplatz eines absurden Lichterspektakels zu nächtlichen Stunden werden soll.”

Die Hallenser gehen eigentlich in ihren Zoo, um Tiererlebnisse zu haben, heißt es in dem Schreiben von NABU-Vorstand Annette Trefflich. “Aber zur nächtlichen Stunde ist das unmöglich, da die meisten Zootiere weggesperrt sind, um sie vermeintlich so vor dem 10-wöchigen Trubel mit Licht und Beschallung zur unüblichen Besuchszeit zu schützen. Schon vor Jahren haben wir darauf hingewiesen, dass das Zoogelände besonders aus Tierschutzgründen kein Platz für ein solches Spektakel ist. Auch seinen Zootieren sollte der Zoo wenigstens nächtliche Ruhephasen zugestehen. Wir erinnern an den rechtlichen Rahmen für den Betrieb eines Zoos: weder die EU-Richtlinie 1999/22/EG über die Haltung von Wildtieren in Zoos, noch $ 42 Bundesnaturschutzgesetz oder das Tierschutzgesetz sind mit derartigen Events vereinbar”, so der NABU.

Weiter heißt es:

Die heutige Spaßgesellschaft soll sich an einer bunten, surrealen Traumwelt erfreuen, wohl mit der Perspektive, dass sich ein „Zoo“ auch ohne Tiere betreiben lässt. Nach allgemeinem Verständnis ist eine solche Einrichtung aber dann ein Vergnügungspark und genau da würde ein solches Event mit seinem Eventmanager auch hinpassen. 

Allerdings fragen wir uns, ob die das Event zu verantwortenden Personen in der Zooleitung, im Zooaufsichtsrat, in der Stadtverwaltung und auch bei den Sponsoren die Zeichen der Zeit überhaupt verstanden haben. Und auch die Presse berichtet dazu ja vollkommen unkritisch. Alle reden über den Klimawandel und den Artenschwund. 

Die Stadt Halle will in ein paar Jahren klimaneutral werden und der Zoo müsste, von seinem eigentlichen Anliegen her, sogar Vorreiter in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit sein. Mit solch einer überflüssigen Veranstaltung wird der Klimawandel mit all seinen Folgen aber massiv befeuert. 

Im fernen China wurden die Kulissen und Objekte zusammengebaut, extrem umweltschädlich in Überseecontainern nach Europa verschifft und diese mit Sattelschleppern in den Zoo Halle gefahren. Eine Unmenge Plasteverpackung ist zum Schutz der sperrigen Objekte erforderlich. 

Auch die 22 Handwerker und Techniker aus China, die die Show aufbauen, werden wohl kaum mit dem Rad, sondern sicher mit dem Fiugzeug nach Deutschland gekommen sein. 

Die „CO2-Produktion“ und Energieverschwendung geht aber noch weiter, denn die Figuren werden mit vielen tausend LED-Lampen zum Leuchten gebracht. Ein Teil der dafür erforderlichen Elektroenergie wird im zooeigenen Blockheizkraftwerk erzeugt, aber dieses wird mit dem in Deutschland ja so knappen und teurem Erdgas betrieben. Die Stadtwerke wird es freuen. Die Besucher dieser sinnfreien Veranstaltung werden aber auch überwiegend mit dem Auto anreisen und die raren kostenfreien Parkplätze in den Anliegerstraßen den dortigen Anwohnern streitig machen und so für Unmut sorgen. 

Wo die Exponate nach den 10 Wochen verbleiben, ist offensichtlich auch noch nicht geklärt. Sicher werden sie wieder außer Landes gebracht bzw. nach Übersee verschifft, da sich eine „nachhaltige“ Nutzung in Deutschland wohl kaum finden lassen wird, denn solche Shows werden sonst nur für „große Metropolen wie Paris oder Städte in den USA“ produziert, so größenwahnsinnig steht es jedenfalls in diesem Zeitungsbericht. 

Auf der Webseite des Zoos sind schon die gepfefferten Online-Eintrittspreise zu finden. Eine d-köpfige Familie, die sich auch noch die Fastfood-Zoogastronomie antut, ist dann locker mit weit über 100 € dabei. 

Was nützen 100.000 Besucher in einem steuerfinanzierten Zoo, wenn die eigentlichen Aufgaben des Zoos dabei nahezu völlig außer Acht gelassen werden. Für naturkundliche Bildung, Forschung und naturnahe Erholung bringt diese Veranstaltung null Punkte. Bleibt nur noch der Artenschutz und da suggeriert die Webseite, dass aus Eintrittsgeldern weltweit Artenschutzprojekte in Vietnam, Nepal und Chile unterstützt werden, in welchem Umfang wird nicht verraten. Im Zoo läuft wohl ein Projekt für den Schutz der heimischen Wildbienen, das ist aber leider schon alles, obwohl es vor Ort zahlreiche Artenschutz- und Forschungsprogramme gibt, die eine finanzielle Unterstützung gut gebrauchen könnten. Ein wichtiges Artenhilfsprogramm, die Aufnahme von hilfsbedürftigen Fundtieren, welches der Zoo über Jahre betrieben hat, da er als einzige Institution in Halle über die materiellen und immateriellen Voraussetzungen dafür verfügt, hat er in diesem Jahr abgewählt und weist empathische Menschen mit Fundtieren einfach ab. Wie wir finden, leider kein positiver Beitrag des Zoos zum Artenschutz.