Sollte man über Asylthemen und Täterherkunft berichten?
Ein Vorfall vom späten Freitagabend in einer halleschen Straßenbahn hat im Netz wieder für massenhaft Kommentare gesorgt: ein Afrikaner hat eine Frau belästigt und mit einer Waffe bedroht, schon im Vorfeld damit im Böllberger Weg rumgeschossen.
Die einen sahen sich in dem Vorfall bestätigt: der „Nafri“ ist kriminell und gewalttätig. Da wird von „Merkels Gästen“ schwadroniert, „Goldstücken“ und „Fachkräften“. Überhaupt ist ja der Moslem an sich gefährlich. Die Afrikaner werden per se auch mit in diesem Topf geworfen, obwohl es unter den Afrikanern viele Christen und Anhänger von Stammesreligionen gibt. Und wenn sie dann bei einem Artikel plötzlich lesen, es habe sich um einen Deutschen gehandelt, da kocht die Volksseele hoch: die Taten von Flüchtlingen verschweigen und die von Deutschen extra nennen. Erstaunlicherweise übrigens die gleichen Schreiber, die wenige Tage zuvor bei Taten von ausländischen Personen auch schon kommentiert haben und ihr allgemeines Weltbild, nämlich Flüchtlinge seien kriminell, bestätigt gesehen haben. Das Gedächtnis jener Personen scheint wohl sehr eingeschränkt zu sein.
Dann gibt es aber auch die andere Seite. Von den Flüchtlingsgegnern gern als „Gutmenschen“ tituliert, posten sie gern in den Kommentaren oder per Mail, dass wir doch auf die Nennung der Täterherkunft verzichten sollen. Das würde doch nur Vorurteiler verstärken. „Unbekannter“ oder „Mann“ reiche doch völlig. Einige dieser Leute sind auch als Sprecher oder Vertreter diverser Initiativen bekannt, die Demonstrationen für Flüchtlinge und für Bleiberecht organisieren, die sich also auch durchaus um die Integration vom Flüchtlingen bemühen und sich von Berichterstattungen über Taten von Flüchtlingen gestört fühlen – denn „es sind ja nicht alle so“, sondern nur ein Teil. Nun haben uns im Laufe des Samstags wieder diesbezüglich Mails erreicht. Hintergrund ist auch ein aktuelles Interview des ARD-Moderators Georg Restle, die Mails waren gleich mit einem Link zu diesem Interview versehen. Man müsse ja nicht „jeden Mist abbilden“, hat er da gesagt – insbesondere zu Berichterstattungen über Asylthemen und Flüchtlingskriminalität.
Wir haben uns entschieden, auch weiterhin über diese Themen zu berichten. Und wir werden auch weiterhin die Täterherkunft nennen. Übrigens auch die von Deutschen. Wir haben in den vergangenen Wochen einen kleinen „Test“ durchgeführt. Bei bestimmten Artikeln haben wir die Herkunft der Täter weggelassen, auch wenn sie uns bekannt war. Das betraf Taten von Deutschen ebenso wie die von Flüchtlingen. Und das hat zu einem erstaunlichen Ergebnis geführt. Die Taten von Nichtdeutschen wurden in der sogenannten „Filterblase“ des linken Spektrums gleich mal den „Ronnys aus Neustadt“ zugeordnet, Rechtsextremen, Neonazis. In linken Kreisen werden vermeintliche Rechtsextreme gern als „Kartoffel“ oder eben als „Ronnys“ bezeichnet. Da ist zum Beispiel der Angriff auf Afghanen von einigen Woche. Da hat man sich im Weltbild bestätigt gesehen, dass die „Rechtsextremisten“ eine Bedrohung für die Flüchtlinge sind. Es hat eben der Hinweis im Artikel gefehlt, dass es sich auch bei den Tätern um ausländische Personen gehandelt hat. Und auch die rechte „Filterblase“ nimmt sich diesbezüglich nicht viel. Dort hat man die von Deutschen begangenen Taten gleich mal den Flüchtlingen zugeordnet, weil eben die Herkunft nicht dabei stand. Denn ein „guter Deutscher“ verübt ja keine Überfälle mit Messern. Es „messert“ eben nur eine „Merkel-Fachkraft“. Und rechtsextreme Blogs schwadronieren gleich mal davon, dass Flüchtlinge das Nordbad „vollscheißen“ würden. Anlass hierfür ist ein Kleinkind, dass sein großes Geschäft ins Becken verrichtet hat. Es soll sich übrigens laut Zeugen um eine deutsche Familie gehandelt haben…
Für uns war dieser Test der ausschlaggebende Punkt, die Herkunft, wenn bekannt, grundsätzlich zu nennen. Andernfalls werden rechte Gruppen Taten von Deutschen automatisch den „Flüchtlingen“ zuordnen und linke Gruppen von Ausländern begangene Taten Rechtsextremen zuordnen, wenn die Täterherkunft nicht dasteht. Dann kann der rechtsextreme Schreiber gern lospoltern, wenn die Tat eines Deutschen erwähnt wird, und linksextreme Schreiber, wenn es um die Tat eines Migranten geht.
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