Sachsen-Anhalt: Digitalisierung verändert Jobs von 111.600 Beschäftigten

Neue Studie: IAB-Forscher untersuchen Folgen der Digitalisierung in Sachsen-Anhalt – Digitalisierbarkeit der Arbeitswelt ist weniger ausgeprägt als in anderen Bundesländern – deutliche regionale Unterschiede – Senius: Jetzt in Aus- und Weiterbildung investieren, damit der Strukturwandel eine Erfolgsgeschichte wird
14,6 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse in Sachsen-Anhalt haben ein starkes „Substituierbarkeitspotential“. Das heißt: Sie könnten jetzt schon zu über 70 Prozent von Maschinen oder IT-Prozessen übernommen werden. Oft stehen dem allerdings (noch) Kostengründe oder ethische und juristische Bedenken entgegen. Das zeigt eine Studie von Wissenschaftlern des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB-Regional) in Halle zur Digitalisierung auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt.
Nur bei fast 11 Prozent der Beschäftigten in Sachsen-Anhalt können Maschinen keine Aufgaben des Jobs übernehmen
Nach Angaben der IAB-Arbeitsmarktexperten sind konkret 111.600 der rund 762.700 Beschäftigungsverhältnisse in Sachsen-Anhalt betroffen. Darunter sind 3.400 Beschäftigte, deren Tätigkeiten vollständig von Computern oder computergesteuerten Maschinen übernommen werden könnten. Fast 11 Prozent der Beschäftigten in Sachsen-Anhalt sind allerdings gar nicht betroffen, etwa Friseure, Pfleger oder Lehrer.
Substituierbarkeitspotential liegt ganz leicht unter dem Bundesdurchschnitt
Das Substituierbarkeitspotential in Sachsen-Anhalt liegt ganz leicht unter dem Bundesdurchschnitt. Deutschlandweit üben etwa 15 Prozent der Beschäftigten eine Tätigkeit aus, die zu mehr als 70 Prozent durch IT ersetzbar ist. „Die geringere Betroffenheit in Sachsen-Anhalt erklärt sich aus der spezifischen Wirtschaftsstruktur. Der Anteil der Beschäftigten in Fertigungs- und Produktionsberufe, die eher von Maschinen gemacht werden können, ist niedriger als im Bundesschnitt. Dafür arbeiten mehr Menschen in der Verwaltung, in Dienstleistungsberufen oder im Gesundheitsbereich,
also in Berufen, die nicht zu so großen Anteilen von Maschinen erledigt werden können“, erklärte der Autor der Studie, Dr. Per Kropp.
Regionale Unterschiede: In Halle sind nur zehn Prozent der Jobs betroffen
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Es gibt große regionale Unterschiede. Während im Landkreis Anhalt-Bitterfeld 18,9 Prozent der Beschäftigten in Jobs arbeiten, die zu 70 Prozent von Maschinen, Computern und IT-Prozessen übernommen werden könnten, sind es in Halle nur 8,1 Prozent. Die Wissenschaftler erklären die Spreizung mit den unterschiedlichen Branchenstrukturen aber auch dem Anforderungsniveau der Jobs. „In den Städten arbeiten viele Höherqualifizierte in Berufen, die weniger durch Maschinen übernommen werden, wie etwa in der Verwaltung, in der Forschung oder im Dienstleistungsbereich“, so Wissenschaftler Kropp weiter.
Senius: „Kein massiver Arbeitsplatzabbau“
„Die Digitalisierung wird keinen massiven Arbeitsplatzabbau zur Folge haben, sondern eine Verschiebung und Veränderung von Jobs“, erklärte Kay Senius, Chef der Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt. „Es ändern sich vor allem die Inhalte und Anforderungen, deshalb wächst die Bedeutung des Rohstoffs „Bildung“ für das Land. Investitionen in Kitas, Schulen, Hochschulen und die Aus- und Weiterbildung von Beschäftigten sind jetzt wichtig, damit der Strukturwandel eine Erfolgsgeschichte wird“, so Senius weiter. Lebenslanges Lernen sei der Schlüssel. Die Unternehmen, die in das Know-How ihrer Mitarbeiter investierten, würden bestehen. Der Staat müsse sich um diejenigen kümmern, die beim Strukturwandel Unterstützung brauchen. Das gelte für Arbeitslose und Geringqualifizierte aber auch für kleine Unternehmen. „So verhindern wir von vorneherein soziale Verwerfungen“, erklärte Senius.
Neueste Kommentare