Rechtzeitig vor der Haushaltssperre: neue Leitlinien für blinde und sehbehinderte Menschen in Halle-Neustadt

Menschen mit körperlichen Einschränkungen stoßen oft auf Hindernisse. Seien es zugeparkt abgesenkte Bürgersteige, wodurch Rollstuhlfahrer nicht weiterkommen. Oder fehlende Leitlinien für blinde und sehbehinderte Menschen.
Da hat sich in den letzten Jahren in Halle (Saale) schon viel getan. Viele Haltestellen und Ampeln wurden bereits mit taktilen Elementen ausgestattet. Doch ausgerechnet am Zentrum Neustadt gab es bislang so etwas nicht. Ria Steppan, viele Jahre selbst in der Stadtverwaltung tätig und nun im Ruhestand, hat bei einer Bürgerversammlung im März auf die Situation aufmerksam gemacht.
Und am Dienstag wurde die neue Leitlinie offiziell übergeben. Zwar ist es keine taktile Linie, sondern eine Führung durch Kleinsteinpflaster. Doch Lars Lippek vom Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen-Anhalt ist zufrieden. Es sei wichtig gewesen, mit der Stadt eine konstruktive und schnelle Lösung zu finden. Man poche nicht unbedingt auf die Rechte, sondern sei auch offen für schnelle Lösungen, die den Haushalt nicht so sehr belasten, sagt Lippek, selbst von Geburt an blind.
Ria Steppan selbst wurde durch Klaus Dennis Schendel auf die Situation aufmerksam. Der war mal Steppans Azubi und hat nun seine Arbeitsstelle im Jobcenter in Halle-Neustadt. Ein sicherer Übergang von der Haltestelle über die Ampel in Richtung Passage ist daher besonders wichtig. Der Platz selbst ist vor rund 20 Jahren umgebaut worden. Damals habe es noch nicht die heutigen Festlegungen zur Barrierefreiheit gegeben, begründet Baudezernent René Rebenstorf die Tatsache, dass beim damaligen Umbau derartige Leitlinien nicht mit angelegt worden sind.
Die Umsetzung ist auch genau zum richtigen Zeitpunkt erfolgt. Kürzlich hat ja Bürgermeister Egbert Geier der Stadt eine Haushaltssperre auferlegt. Da war glücklicherweise die Maßnahme schon beauftragt. Sie hat ohnehin nicht die Massen an Geld verschlungen. Rund 500 Euro hat die Stadt ausgegeben.
Steppan selbst ist “ganz erfreut, dass es so schnell geklappt hat.” Aus ihrem eigenen Berufsleben weiß sie, dass so eine Stadtverwaltung oft sehr schwerfällig reagiert. Und Lars Lippek hat noch einen Wunsch: dass es künftig auch bei Türeingängen taktile Elemente gibt.
Es richtig und wichtig, dass blinde und sehbehinderte Menschen mit solchen flankierenden Maßnahmen unterstützt werden, damit sie sich gefahrlos im öffentlich Raum bewegen können.
Nur sind die Kernaussagen im Artikel, vor allem die von Ria Steppan, der blanke Hohn. Um 500 Euro für das Verlegen von etwas Kleinpflaster zur besseren Orientierung für blinde und sehbehinderte Menschen wird ein „Gewese“ gemacht, als hätte die Stadt gerade 50 Millionen Euro investiert. Da wirkt der Verweis einerseits auf die derzeitige Haushaltssperre geradezu grotesk, andererseits auch völlig erschreckend.
Wenn in einer Phase der Haushaltssperre für solche Fälle wie im Artikel nicht einmal 500 Euro freigemacht werden können, so ist das ein echtes Armutszeugnis seitens der Stadt und des Stadtrates. Wer so wirtschaftet, gehört eigentlich vor die Tür gesetzt.
dem ist nichts hinzuzufügen
„Wer so wirtschaftet, gehört eigentlich vor die Tür gesetzt.“
Das Grundproblem sitzt aber in Berlin. Dort wird seit Jahrzehnten dafür gesorgt, dass Kommunen chronisch unterfinanziert sind. Bis jetzt halten sich viele Kommunen durch den Verkauf von „Tafelsilber“ halbwegs über Wasser, das ist aber nicht im Sinne der Bürger und auch keine Dauerlösung, wie man an Dresden sehen kann, was 2006 fast den gesamten städtischen Wohnungsbestand verkaufte und kurzzeitig schuldenfrei war – und jetzt? Nix mehr da, kaum stadteigenen Wohnungen und wieder Schulden.
Genau richtig erkannt. Lösungsansätze gibt es schon lange. Aber wie mit allen in D muss alles erstmal sprichwörtlich gegen die Wand gefahren werden. Und selbst dann wird Flickschusterei betrieben. Aber was kann man auch von einem dummen Volk anderes erwarten als dumme Politik. BILD wirkt und zuhauf nun auch russische Propaganda, besonders im Osten.
Ohja, russische Propaganda führt zu chronischer Unterfinanzierung deutscher Kommunen 🙄