Schlachthof-Versteigerung frühestens im Herbst

Die mögliche Zwangsversteigerung des Schlachthofs in der Freiimfelder Straße verschiebt sich weiter nach hinten. Derzeit rechnet die Stadtverwaltung damit, dass es frühestens im Herbst dazu kommen könnte. Am Dienstag hatte sich die Beigeordnetenkonferenz mit dem Thema befasst. Momentan wartet die Verwaltung noch auf ein Gutachten zum Verkehrswert. Doch schon jetzt gibt es sieben Interessenten für ein Bieterverfahren.
Laut letztem Gutachten, nun schon einige Jahre alt, hatte der Schlachthof einen Wert von 1,3 Millionen Euro, hinzu kommt noch eine Grundschuld von vier Millionen Euro. Die konnte schon reduziert werden, denn laut Akten war das Grundstück einmal mit 14 Millionen DM belastet. Vorzugsschuldner ist die Stadt Halle (Saale) selbst, sie wartet noch auf mehrere hunderttausend Euro Grundsteuer. Aus diesem Grund hatte die Stadt auch eine Zwangsversteigerung vorangetrieben. Denn immer wieder muss die Feuerwehr zu Bränden ausrücken, im vergangenen Jahr gab es zwei Großbrände. Der letzte Eigentümer ist aus dem Handelsregister gelöscht. Damit gibt es quasi einen großen Schuldenberg, für den sich niemand verantwortlich zeichnet.
Seit zwei Jahrzehnten nun steht das weitläufige Gelände leer. 55.000 Quadratmeter umfasst das Areal. Die ersten Gebäude entstanden 1892 auf dem Gelände des früheren Ritterguts Freiimfelder. Im Laufe der Jahre kamen immer wieder Erweiterungen hinzu. Scheiben der Gebäude sind inzwischen zerschlagen, überall liegt Müll umher. Neben entsorgten Kühlschränken, Zeitungen und Möbel lagern auch hunderte Reifen auf dem Gelände. Auch alte Unterlagen des Schlachthofs sind zu finden wie Bestelllisten, Mahnungen, Kreditanträge und sogar Urkunden aus DDR-Zeiten. Und genau diese Hinterlassenschaften sind es, die immer wieder zu Feuerwehreinsätzen führen.
Geld dürfte aber nicht das einzige Problem sein. So muss geklärt werden, welche Belastungen im Boden sind. So müssen die alten Blutwannen beseitigt werden. Auch gibt es etliche, zum Teil nicht vermerkte Keller, die zur Gefahr werden können. Jede Menge Müll, darunter 2.000 Altreifen, lagern auf dem Gelände. Doch das Hauptproblem ist der Lärm. Dabei spielt nicht nur die Bahnstrecke mit dem geplanten Rangierbahnhof rein, sondern auch der Autolärm der Freiimfelder Straße.
Im Flächennutzungsplan der Stadt ist das Gelände als Sonderfläche ausgewiesen. Deshalb muss, bevor die Ideen des Ökodorfs verwirklicht werden kann, zunächst ein Änderungsverfahren ausgelöst werden. Auch der Denkmalschutz darf nicht außer Acht gelassen werden. Eventuell ist aber eine Neueinstufung möglich, welche Teile noch mit einem tragbaren Kostenaufwand saniert werden können. Zudem ist ein Bebauungsplanverfahren nötig. Es wird also ein harter und steiniger Weg. Doch genau diesen harten Weg hat das Gelände ja ohnehin hinter sich. Einst wollte man hier ein großes Fachmarkt- und Einzelhandelszentrum mit Markthalle etablieren. Später gab es die Idee zu studentischem Wohnen in Containermodulen. Jedes Jahr stand eine neue Consultingfirma auf der Matte, die im Auftrag der wechselnden Gläubiger tragfähige Konzepte erarbeiten sollte. Passiert ist bis heute nichts.
Die Genossenschaft “Halle im Wandel” wollte eine Art Ökodorf inmitten der Stadt errichten. Ein großes Gewächshaus war eine Idee, angebautes Obst und Gemüse könnte in einer Stadtteilküche gleich weiterverarbeitet werden. Die größte der ehemaligen Lagerhallen könnte zur Markt- und Basarhalle umfunktioniert werden. Werkstätten sind denkbar, Solarzellen auf dem Dach, Kita, Schule. Produzieren, Reparieren und Tauschen sollen im Mittelpunkt stehen.
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