Neues Verbot in Halle (Saale): Rasenmähroboter dürfen nachts nicht mehr fahren – zum Schutz der nachtaktiven Igel

Zum Schutz der heimischen Igelpopulation hat die Stadt Halle (Saale) eine Allgemeinverfügung erlassen, die den nächtlichen Einsatz von Rasenmährobotern untersagt. Die Maßnahme, die am 22. August 2025 im Amtsblatt veröffentlicht wird, tritt am darauffolgenden Tag offiziell in Kraft, informiert die Stadtverwaltung. Demnach dürfen Rasenmähroboter zwischen 18 Uhr abends und 8 Uhr morgens nicht mehr betrieben werden. Tagsüber bleibt der Einsatz der Geräte weiterhin erlaubt.

Ziel der neuen Regelung ist es, Igel vor Verletzungen und dem Tod durch automatische Mähgeräte zu bewahren. Die Stadtverwaltung reagiert damit auf zunehmende Hinweise von Tierärzten, Wildtierstationen und Umweltverbänden, die bundesweit seit Jahren auf eine steigende Zahl verletzter Igel hinweisen.

Igel besonders durch nächtlichen Mähbetrieb gefährdet
Igel gehören zu den typischen Gartentieren in urbanen und suburbanen Gebieten. Als nachtaktive Wildtiere sind sie besonders in den Abend- und Nachtstunden unterwegs – genau zu der Zeit, in der viele Rasenmähroboter lautlos und unbeaufsichtigt ihre Arbeit verrichten. Für Igel wird diese Technik schnell zur tödlichen Gefahr: Anders als andere Tiere fliehen sie nicht vor der Gefahr, sondern rollen sich zur Verteidigung instinktiv ein – eine Taktik, die gegenüber automatisierten Geräten jedoch keine Wirkung zeigt.

Besonders häufig betroffen sind Jungtiere, die zwischen Mai und Oktober geboren werden. Aufgrund ihrer Größe und ihres Verhaltens werden sie von den Sensoren der meisten handelsüblichen Rasenmähroboter nicht als Hindernis erkannt. Die Folge sind teils schwerwiegende Verletzungen wie abgetrennte Gliedmaßen, tiefe Schnittwunden oder sogar der Tod. Viele der Tiere sterben anschließend qualvoll, da sie sich in ihrer natürlichen Umgebung verstecken und somit weder Futter noch medizinische Hilfe erreichen können.

Stadt setzt auf präventiven Tierschutz
Mit der neuen Allgemeinverfügung setzt die Stadt Halle ein deutliches Zeichen für den präventiven Tierschutz. Die Maßnahme soll nicht nur das Leid einzelner Tiere verhindern, sondern auch dem Rückgang der Igelpopulation entgegenwirken, der in vielen Regionen Deutschlands zu beobachten ist. Naturschützer weisen seit Jahren darauf hin, dass Gärten zunehmend versiegelt oder „pflegeleicht“ gestaltet werden, wodurch natürliche Rückzugsorte für Wildtiere schwinden.

Ein weiteres Problem: Viele Gärten sind so strukturiert, dass Igel gezwungen sind, offene Rasenflächen zu überqueren, um Nahrung oder Unterschlupf zu finden. Gerade diese Flächen werden jedoch oft von Rasenmährobotern bearbeitet – und das bevorzugt in den Abendstunden, wenn viele Gartenbesitzer den Roboter unbeaufsichtigt arbeiten lassen.

Tagesbetrieb bleibt erlaubt
Die Stadt betont, dass das Verbot lediglich den nächtlichen Einsatz betrifft. Gartenbesitzerinnen und -besitzer können ihre Rasenmähroboter weiterhin tagsüber nutzen. Die Verwaltung setzt dabei auf das Verständnis der Bevölkerung und appelliert an die Verantwortung jedes Einzelnen, zum Schutz heimischer Wildtiere beizutragen.

Die Allgemeinverfügung wird in ihrer vollständigen Fassung am 22. August 2025 im Amtsblatt der Stadt Halle veröffentlicht. Sie tritt am 23. August 2025 in Kraft und ist damit für alle Grundstückseigentümerinnen und -eigentümer verbindlich.

Hintergrund:
Igel stehen in Deutschland unter besonderem Schutz. Zwar gelten sie nicht als akut vom Aussterben bedroht, doch ihr Lebensraum wird zunehmend eingeschränkt. Neben Verkehr und Pestiziden stellen insbesondere moderne Gartengeräte eine erhebliche Gefahr für das Überleben der Tiere dar. Rasenmähroboter, die ursprünglich zur Arbeitserleichterung im Garten entwickelt wurden, haben sich in der Praxis als potenzielle Gefahr für viele Klein- und Jungtiere herausgestellt.

Mit der aktuellen Verfügung geht Halle als eine der ersten größeren Städte in Sachsen-Anhalt einen konkreten Schritt, um auf kommunaler Ebene gegenzusteuern. Naturschutzorganisationen und Tierschutzvereine begrüßen die Maßnahme und hoffen auf Nachahmer in anderen Städten und Gemeinden.