Pilgern nach Mekka im Stadtmuseum Halle
Im Stadtmuseum Halle können Besucher sich ab sofort auf eine Pilgerreise nach Mekka begeben. Dort wurde am Freitagabend die neue Ausstellung „Wallfahrt nach Mekka. Eine Reise ins Zentrum des Islam“ eröffnet. Sie ist bis 31. Oktober geöffnet und tangiert damit wichtige islamische Feste. So beginnt am 27. Mai der Ramadan, am 31.8. ist der Höhepunkt der Pilgerfahrt nach Mekka und am 1.9. findet das Opferfest statt.
Halle hat mit der Ausstellung viele andere Städte ausgestochen, sagte Dr. Nadeen Elyas, Präsident des Internationalen Islamischen Stiftungswerk Bildung und Kultur. Er hatte eine solche Ausstellung aus seiner 150.000 Stücke umfassenden Sammlung im vergangenen Jahr im Bielefeld durchgeführt. Stadtmuseums-Chefin Jane Unger hatte sich die Schau angeschaut und Interesse bekundet. Laut Elyas gebe es inzwischen viele Anfragen anderer Museen. Im kommenden Jahr wird die Schau beispielsweise in Berlin gezeigt.
Man wolle in einer Zeit, in der Muslimen aus Unwissenheit oder auch aus religiöser Intoleranz heraus, mit Ablehnung entgegen getreten wird, Wissen über den Islam als Religion vermitteln und auch Gemeinsamkeiten mit anderen Religionen aufzeigen. Es gebe viel verfälschtes Wissen, sagt Nadeen Elyas, der im Alter von 19 Jahren nach Deutschland kam. Er sprach von „fehlgeleiteten, verrückten Verbrechern“, die den Islam in ein schlechtes Licht rücken. Dabei sei der Islam keinesfalls engstirnig. Vielmehr handele es sich um eine Religion, die auf Vernunft und Verstand gebaut sei und die Befreiung des. Menschen von allen Abhängigkeiten auf Erden zu Ziel habe, Offen zu allen Menschen sei.
Dazu soll beispielhaft das Pilgern thematisiert werden. Pilgern ist ein weltweites Phänomen. In vielen Religionen reisen die Gläubigen zu heiligen Orten, um dem Göttlichen nahe zu sein. Jedes Jahr pilgern Millionen Musliminnen und Muslime nach Mekka zur Kaaba, dem zentralen Heiligtum des Islam. Der Hadsch, die große Pilgerfahrt, ist die fünfte Säule des Islam.
Im Zentrum der Sonderausstellung stehen einzigartige Originalobjekte aus Mekka, die erst zum zweiten Mal außerhalb Saudi-Arabiens zu sehen sind. Es werden Teile der Kiswa, dem mit Gold- und Silberdrähten bestickten Brokatstofftuch, das die Kaaba umhüllt, gezeigt. Leihgeber ist das Internationale Islamische Stiftungswerk Bildung und Kultur. Laut Nadeen Elyas wird die Kiswa jedes Jahr neu gemacht, kostet in der Anfertigung jedes Mal um die 4 bis 5 Millionen Euro.
Auch viele weitere Objekte und Photographien sind zu sehen und geben einen Einblick in die Welt der muslimischen Pilger im 19. Jahrhundert und heute. Dazu zählen Landkarten und ein Pilgergewand. In einer Themeninsel wird die Stadt Aleppo in ihrer Geschichte und Zerstörung vorgestellt. Abgerundet wird die Ausstellung durch eine integrierte Kommunikationsplattform, die Vereine und Initiativen aus Halle vorstellt sowie ein umfassendes Begleitprogramm. „Wir bieten Vereinen an, hier eigene Veranstaltungen durchzuführen“, sagt Museumsdirektorin Jane Unger.
Die Schau zeige dem Besucher deutlich und klar, welches Niveau in der Kunst der Islam erreicht hat, so Nadeen. Die Schönheit sei nur entstanden, weil sich die ersten Muslime gefragt hätten, wie sie das Wort Gottes darstellen können. Das zeige sich eindrucksvoll in der Arabischen Kalligraphie, die bis heute Bestand hat. In der Schau präsentiere man den Hallensern hier unbekannte Seite des Islam.
Das Pilgern ist Höhepunkt des Islamischen Glaubens, hebt Nadeen hervor. „Sie verkörpert für uns die Einheit Gottes, die Einzigartigkeit.“ Das verbinde die Muslime mit den anderen monotheistischen Religionen. Die Wallfahrt verkörpere die Einheit der Islamischen Gemeinschaft und Gleichheit aller Menschen. Nach Mekka selbst dürfen nur Muslime, meint Nadeen, damit es ein Wallfahrtsort bleibe und nicht von Touristen überrannt werde.
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