Schimmel, Ungeziefer, kaputte Heizung: Bürgermeister nimmt BELVONA-Wohnungen im Südpark in Augenschein – Unternehmen will sich bessern – was sind die Versprechen wert?

Seit Monaten gibt es im Südpark in Halle-Neustadt Ärger in den Wohnungen des Unternehmens BELVONA – unter anderem wegen Schimmel, Ungeziefer und kalter Heizungen. Am Mittwoch hat sich Halles Bürgermeister Egbert Geier vor Ort über den Zustand der Wohnungen informiert.  Auch Oliver Paulsen vom Dienstleistungszentrum Integration und Tobias Teschner, Leiter des Fachbereichs Sicherheit, waren beim Rundgang dabei.

Man wolle ein Gefühl für die Probleme bekommen, sagte Geier. Vor Ort waren auch Vertreter von BELVONA. Kernaussage: das Unternehmen verspricht Besserung. So sollen die Notfallnummern ständig erreichbar sein. Es habe ein internes Weiterleitungsproblem in der Telefonanlage gegeben, sagte David Bäumler, seit August der Verwalter der halleschen BELVONA-Wohnungen. Zudem seien zwei Hausmeister ständig vor Ort, eine dritte Person für Mieteranliegen soll eingestellt werden. Nun ist die Frage, ob auf die Ankündigungen auch etwas folgt.

Bäumler betonte, er sei für die Verwaltungsgesellschaft da und nicht für den Eigentümer. Hier greift das weit verzweigte Konstrukt aus vielen Firmen und Tochterfirmen rund um die DEGAG. Da gibt es verschiedene Firmen mit dem Namen BEVO DE Alpha und anschließend diverse Nummern und Buchstaben. Lakonie, Silver Wohnen — etliche Real Estate-Firmen lassen sich zuordnen. Alles rechtlich selbständige Firmen, die offiziell alle nichts miteinander zu tun haben. Das macht es natürlich für die Mieter umso schwerer, einen direkten Ansprechpartner zu bekommen.

Es würden nicht alle Dinge stimmen, die in der Presse stehen, sagte Bäumler. “Zeigen sie mir eine Wohnung, wo die Heizung nicht funktioniert!” Klar, denn nach Wochen ist ja dieses Problem auch behoben. Dass Firmen – wie auch die Stadtwerke – nicht bezahlt worden sind, konnte Bäumler bestätigen. “Das war aber vor meiner Zeit”, betonte er. Er habe sich um eine Begleichung der offenen Rechnungen gekümmert, dass beispielsweise Heizung und Warmwasser nicht abgestellt werden. Die Ankündigung der Versorgungseinstellung habe auch bei ihm selbst für schlaflose Nächte gesorgt, sagte Bäumler. Doch auch aus anderen BELVONA-Beständen, beispielsweise in Dorsten, Soest, Augustdorf, Altenburg, Mörs oder Castrop-Rauxel werden ähnliche Zahlungsschwierigkeiten des Vermieters gemeldet. Und das immer wieder. Die Versorgungseinstellung droht, die Schulden werden beglichen, und wenige Monate später gibt es das gleiche Problem.

Geiers Fazit nach dem Besuch einiger Wohnungen: “So, wie das aussieht, geht es gar nicht.” Einige Zustände seien gesundheitsgefährdend.  “Ich erwarte, das BELVONA auf die Meldungen der Mieter eingeht. In so einem Verhältnis ist vernünftiges Wohnen nicht möglich.” Oft heißt es ja auch, Mieter seien möglicherweise selbst für die Schimmelbildung in ihren Wohnungen verantwortlich. Doch bei seiner Begehung wurde auch deutlich, dass es oftmals auch undichte Fassaden oder Dächer sind. In einem Fall schimmelte es im innenliegenden Bad, weil die Lüftungsanlage nicht funktioniert. Ein Wasserrohrbruch hat Wände der darunterliegenden Wohnungen durchfeuchtet. Auch hier gibt es nun schwarzen Schimmel. “Hier besteht akuter Handlungsdruck”, so Geier. Denn betroffen ist das Schlafzimmer einer Familie.

Bei einer anderen Familie krabbeln immer wieder Kakerlaken herum. Die Tiere kommen durch den Versorgungsschacht in die Wohnung. Schädlingsbekämpfer seien zwar schon da gewesen, sagte die Mieterin – doch nur in ihrer Wohnung. Tote Tauben und jede Menge Taubenkot liegt auf dem Balkon einer leerstehenden Wohnung in der Offenbachstraße. Eine Hauseingangstür, die sich nicht verschließen lässt, beklagte ein anderer Mieter. Das stellt sich als großes Problem dar, denn so kommen Unbefugte ohne Probleme ins Haus. Und dort kommen sie dann in eine verlassene Wohnung. Der Mieter ist verstorben, die vermüllte Wohnungseinrichtung ist noch komplett da und die Wohnungstür eingetreten. Im ganzen Gebäude riecht es nach Ratten-Urin.

Die entstandene Verzweiflung bei den Mietern kann Geier nachvollziehen. “Wenn ich mir die Finger wund wähle, und niemand geht ans Telefon, kotzt es mich natürlich an.” Die Telefon-Hotline brauche eine qualitative Aufwertung.