Rettung am Geiseltalsee: DLRG kritisiert Zuschauerrolle
Die aktuelle Rettungskette am Geiseltalsee sorgt für Kritik beim Landesverband der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) mit Sitz in Halle. Offenbar werden die speziell ausgebildeten Retter kaum alarmiert.
„Ich bin sehr verwundert über die noch immer vorherrschenden Ansichten der Bürgermeister aus den Anrainergemeinden, die beim Thema Wasserrettung nach wie vor ausschließlich auf ihre Feuerwehren setzen“, so DLRG-Landesgeschäftsführer Holger Friedrich. Die DLRG sei seit vielen Jahren am Geiseltalsee vor allem im Strandbad Stöbnitz tätig. „Und dabei haben wir zumindest aus unserer Sicht eine gute Visitenkarte abgegeben“, so Friedrich. Schon deshalb könne er nicht nachvollziehen, dass der Einsatz speziell ausgebildeter Wasserretter und deren im Vergleich zur Feuerwehr deutlich besseren Wasserrettungstechnik erst gar nicht ins Spiel gebracht werde. „Hier sehen wir Gesprächsbedarf“, erklärt Friedrich.
Die DLRG greift dabei einen Beitrag in der Mitteldeutschen Zeitung auf. In diesem hatte der Unternehmer Uwe Gibson von der Müchelner Segelschule und dem Bootsverleih „Skippertreff“ Kritik an der Einsatzzeit der Feuerwehren aus Mücheln und Braunsbedra geübt und eine privat organisierte Rettung für den Geiseltalsee über eine see-umspannenden Rettungsnummer vorgeschlagen. „Wenn die Feuerwehren mit der Wasserrettung überfordert sind, stellt sich uns als auf diesem Gebiet speziell aufgestellte Hilfsorganisation natürlich die Frage, warum die DLRG seit Jahren nur zu oft in der Zuschauerrolle ist“, so Friedrich. Er wisse, dass die Feuerwehren immer mehr Aufgaben im Auftrag ihrer Kommunen übernehmen müssten. „Das führt bei den dünnen Personaldecken freilich schnell zur Überlastung der Kameradinnen und Kameraden“, meint Holger Friedrich. Umso wichtiger sei es aus seiner Sicht, die Aufgaben breiter zu verteilen und die Zusammenarbeit von Feuerwehr und DLRG zu intensivieren. „Vor allem, wenn es um spezielle Themen wie die Wasserrettung geht. Wir wollen dabei auf keinen Fall eine Konkurrenzsituation schaffen“, stellt Friedrich klar. Eine privat organisierte Rettungskette lehnt er jedoch ab. „Es kann nicht Ziel sein, mit einem solchen System Profis zu Zuschauern zu machen.“
Unternehmer Gibson erwähnte in seinem Vorschlag die Möglichkeit zur Erste-Hilfe-Ausbildung für Personen, die in den Häfen und auf dem Campingplatz tätig sind. Friedrich greift das auf: „Lebensrettende Sofortmaßnahmen können von Jedermann erlernt und bei Notfällen angewendet werden. Um so mehr Bürger rund um den Geiseltalsee in der Ersten Hilfe ausgebildet sind, desto größer ist bei Unfällen die Wahrscheinlichkeit für eine ununterbrochene Rettungskette, bei der sogenannte Ersthelfer mindestens unterstützende Hilfe leisten können.“ Auch präventiv wüssten mehr Bürger, die selbst in Gefahr geraten, wie sie sich im Gefahrenmoment richtig verhalten sollten. Die DLRG ist anerkannte Ausbildungsorganisation in der Ersten Hilfe und begrüßt jede Möglichkeit, mehr Bürger für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren.
Es liegt in der Natur der Sache, dass sich eine Feuerwehr am besten mit Feuer auskennt. Ich würde auch nicht zum Metzger gehen, um mir die Haare schneiden zu lassen.