Sachsen-Anhalts Tourismuswirtschaft erwartet schlechte Gechäfte und steigende Preise
Für die Wintersaison 2016/17 erwartet die sachsen-anhaltische Tourismuswirtschaft schlechtere Geschäfte. Außerdem rechnen 62 Prozent der Reiseunternehmer aufgrund höherer Kosten damit, dass die Preise steigen werden. Dies ergibt die aktuelle Saisonumfrage der Landesarbeitsgemeinschaft der beiden sachsen-anhaltischen IHKn unter Hotelbesitzern, Gastwirten, Busunternehmern, Reisebüros und -veranstaltern im Land. Für die zurückliegende Sommersaison bewerteten die meisten Unternehmen die Geschäftslage zwar positiv, aber nur in der Hotellerie hat dies auch zu mehr Einnahmen geführt. In der Gastronomie und bei den Reiseveranstaltern hingegen sind die Umsätze – zum Teil sogar trotz vorangegangener Preiserhöhungen – gesunken.
„In der Tourismuswirtschaft klafft die Schere zwischen Umsatz und Gewinn immer weiter auseinander“, erklärt Antje Bauer, Geschäftsführerin für Starthilfe und Unternehmensförderung der IHK Halle-Dessau. Gut 45 Prozent der befragten Unternehmen im Gastgewerbe sähen in hohen Arbeitskosten, steigenden Energiepreisen und dem Fachkräfteproblem die größten Preistreiber. Knapp die Hälfte der Beherbergungsunternehmen und jeweils ein Drittel in Gastronomie und Reisebranche könnten schon seit längerem ihre offenen Stellen nicht adäquat besetzen, so Bauer. „Aber ohne geeignetes Personal kein guter Service und ohne attraktives Angebot kein Geschäft.“ Die Unternehmen hätten reagiert. Sie stellten verstärkt ältere oder ausländische Fachkräfte ein, berichtet Bauer. „Und auch für den Nachwuchs wollen sie über besondere Angebote als Arbeitgeber wieder attraktiver werden.“
Die Ergebnisse der IHK-Saisonumfrage nach Branchen:
Die Reiseunternehmer schätzen die Lage zwar besser ein als im Sommer 2015, allerdings blieben ihre Umsätze hinter den Erwartungen zurück. Mehr als ein Drittel der Unternehmen beklagt trotz Preiserhöhungen Rückgänge. Knapp ein Viertel gab an, weniger Geschäftsreisen verkauft zu haben. Einen Rückgang bei Urlaubsreisen meldeten zwölf Prozent der Befragten. Reisen ins Ausland wurden seltener gebucht, der Inlandstourismus nahm hingegen zu. Im Reisesegment sind die Erwartungen für die Wintersaison negativ. 62 Prozent der Unternehmen erwarten steigende Preise.
Die Hoteliers schätzten die Lage im Sommer 2016 – wie schon in den Vorjahren – als sehr gut ein: Zwei Drittel der Befragten meldeten gute Geschäfte und mehr als 40 Prozent der Unternehmen verzeichneten Umsatzsteigerungen. Die Erwartungen an die Wintersaison 2016/2017 sind dennoch gedämpft, die Umfragewerte liegen unter jenen des Vorjahres. Lediglich knapp zwölf Prozent rechnen mit einer Verbesserung, ein Fünftel erwartet schlechtere Geschäfte. Rund ein Drittel der Befragten gibt an, die Übernachtungspreise anheben zu wollen, die Mehrheit plant aber mit konstanten Preisen.
Auch bei den befragten Gastronomen ist die Stimmung grundsätzlich positiv: 51 Prozent verzeichneten in den Sommermonaten gute Geschäfte. Die Erwartungen an die kommende Wintersaison 2016/2017 sind im Gastgewerbe per Saldo jedoch negativ. Als Hauptrisiken bezeichnen die Unternehmen neben hohen Arbeitskosten und dem Fachkräfteproblem auch die hohen Rohstoff- und Lebensmittelpreise. Mehr als ein Drittel der Befragten plant Preissteigerungen, bei Neueinstellungen bleiben sie ebenso zurückhaltend wie bei geplanten Investitionen.
Hintergrund: Die Landesarbeitsgemeinschaft der beiden Industrie- und Handelskammern in Sachsen-Anhalt (LAG) besteht seit 1997 und vertritt die Interessen von über 110.000 Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft in Sachsen-Anhalt. Die Landesarbeitsgemeinschaft führt Umfragen unter ihren Mitgliedsunternehmen durch, erarbeitet fachliche Stellungnahmen und vertritt das Gesamtinteresse der Unternehmen gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit.
Die vorliegende Umfrage zur Sommersaison 2016 sowie zu den Erwartungen an die Wintersaison 2016/2017 in Sachsen-Anhalt stützt sich auf insgesamt 226 Antworten: davon 173 aus dem Gastgewerbe (Beherbergung und Gastronomie) sowie 53 aus dem Reisebüro- und Reiseveranstaltersektor. Der Berichtszeitraum erstreckt sich vom 1. Mai bis 31. Oktober 2016.
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