Stadtrat rebelliert gegen das Land und beschließt Gründung einer neuen IGS – Bildungsdezernentin: Land interessiert Elternwillen nicht, nur Verordnung
In Halle (Saale) soll eine weitere Integrierte Gesamtschule (IGS) entstehen. Der Stadtrat hat einem entsprechenden Änderungsantrag der Linken (37 Ja, 10 Nein, 1 Enthaltung) zugestimmt. Ursprünglich wollte die Stadtverwaltung auch eine IGS haben, weil die Eltern diese Schulform anwählen. Doch nach einem Gespräch mit dem Land wurde die Vorlage in Sekundarschule geändert. Nun wird spannend sein, wie das Land auf den Beschluss reagiert. Zudem wird die Stadt die Kommunalaufsicht einschalten.
Pro Jahrgang müssen bei einer neuen Gesamtschule mindestens 150 neue Schüler (5.-Klässler) in den ersten 6 Schuljahren vorhanden sein. In den Schuljahren 25/26 und 26/27 sind es weniger, danach dann über 200. Bei einer neuen Sekundarschule gibt es dagegen diese Auflage nicht. „Das Ministerium hat ganz eindeutig gesagt: dann ist die Schulentwicklungsplanung nicht genehmigungsfähig“, sagte Bildungsdezernentin Katharina Brederlow. Aus diesem Grund empfiehlt die Stadt nun eine neue Sekundarschule, obwohl der Elternwille eine Integrierte Gesamtschule (IGS) ist. Doch der Elternwille interessiert das Land nicht, so Brederlow, das Land verweise immer nur auf seine Verordnung.
„Das geht doch nicht, dass die Feußner (Bildungsministerin) da oben macht, was sie will, und den Elternwillen ignoriert“, sagte Melanie Ranft (Grüne). Man stehe weiterhin hinter eine IGS. Der politische Druck müsse aufrechterhalten werden. Eine weitere Sekundarschule werde vorwiegend leer bleiben. Doch die Eltern haben einen Rechtsanspruch auf die Schulart. „Wenn wir den politischen Willen haben, eine neue IGS zu grünen, sollten wir das in den Schulentwicklungsplan reinschreiben.“
Hendrik Lange (Linke) verwies auf den vorhandenen Zeitdruck. Die neue Schule sei in diesem Jahr nötig. Das Land gebe schwer zu erreichende Ziel für die Gründung einer IGS vor. „Längeres gemeinsames Lernen soll auf allen wegen verhindert werden, wo es der CDU möglich ist.“ Lange führt auch den Lehrermangel an. Denn bei der IGS können auch Gymnasiallehrer tätig werden können, bei Sekundarschulen nicht. „Lassen Sie uns auf das Konzept IGS gehen. Die Eltern und Schüler haben es verdient.“
An einer IGS seien die Chancen größer, plädierte Beate Gellert (Hauptsache Halle), denn er eröffne auch Bildungswege für Schüler, die zunächst das Abitur gar nicht anstrebten.
Eine IGS sei gesetzeswidrig, meinte Ulrike Wünscher (CDU). Es bringe überhaupt nichts, eine Schulplanung zu beschließen, die nicht genehmigungsfähig ist.
„Wir sind für das längere gemeinsame Lernen“, sagte Silke Burkert (SPD), die auch auf das Anwahlverhalten der Eltern verwies.
„Wir haben keine Verhandlungsmöglichkeit, keine Rechtsmittel“, sagte Bildungsdezernentin Brederlow. Man habe mit dem Land längere Zeit gesprochen. Sie wies auch die Kritik der SPD zurück. Diese sitze schließlich in der Landesregierung und könnte das Gesetz ändern.
Die Kinder von Carsten Heym (AfD) sind Schüler an einer IGS, der für diese Schulform war. Es sei unverständlich, warum das Land mit einer solchen Vehemenz gegen eine neue IGS ist. Das Angebot müsse gestärkt werden. „Wer nicht kämpft, hat schon verloren“, sagte Heym.
Er finde es gut, sich als Stadtrat auch mal quer zu stellen, sagte Thomas Schied (Die PARTEI). Denn die IGS wird von den Eltern angewählt.
„Dann soll das Land hier her kommen und es den Eltern erklären“, sagte Detlef Wend (MitBürger).
Ohne die Stimmen der AfD hätte dieser Beschluss keine Mehrheit erhalten, sehr bemerkenswert für Linke und Grüne.
„37 Ja, 10 Nein, 1 Enthaltung“
Echt jetzt.? Man kann sich das Leben aber auch braun reden.
Lass mich raten: Du warst nur auf der Grundschule, für die Hauptschule hat es schon nicht mehr gereicht, weil Du nie rechnen gelernt hast? Und mit dem Lesen hapert es auch?
Es gab 37 Stimmen für die IGS bei 48 abgegebenen Stimmen. Die AfD hat nur 6 Stimmen…. Fürwahr, sehr bemerkenswert.
Tja, gewöhnt Euch mal an diese Form der Politik. Die scheren sich einen feuchten Kehrricht darum, was die Basis will. Ihr seid nur alle paar Jahre interessant, wenn neu gewählt werden soll. Schluckt die Pille oder macht was dagegen.
Wer ?
Das ich nicht lache… Die Stadt interessiert sich für Eltern schulpflichtiger Kinder??? Deshalb müssen Grundschüler mit Bussen von Halle Neustadt wegen einer seit 5 Jahren geplanten Sanierung quer durch Halle in die Südstadt in eine noch Baufälligere Ausweichgrundschule gekarrt werden… Die Ängste und Bedenken der Eltern dazu werden nicht ernst genommen und Bezirkswechselanträge vom Land rigoros und mit Fadenscheinlichen Gründen abgelehnt… Applaus!!!!! Undnun dürften die Wichtigen Ihren Senf dazu geben oder diesen Kommentar sehr gerne kritisieren….
Vom jetzigen Stadtrat kann man leider keine sachorientierten Lösungen erwarten. Statt sich erst einmal um die bereits vorhandenen maroden Schulen zu kümmern, setzt man lieber auf die Gründung neuer Schulen. Das stärkt die Egos im Stadtrat und der Stadtverwaltung. führt aber dazu, dass bereits vorhandene Probleme noch schlimmer werden. Bald sind Stadtratswahlen und damit die Möglichkeit, an den schlimmen Zuständen in Halle etwas zu ändern.
Aha ja. Die Schülerzahlen steigen, deshalb besteht Bedarf. Und zwar richtig Bedarf! Nach Deiner Vorstellung sollen die „Überzähligen“ dann wohl einfach gar nicht eingeschult werden? Von der Wand bis zur Tapete denken scheint Dich schon zu überfordern oder hast Du Erfahrung mit dem Nicht-eingeschult-werden und möchtest das deshalb auch für andere?
Danke CDU, einmal mehr macht ihr klar, warum ihr nicht wählbar seid. (AfD auch nicht, auch wenn er diesmal richtig liegt)
Bravo, das sehe ich genauso. Zumindest für Halle trifft dass voll zu.
Und wenn das Land die IGS nicht erlaubt, hat Halle zu wenig Schulplätze in den nächsten Jahren…
Was dann?
Dann werden jede Menge Klagen eine juristische Entscheidung erzwingen, und es wird dann doch eine IGS geben.
Die Alternative, eine Sek. für viel Geld zu gründen, die dann halb leer steht, aber dem jetzigen absurden Landesschulgesetz entspricht, erscheint mir allerdings auch nicht besonders zielführend.
Waaas der Stadtrat von Halle Saale rebelliert? Dad glaubt ihr doch alle selber nicht. Die sind doch vasallen vom Land. Und was ihr wahlvolk will interessiert die doch überhaupt nicht
Natürlich wäre die IGS die beste Lösung, weil sie viele Elternwünsche erfüllt. Aber auch eine Sekundarschule ist eine gute Alternative. Dort gibt es genauso Haupt- und Realklassen oder meist die Mischformen davon. Dafür bietet diese Schulform aber eine verstärkte Berufsorientierung mit mehr praktischen Anteilen durch Technik- und Hauswirtschaftsunterricht, was ja mit dem neuen Gemeinschaftsschulerlass reduziert wurde. Für einen Wirtschaftsstandort wäre dies förderlich. Doch leider denken die meisten Eltern an eine Verliererschule und wollen wenigstens die IGS. Wenn es dann später mit ihren Kindern an der IGS nicht funktioniert, können sie immer noch an die Sekundarschule zurück und dort den Schulfrieden stören. Hier läuft vieles falsch. Trotzdem würde uns in der jetzigen Situation die IGS am meisten helfen.