Schreiben aufgetaucht: Bringen Stadtrats-CDU und Landesregierung die Umwandlungen der Heine-Schule und KGS Hutten in IGS zu Fall?
Am Mittwoch hat der Stadtrat in Halle (Saale) die Umwandlung der Gemeinschaftsschule Heinrich Heine in eine Integrierte Gesamtschule (IGS) beschlossen. Es gab 35 Ja, 10 Nein und 7 Enthaltungen. Doch unmittelbar vor der Abstimmung überraschte die CDU den Stadtrat mit einem Schreiben des Bildungsministeriums des Landes Sachsen-Anhalt. Das betrifft ebenfalls die KGS Ulrich von Hutten, die sich auch in eine IGS umwandeln will. Hier muss aber der Stadtrat keine Entscheidung treffen.
“Die Zieljahrgangsstärken von 75 Schülerinnen und Schülern in der Orientierungsphase und dem ersten Jahr der Qualifikationsphase der Sekundarstufe II erfüllt keine der Gesamtschulen im Stadtgebiet von Halle (Saale)”, heißt es darin. (Für IGS und Gemeinschaftsschulen macht das Land fordert das Land höhere Mindestschülerzahlen als für Sekundarschulen.) Aus diesem Grund sei die Vorlage der Stadtverwaltung rechtswidrig und ein komplettes Versagen des städtischen Geschäftsbereichs, meinte Stadträtin Claudia Schmidt (CDU). Sie warf auch der Verwaltung vor, dass von ihr die Intention zur Umwandlung ausgeht. Aus diesem Grund wollte die CDU, die ohnehin gegen IGS ist, den Beschluss vertagen, ist damit aber im Stadtrat gescheitert.
Bildungsdezernentin Katharina Brederlow fand deutliche Worte gegenüber den Äußerungen der CDU. So habe es einen Hinweis des Landesschulamtes gegeben, dass der Bestand als Gemeinschaftsschule in Gefahr ist und dieses habe deshalb die Empfehlung der IGS gegeben. Es liege möglicherweise ein Versagen des Bildungsministeriums vor. Wenn das Land der Meinung sei, etwas im Vorgang stimme nicht, dann soll es sich mit dem Landesschulamt in Verbindung setzen, denn dieses ist der Ansprechpartner der Stadt. „Ungeheuerlich“ nannte Hendrik Lange (Linke) den Versuch der CDU, die Antrag zu torpedieren. Die Heine-Schule habe sich zu einem Leuchtturm entwickelt, meinte Andreas Schachtschneider (Hauptsache Halle).
“Sowohl das Landesschulamt als auch das Ministerium für Bildung haben auf verschiedenen Ebenen und über einen langen Zeitraum hinweg Gespräche mit der Stadt Halle (Saale) zur Fortschreibung der Schulentwicklungsplanung geführt. Dabei haben die Schulbehörden frühzeitig darauf aufmerksam gemacht, dass zum einen im Bereich der weiterführenden Schulen ein Mehrbedarf an Plätzen entstehen wird und zum anderen die bestehenden weiterführenden Schulen in der Stadt Halle (Saale) und hier insbesondere die Gymnasien und Gesamtschulen an der Untergrenze der Mindestschülerzahlen orientiert sind”, erklärt das Bildungsministerium in seinem Schreiben an die CDU-Stadtratsfraktion.
Die Kooperative Gesamtschule “Ulrich von Hutten” will sich in eine IGS umwandeln. Das sei laut Schulgesetz nicht vorgesehen, so das Land. “Demnach fehlt es an einer Rechtsgrundlage für die Umwandlung.”
Bereits im vergangenen Jahr hatte der Stadtrat ursprünglich die Gründung einer neuen IGS in Heide-Nord vorgehabt. Letztendlich musste eine Sekundarschule auf Druck des Bildungsministeriums beschlossen werden, weil es für diese die hohen Anforderungen an Mindestschülerzahlen nicht gelten. Im Endeffekt wurde aber die Schule gar nicht gegründet, weil sich kaum jemand für die Sekundarschulplätze beworben hat. Das Land hält aber in seinem Schreiben Sekundarschulen für sinnvoller. Die Gründung einer Sekundarschule ist Sachgerecht, da die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler an einer Integrierten Gesamtschule in der Regel einen Realschulabschluss anstrebt. Auch nach Erwerb des qualifizierten Realschulabschlusses besteht die Möglichkeit, den Bildungsweg in der Sekundarstufe Il des Gymnasiums fortzusetzen.” Die Anwahl der Eltern und Schüler zeigt aber, dass diese sich vorrangig an IGS bewerben. Und dieser Wunsch ist nach Landesschulgesetz zu erfüllen.
Am Ende des Schreibens wird klar, wohin die Reise nach Ansicht des Landes gehen sollte. “Die Stadt Halle (Saale) sollte jetzt an das Wohl ihrer Schülerinnen und Schüler denken und die Schulentwicklungsplanung tatsächlich so umsetzen, dass den Schülerinnen und Schülern geholfen ist. Der Stadt Halle (Saale) ist nicht geholfen, wenn sie auf dem Blatt Papier verschiedene Schulformen anbietet, die Voraussetzungen hierfür aber nicht erfüllen kann.”
Was für eine Verwaltungsposse.
Gründet polytechnische Oberschulen , dann lernen die Kinder wenigstens was …
Die Sekundarschulen und die nahezu gleichwertigen IGS, KGS, GemS und wie sie alle heißen sind ja das Pendent zur POS.
Nur durch diese Zergliederung wird die Segregation zu Lasten der Sekundarschulen vorangetrieben, welche außerhalb der Großstädte die „Regelschule“ sind.
Du willst die Kinder poly erziehen?
Welche Posse und vor allem welche Verwaltung?
Alles war klar und genehmigt, bis die Dame aus der CDU im Rat mit einem Papier auftauchte.
Ein Beamter des Landes hatte wohl schlechte Träume.
IGS sind die POS im neuem Gewand.
Mal wieder ist die rechtliche Grundlage nicht klar im Stadtrat. So eine Posse unter Herr Geier
Dass es einen riesigen Bedarf an IGS-Plätzen gibt, diese aus allen Nähten platzen, ist in den verschrumpelten Hirnen der CDU nicht angekommen.
Darf doch nicht wahr sein!!
Die CDU zeigt wieder ihr wahres Gesicht.
Spätestens im Frühjahr 2025 müssen sich die derzeitigen 4.-Klässler entscheiden, in welche weiterführende Schule sie gehen möchten.
Und jetzt diese erneute Unsicherheit – wieder auf Kosten der Kinder (und Eltern).
–
Ich kann „Kraftradler“ nur Recht geben – in den Polytechnischen Oberschulen haben wir eine hervorragende Bildung erhalten und der Abschluß der 10.Klasse war damals sehr viel wert.
–
Wirklich nur sehr leistungsstarke Schüler sind nach der 8. Klasse auf die Erweiterte Oberschule gewechselt und haben nach 12 Schuljahren das Abitur abgelegt.
Das stimmt. Damals war auch das Niveau an der POS deutlich höher als an der heutigen IGS.
Man darf aber nicht unter einer bestimmten Durchfallquote liegen, dadurch wird einfach das Niveau an den Schulen gesenkt.
Ist aber an den Gymnasien das gleiche. Alle schicken nun ihre Kinder an die Gymnasien und die müssen dann auch ihr Niveau senken. Die Kinder lernen heute deutlich weniger an den Schulen als noch vor 30 Jahren.
Wir haben ab und zu noch Klassentreffen (Abschluss der 10. Klasse 1974)
Es ist bemerkenswert, in welch anspruchsvollen Berufen viele Schulabgänger der 10. Klasse tätig sind (bzw. waren), einige haben nach der 10.Klasse eine Berufsausbildung mit Abitur erfolgreich abgeschlossen.
Die Allgemeinbildung war am Ende der Schulzeit sehr gut
–
Das ist richtig. Da gab es aber noch Margot und es herrschte „Zucht und Ordnung“ 😉
Die heutigen Lehrer haben doch nichts mehr zu melden und müssen sich alles gefallen lassen. Selbst wenn die Schüler über Tische und Bänke gehen, alles kein Problem, völlig normal 🙁
auf „Margot“ und die politische Gängelei kann man natürlich gern verzichten.
Das war die Kehrseite des Bildungssystems
Es ist unglaublich, wie es die CDU immer wieder schafft, sich gegen alle wissenschaftlichen Erkenntnisse im Bildungsbereich zu wehren und eine zutiefst rückwärtsgerichtete Bildungsvorstellung hat. Es scheint auch so, dass Frau Schmidt den Staffelstab von Frau Wünscher übernommen hat, um gegen integrierte Gesamtschulen ins Feld zu ziehen. Interessant ist dabei, dass sie mit derselben Unwissenheit agiert wie ihre Vorgängerin. Weder der § 7 SchulG LSA hat etwas mit der Umwandlung einer Gemeinschaftsschule in eine andere Schulform zu tun, noch die Behauptung, die Umwandlung in eine IGS müsse durch einen Beschluss der Landesregierung erfolgen, ist richtig. Zumal durch die Kooperationen der IGS’en die SEK II nicht bestandsgefährdet sind. Witzigerweise werden durch das MB Kooperationen gerade als ein legitimes Mittel zur Bestandssicherheit angeführt und befürwortet. Aber offensichtlich immer nur dann, wenn es eine von der CDU präferierte Schulform ist. Es ist aber auch nicht erstaunlich, dass die Stadt-CDU mit Unwissen glänzt, denn selbst die Ministerin hat bewiesen, dass sie kein fundiertes Wissen hat, wenn sie z. B. fälschlicherweise behauptet, dass es ein Recht auf Schulform- und Bildungsgangwahl nicht gäbe. Obwohl diese in unserer Landesverfassung in Artikel 26 Abs. 3 festgeschrieben ist. So geschehen in aller Öffentlichkeit zur Bildungsausschusssitzung am 01.02.2022.
Die Mitglieder der CDU sollen den Grünen bloß nicht nochmal mit Ideologievorwürfen kommen! 😡