Sachsen-Anhalts SED-Beauftragte zum Gedenktag 9. November: Der Mauerfall beendete die israelfeindliche Politik der DDR.

Die Beauftragte des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Birgit Neumann-Becker, zum Gedenktag 9. November:
„In diesem Herbst, in dem Israel angegriffen und bedroht wird, ist uns die historische Ambivalenz des 9. Novembers in der deutschen Geschichte hinsichtlich der Jahre 1938 und 1989 besonders bewusst: Während der 9. November 1938 als Mahnung für die Pogrome gegen jüdische Geschäfte und Synagogen steht, gilt der 9. November 1989 als Synonym für die Freude über den Mauerfall und das Ende der kommunistischen Diktatur. Mit der Mauer fiel auch die israelfeindliche Politik der DDR. Denn deren Außenpolitik war im Zusammenhang mit der Blockbildung gegen die USA und damit auch gegen Israel gerichtet – trotz der UNO-Beschlüsse zur Staatsgründung und der besonderen deutschen Verantwortung. 1967 versprach die DDR-Führung – noch während des Sechstagekrieges – Ägypten und Syrien, also den arabischen Staaten, die Israel feindlich gesinnt waren, Waffenlieferungen als „Akt der Solidarität“. Später belieferte die DDR auch die PLO mit Waffen, unter anderem mit in Ostdeutschland produzierten AK-47 Sturmgewehren, Munition sowie Handgranaten und sie bot bis zum Schluss Terroristen Unterschlupf und Ausbildung. Von der PLO gegen Israel eingesetzte Handgranaten produzierte die DDR mit großer Wahrscheinlichkeit auch im Chemiewerk Kapen bei Dessau. Der 9. November 1989 steht damit auch für den Tag, an dem die israelfeindliche und antisemitische Politik der DDR durch das mutige Eintreten der Bürgerinnen und Bürger für Freiheit und Demokratie beendet wurde. Als Zäsur gilt die im April 1990 beschlossene Resolution, mit der die erste frei gewählte Volkskammer um Verzeihung für die Heuchelei und Feindseligkeit der offiziellen DDR-Politik gegenüber dem Staat Israel bat und begann, Austausch und Versöhnung zu fördern.“
Bereits 1965 begann die DDR, Waffen an arabische Staaten zu liefern. Diese Lieferungen wurden nach dem Sechstagekrieg 1967 erheblich ausgeweitet (vgl. Herf 2018: 145). Zu Beginn des Sechstagekrieges erklärte das Politbüro seine Unterstützung für die arabischen Staaten und bezeichnete Israel als Aggressor. Walter Ulbricht schrieb Israel die alleinige Verantwortung für den Krieg zu und leugnete damit die militärische Bedrohung Israels durch Ägypten, Syrien und weitere arabischen Staaten (vgl. ebd.: 48, 53). Noch während des Krieges sicherte das Politbüro Syrien kostenlose Waffenlieferungen als Geste der Solidarität zu: darunter Jagflugzeuge, Kalaschnikow-Sturmgewehre (AK-47), Tretminen und Panzer (vgl. ebd.: 64, 65).
Ab 1967 belieferte die DDR fortlaufend arabische Staaten umfangreich mit Waffen, die zum Teil aus ostdeutscher Produktion stammten: Tretminen, die ostdeutsche Variante des Sturmgewehrs AK-47 und Handgranaten (vgl. ebd.: 151-159). Handgranaten und Tretminen produzierte die DDR unter anderem im Chemiewerk Kapen bei Dessau (vgl. Specht/Richter/Pix 2009: 65, 66). Damit unterstütze die DDR, auch mit den im heutigen Sachsen-Anhalt selbst produzierten Rüstungsgütern, Staaten die diese Waffen gegen Israel einsetzen (vgl. Herf 2018: 165).
Seit 1973 bestanden jährlich erneuerte Vereinbarung zwischen der DDR und der PLO. Über ein Treffen des PLO Führers Jassir Arafat mit Erich Honecker in Berlin berichtete das Propagandaorgan der SED ‚Neues Deutschland‘: Honecker und Arafat diskutierten über „die Anstrengungen im gemeinsamen Kampf gegen Imperialismus, Kolonialismus und Zionismus“ (zit. n. ebd.: 221). Auf einem Staatsempfang der PLO in der DDR 1974 sichert die DDR die Fortführung von Waffenlieferung und militärischer Ausbildung zu (vgl. ebd.: 299, 300). Ab 1979 bestand ein offizielles Kooperationsabkommen des MfS mit den Geheimdiensten der PLO, und das MfS übernahm Anfang der 1980er-Jahre die Lieferung von Waffen der DDR an die PLO (vgl. ebd.: 382,387-388). Verträge über eine Ausbildung von PLO-Kämpfern in der DDR waren bis Ende des Jahres 1989 geschlossen (vgl. ebd.: 413, 468).
In der ersten frei gewählten Volkskammer wurde die israelfeindliche Politik der DDR bereits auf der 2. Sitzung am 12. April 1990 thematisiert. Ein Antrag aller Fraktionen zu einer gemeinsamen Erklärung mit folgendem Wortlaut wurde ohne Gegenstimmen und mit lebhaftem Applaus angenommen:
„Wir bitten das Volk in Israel um Verzeihung für Heuchelei und Feindseligkeit der offiziellen DDR-Politik gegenüber dem Staat Israel und für die Verfolgung und Entwürdigungen jüdischer Mitbürger auch nach 1945 in unserem Lande. Wir erklären, alles uns mögliche zur Heilung der seelischen und körperlichen Leiden der Überlebenden beitragen zu wollen und für eine gerechte Entschädigung materieller Verluste einzutreten. Wir wissen uns verpflichtet, die jüdische Religion, Kultur und Tradition in Deutschland in besonderer Weise zu fördern und zu schützen und jüdische Friedhöfe, Synagogen und Gedenkstätten dauernd zu pflegen und zu erhalten. Eine besondere Aufgabe sehen wir darin, die Jugend unseres Landes zur Achtung vor dem jüdischen Volk zu erziehen und Wissen über jüdische Religion, Tradition und Kultur zu vermitteln. Wir treten dafür ein, verfolgten Juden in der DDR Asyl zu gewähren. Wir erklären, uns um die Herstellung diplomatischer Beziehungen und um vielfältige Kontakte zum Staat Israel bemühen zu wollen.“ (Volkskammer der DDR, 10. Wahlperiode, Berlin, 12. April 1990, Drucksache Nr. 4., S. 3-4)
Jeffrey Herf (2018): Unerklärte Kriege gegen Israel. Die DDR und die westdeutsche radikale Linke 1967- 1989, Wallstein Verlag.
Joachim Specht/ Alexander Richter/ Gerhard Pix (2009): Die Geheimnisse von Kapen. Heeresmunitionsanstalt, VEB Chemiewerk, Kontamination, First minute Taschenbuchverlag.
So eine Heuchelei, heute liefert Deutschland keine Waffen an arabische Staaten? Keine 300 Mio jedes Jahr an die Palästinenser? Geld das sonstwo landet…Ekelhaft…
Mein Herz schlägt für Palästina und für Israel. Denn es sind Menschen wie Du und Ich.
Hier geht es aber darum, Waffen an andere Regierungen zu exportieren….und das gehört verboten.
Und abgesehen davon sind die Palästinenser diejenigen die seit 1948 massiv unterdrückt werden und dessen Land gerade komplett droht durch Israels Armee und faschistische Siedler annektiert zu werden. Trotz des Leids in Israel muss man hier einen Unterschied anerkennen
Das palästinische und israelische Volk wollen und können friedlich zusammenleben. Nur die Politiker dieser Staaten brauchen eine Beschäftigung. Mit der Beschäftigung ist es eigentlich in jedem Staat so.
in der DDR hat man die Juden ganz normal behandelt .. eben nicht so auf den Sockel gehoben wie es heute üblich ist. Klar das denen das heute besser gefällt.
Du darfst antisemitisch sein. Ist nicht verboten.
@ZiegenPeter
Ist eben immer die Frage, wer „normal“ definiert.
https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/izpb/juedisches-leben-348/juedisches-leben-348/341615/juedisches-leben-in-der-ddr/
Selbstverständlich kann man immer im Gestern leben, noch dazu wenn es sich so vorteilhaft vermarkten lässt.
Große teile der Deutschen haben aber mittlerweile keinen Bezug mehr zu diesem Gestern. Vor allem keine Lust sich vor den Karren spannen zu lassen.
Auch die krampfhaften Bemühungen der Erinnerungsindustrie bewirken da wohl er das Gegenteil vom Erhofften.
Deine Erinnerung jedenfalls trügt dich, ZiegenPeter.
Und deine Sprache verrät dich.
Das sind ja auch ganz normale Menschen . Sie sind aus Blut und Fleisch ,wie du und ich.
Es war zu erwarten: Die zur Umschreibung der Geschichte beauftragten Beamten sind aufgerufen, die Verbindung einer „israelfeindlichen Politik“ mit der DDR
herzustellen. Das geht schon in Ordnung! Denn das hier verwendete Muster, der Diskreditierung der DDR, folgt den aktuellen Vorgaben der Bundesregierung zur Festschreibung einer Meinung über den jüdischen Staat. Letztlich wird sich die Meinung all Jener festschreiben, die diesen Konflikt in seiner historischen Herkunft und den gegenwärtigen Machtinteressen der „Großmächte“ sehen.
Die DDR war Heiliges Land, das Paradies auf Erden, Judenheimat!
Sie wurde von imperialistischen Provokateuren sabotiert, mit Palitüchern erwürgt!
Seit ihrem Untergang haben wir (Itzig & ich) NICHTS mehr. Wir sind arm, dick und ungeküsst. Dafür ist jemand verantwortlich. NICHT WIR (Itzig & ich)!!!
Kann es sein, dass du einfach keine Ahnung hast? Natürlich war die DDR pro-palästinensisch eingestellt und gegen Israel. Hatte auch was mit der Haltung der UdSSR zu tun. Das hat nichts mit einer angeblichen Diskreditierung deiner heißgeliebten DDR zu tun, ist einfache Geschichte. Kannst du aber nicht wissen, weil du es nicht willst. Dein selbst gewählter Name ist Programm und erklärt so manchen Kommentar von dir.
Die Arbeit der Beauftragten des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Birgit Neumann-Becker, hat sicher ihre Berechtigung. Ich muss zugeben, dass ich die Ergebnisse ihrer Arbeit bisher nur marginal kenne und wenn, dann spiegelt sie freilich ein düsteres Bild des Altags in der DDR wider. Gut, das ist ihr Job. Die Haltung der DDR zur israelischen Außenpolitik, ohne den gesamtpolitischen Kontext jener Zeit des kalten Krieges aufzuzeigen und in Zusammenhang zum Gedenktag des 9. November zu bringen, ist jedoch zu billig. Kritik ist durchaus berechtigt, bei so einem sensiblen Thema gilt es jedoch auch besonders, im jeweiligen Zusammenhang zu differenzieren und die Gründe für die Politik auszuloten. Sicher, die Israel-Politik der DDR war nicht besonders löblich, war sie doch in dem Block-Denken der Systeme der damaligen Zeit gefangen, was sich heute, bei politisch agierenden Protagonisten in vielerlei Hinsicht ähnlich darstellen mag. Schwarz-Weiss-Denken ist also auch hier überhaupt nicht angebracht. DDR-Schelte? Ja, wo es angebracht ist, aber bitte nicht überall und nicht so uniform um jeden Preis.
Sehr gut analysiert!
Die DDR war immer für Frieden ihr klugscheisser. Ihr wartet doch nur bis der letzte Zeitzeuge gestorben ist damit ihr eure Lügen weiter verbreiten könnt