Sprachlehrer-Kündigung: Halles Schulen fürchten „Katastrophe“, Wiegand will unterstützen

Halles Sekundarschulen befürchten wegen der Kündigung der Sprachlehrer zum Jahresende eine „Katastrophe“. Das sagte die Leiterin der Sekundarschule „Heinrich Heine“, Mandy Rauchfuß, am Dienstag in der Beigeordnetenkonferenz.
Demnach besuchen die Heine-Schule 115 Flüchtlingskinder, darunter 18 Analphabeten. „Diese haben noch nie eine Schule von Innen gesehen“, so Mandy Rauchfuß. Vier der 7 Sprachlehrer an der Schule müssen zum Jahresende gehen. Darunter sei eine ausgebildete Englischlehrerin, die eine normale 5. Klasse leite und in einer 10. Klasse Englisch unterrichtet. Der Wegfall der Lehrer „würde uns in einer Katastrophe stürzen.“ Zumal die Lehrer nun Mitten im Schuljahr wegfallen. Besonders für die 10. Klasse Mitten in den Prüfungsvorbereitungen sei dies besonders schlimm. Durch den Wegfall der Lehrer müsse sie zudem sechs 5. Klassen bilden, in jeder dieser würden dann mindestens 25 Prozent der Schüler kein Wort Deutsch sprechen. Zudem würde durch den Sprachlehrer-Wegfall die Unterrichtsversorgung auf 80 Prozent abfallen. Sie habe schlicht nicht ausreichend Lehrer. Hochachtung habe sie vor den Sprachlehrern, die ihre Arbeit bis zum Ende durchziehen, ohne sich etwas anmerken zu lassen.
Ähnlich dramatisch ist die Situation an der Reil-Sekundarschule, erläuterte Leiter Michael Götz. Dort werden 67 Flüchtlingskinder in der Sprachförderung unterrichtet. Diese müsste er ebenfalls auf verbleibende Klassen aufteilen. Und ebenso besorgniserregend ist die Unterrichtsversorgung. Durch den Wegfall der Sprachlehrer müssten im Januar 140 Unterrichtsstunden ausfallen. Das bedeutet bei vorhandenen 20 Klassen, dass in jeder mindestens 7 Unterrichtsstunden im Monat ausfallen müssen. Wenn dann noch Lehrer krank werden, wird die Situation noch schwieriger. „Stellen Sie sich vor Sie sind Mathematiklehrer und müssen einem ausländischen 13jährigen Analphabeten den Satz des Pythagoros erklären“, erläuterte Götz die Notwendigkeit der Sprachförderung.
Von der Stadt fühle man sich wahrgenommen und vertreten, sagte Rauchfuß. Man habe die Hoffnung, dass diese als Schulträger beim Land interveniere, schließlich sei Oberbürgermeister Bernd Wiegand „Oberster Ersatzpapa für unsere Schüler.“ Der sagte seine Unterstützung zu, man werde ein Schreiben an das Land verfassen. So wolle man untersuchen, ob die Stadt nicht durch Förderprogramme einspringen kann, die Stadt also möglicherweise bis zum Schuljahresende finanziell einspringt und die Lehrer bezahlt. „Dieser Zustand der vorherrscht, da müsste unverzüglich gehandelt werden“, sagte Wiegand.
Bildungsdezernentin Katharina Brederlow sagte, mittlerweile sei auch in anderen Schulen die Unterrichtsversorgung schlechter geworden sei, beispielsweise durch Krankheit und Schwangerschaft. Viele Kinder in der Sprachförderung seien nicht mal ein Jahr in Halle, so Brederlow. Die Stadt als Schulträger sei gefordert, weil man ein kommunales Bildungsmanagement aufbauen wolle, „wir können nicht schweigen.“ Brederlow regte an, sich zusammen mit anderen Kommunen zu beraten.
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