RESTART 19: Nur 1.500 Teilnehmer beim Corona-Testkonzert der Unimedizin Halle
Wie können unter den Corona-Bedingungen künftig Großveranstaltungen stattfinden? Dazu hat die Universitätsmedizin aus Halle (Saale) am Samstag ein großes Experiment durchgeführt. Viel wurde im Vorfeld geworben, die Anmeldezeitraum verlängert. Doch die angepeilten mehr als 4.000 Teilnehmer sind es nicht geworden. Rund 1.500 Personen haben sich am Samstag in der Quarterback Immobilien Arena Leipzig versammelt.
Auch wenn das angepeilte Teilnehmerziel deutlich verfehlt wurde, ist Dr. Stefan Moritz, Studienleiter der RESTART-19- Studie der Universitätsmedizin Halle (Saale), zufrieden. „Die Datenerfassung läuft sehr gut, so dass wir eine gute Datenqualität haben, die Stimmung ist super und wir sind extrem zufrieden mit der Disziplin des Maskentragens und der Anwendung des Desinfektionsmittels.“
Drei Szenarien waren im Verlauf des Tages simuliert worden. Für echte Konzert-Atmosphäre sorgte dabei der deutsche Sänger und Songwriter Tim Bendzko. Mit RESTART-19 untersucht die Universitätsmedizin Halle deshalb mit Unterstützung der Betreibergesellschaft ZSL der Quarterback Immobilien Arena Leipzig, des Handball-Bundesligisten SC DHfK Leipzig und weiteren Partnern evidenzbasiert und mit wissenschaftlichem Studiendesign die Risiken von Großveranstaltungen in Hallen. Ziel ist es, Lösungen zu finden, wie diese wieder stattfinden könnten. RESTART-19 besteht aus mehreren Teilprojekten wie der Entwicklung eines mathematischen Modells zur Risikoabschätzung und der Festlegung von Rahmenbedingungen für eine Großveranstaltung.
Nun geht es an die Auswertung der erhobenen Daten. Erste Ergebnisse werden im Herbst vorliegen und voraussichtlich in der ersten Oktoberhälfte vorgestellt. 1.500 Tracker haben in der Quarterback Immobilien Arena Leipzig kontinuierlich Daten gesendet. Jeder Teilnehmende hatte einen solchen Tracker zum Umhängen erhalten. „Das ist zwar nur etwa ein Drittel der erwarteten Probandenzahl, aber eine Datenbasis mit der wir sehr gut arbeiten können“, so der Sachgebietsleiter für Klinische Infektiologie am Universitätsklinikum Halle (Saale).
„Das hat uns richtig Spaß gemacht. Ich hatte erst gedacht, dass es wegen der Masken sehr steril wird, aber es war ein überraschend gutes Gefühl. Und das Publikum in Leipzig war erstaunlich textsicher“, so Bendzko. Das Konzert, auch wenn es im Rahmen einer Studie stattfand, sei ein Schritt in Richtung Normalität. „Ich hoffe, dass die Ergebnisse uns dabei helfen, bald wieder richtige Konzerte vor Publikum zu spielen“, sagt der Sänger, der zudem darauf verwies, dass 99,9 Prozent der Menschen in der Veranstaltungsbranche im Hintergrund arbeite. „Hier laufen wir auf ein großes Unglück zu und müssen dringend Lösungen finden.“ Sportvereine, insbesondere der Hallensportarten, müssen seit Monaten ebenfalls ohne Publikum und damit ohne Einnahmen auskommen.
„Wir sollten uns darüber freuen, dass 1.500 Leute gekommen sind, anfangs im strömenden Regen, auf Halleneinlass gewartet haben, dann zehn Stunden mit uns den Tag verbracht haben – trotz drei Mal Rein- und Rausgehen im Hochsommer im Rahmen der Szenarien. Das sind unsere Helden. Und für uns ist es ein Glückstag. So etwas wie heute haben wir das letzte Mal vor 167 Tagen beim letzten Heimspiel erlebt“, sagt Karsten Günther, Geschäftsführer des SC DHfK Handball. Die Menschen und Sponsoren seien diejenigen, die für Einnahmen sorgten. „Wir spielen nicht für die Sitze und nicht für die Hallenwände, sondern für die Menschen“, verdeutlicht er die Wichtigkeit von Publikum für die Spiele der Handballer, aber auch für Konzerte.
Inhaber von großen Veranstaltungsorten wie der Quarterback Immobilien Arena Leipzig sind gleich doppelt gebeutelt, weil weder sportliche Veranstaltungen noch kulturelle Veranstaltungen mit Publikum stattfinden können.
„Wir sind gespannt, was bei der Studie herauskommt und uns ist klar, dass diese kein Allheilmittel ist“, sagt Matthias Kölmel, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft der Quarterback Immobilien Arena Leipzig. Die Eventbranche sei die sechstgrößte Branche in Deutschland und habe sowohl eine wirtschaftliche als auch eine gesellschaftliche Relevanz, doch sie bröckele von Tag zu Tag mehr. „Veranstaltungen schaffen Begegnungen. Die Menschen kommen aus ihrem Alltag heraus“, sagt er. Am 10. März 2020 habe man als eine der ersten Hallen schließen müssen und wahrscheinlich gehöre man zu den letzten, die wieder öffnen dürften.
Das Projekt wird mit rund 990.000 Euro von den Ländern Sachsen-Anhalt und Sachsen sowie aus Eigenmitteln der Universitätsmedizin Halle (Saale) finanziert. Dem Projekt RESTART-19 waren die Erarbeitung eines Studiendesigns, eines Hygienekonzepts, Förderanträge und Genehmigungen, die Rekrutierung von Probandinnen und Probanden, die Planungen für das Experiment, das Versenden von Testkits und auch die Auswertung der Tests vorausgegangen.
Foto: Unimedizin
Vielleicht hätte man jemand Bekanntes zum Anlocken engagieren sollen.
Wen sollten die denn nach Deiner Meinung ausgraben?
Mit dem Tim Bendzko hatten die doch jemand an Bord, der aktuell ist, seine Fans hat und selber in der richtigen Altersgruppe ist. Bin auch nicht seine Zielgruppe, aber er wäre für mich ein sympatischer Schwiegersohn.
Rausgeschmissen Geld. Die beiden Grossdemos in Berlin (BLM bzw. Tag der Freiheit) haben keinen Anstieg der Krankenanzahl produziert, obwohl dort kein Abstand gehalten wurde und nur wenige Teilnehmer Masken trugen. Konzerte können ohne Risiko durchgeführt werden. Dazu braucht es keine millionenteuren Studien, sondern nur etwas gesunden Menschenverstand. Der ist leider Mangelware geworden. Dies hat jedoch nichts mit Corona zu tun.
Lass das mal nicht Chef-Epidemiologe Prof. Dr. Dr. Achso hören. Der watscht dich sofort ab ;).
Prof. Dr. Dr. Achso kennt z.B. den Unterschied zwischen geschlossenen Räumen und Veranstaltungen unter freiem Himmel. Der typische Maskengegner ist schon damit kognitiv überfordert.
Das Geld muss doch weg.. Sonst gibt’s nächstes Jahr kein neues.
Eine wirklich an den Haaren herbei gezogene Veranstaltung unter wissenschaftlichen Deckmantel.. Einfach jämmerlich
Wenn Dummheit weh tun würde…
Diese Veranstaltung wurde weltweit sehr positiv und interessiert beobachtet. Selbst in New York Times gab es einen Bericht darüber. – – Bestimmt weil das alles Dummes Zeug ist – –
Du hast Dich selbstverständlich mit den wissenschaftlichen Hintergründen befasst. Natürlich.
Bist ja ganz auf der Doktrin vom Markt-Schreihals. Ist aber auch kein Wunder. Du bist wahrscheinlich er selbst.
@Veit Zessin
Die momentanen Fallzahlen sagen aber leider was anderes. Gerade dort, wo größere Menschenansammlungen stattfinden, kommen auch die erhöhten Fallzahlen her.
Aber auch Rückkehrer aus dem Urlaub sorgen für erhöhte Fallzahlen.