Tabuthema Job und Psyche: Fachkräfte sichern durch Akzeptanz und Abbau von Stigmatisierung im Betrieb
Psychische Probleme gelten in der Öffentlichkeit oft noch als Tabuthema – am Arbeitsplatz erst recht. Doch die Realität spricht eine andere Sprache: Psychische Erkrankungen sind längst ein gesellschaftliches und wirtschaftliches Problem, das sich nicht länger ignorieren lässt. Dies wurde am vergangenen Dienstag im Stadthaus in Halle (Saale) im Rahmen einer Veranstaltung der Arbeitsagentur Sachsen-Anhalt deutlich. Die Zusammenkunft brachte Arbeitgeber, Führungskräfte von Unternehmen sowie Verantwortliche von Arbeitsagentur und Sozialverbänden zusammen, um über den Umgang mit psychischen Belastungen und die Integration Betroffener in den Arbeitsmarkt zu diskutieren und zu sensibilisieren.
Kein Randphänomen: Die harten Fakten
Die Dimension des Problems verdeutlichte Diplom-Psychologin Stefanie Heyer, Leiterin der AWO RPK in Halle (Saale), mit aktuellen Zahlen. Sie stellte klar: „Es ist kein Randphänomen.“ Heyer präsentierte Daten, denen zufolge rund 28 Prozent der Bevölkerung in Deutschland pro Jahr von psychischen Problemen betroffen sind, wobei die Schwere variiert. Die Folgen für das Arbeitsleben sind gravierend: Eine psychische Erkrankung stellt mittlerweile den häufigsten Grund für eine Erwerbsminderungsrente dar. Bei der sogenannten EU-Rente macht der Anteil psychischer Leiden sogar alarmierende 42,1 Prozent aus. Trotz der Schwere der Erkrankungen betonte Heyer einen zentralen Aspekt: „Aber bei vielen Betroffenen besteht ein starker Wunsch, wieder zu Arbeiten.“ Hilfe bekommen sie im AWO-Psychiatriezentrum in Halle-Neustadt, denn dort erfolgen medizinische und berufliche Reha-Angebote unter einem Dach.
Die Rolle der Arbeitgeber: Akzeptanz und konkrete Unterstützung
Heyer appellierte in diesem Zusammenhang aber auch an die anwesenden Arbeitgeber, die individuellen Leistungsgrenzen der Rückkehrer herauszufinden, denn viele seien noch nicht bereit, wieder Vollzeit zu arbeiten. Wichtig sei auch, Personen mit psychischen Erkrankungen nicht abzustempeln, schließlich seien diese auch genauso verschieden wie gesunde Menschen. Betroffene brauchen konkret Akzeptanz und soziale Unterstützung, offene und wertschätzende Kommunikation, feste Ansprechpartner im Betrieb sowie Respekt, Schutz und Vertraulichkeit. Im Rahmen der Veranstaltung fragte Heyer die Anwesenden auch nach Hemmnissen bei der Einstellung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Beratung zu Fördermöglichkeiten und Schulungen wurden von den Anwesenden vielfach genannt, aber auch konkrete finanzielle Förderung. Es gebe verschiedenste Förderprogramme zu Wiedereingliederung, betonte Heyer. Aber was hindert Erkrankte, im Betrieb über ihre Probleme zu reden? Angst vor Stigmatisierung, persönlicher Ablehnung, Repressalien und Arbeitsplatzverlust, ebenso Scham, vermuteten die Anwesenden vielfach.
Fachkräftesicherung und Brückenbau: Ein gesamtgesellschaftliches Interesse
Die Relevanz des Themas für die Region unterstrich auch die Stadtverwaltung von Halle. Sozialdezernentin Katharina Brederlow betonte gegenüber dubisthalle.de die Wichtigkeit dieses Themas für die Stadt und verwies auf den dringenden Arbeits- und Fachkräftebedarf. Da dürfe man diese Menschen nicht außen vor lassen. Aus den psychischen Belastungen der letzten Jahre heraus gebe es auch innerhalb der Stadtverwaltung betroffene Mitarbeiter. Der Personenkreis von Menschen mit Handicap steige leider seit Jahren kontinuierlich an, betonte Jan Kaltofen, Chef des Jobcenters. „Für uns liegt die Hauptaufgabe darin, Brücken zu bauen zwischen dem, was Betroffene an Arbeitskraft anbieten, und dem, was Unternehmen an Arbeitsplätzen anzubieten haben.“ Mit der heutigen Veranstaltungen wolle man Unternehmen sensibilisieren, „was in den Menschen steckt. Und da steckt sehr viel Potential drin.“ Auch Menschen mit Behinderungen – sei es körperlich oder geistig – wollen und können arbeiten, betonte Kaltofen, „sie können dabei helfen, die Fachkräftelücke ein stückchenweise zu schließen.“ Die Veranstaltung im Stadthaus markiert einen wichtigen Schritt in Richtung einer offeneren Unternehmenskultur in Sachsen-Anhalt, in der psychische Gesundheit als ein integraler Bestandteil der Arbeitswelt anerkannt wird. Der Weg hin zu einer umfassenden Akzeptanz und erfolgreichen Integration bleibt jedoch eine dauerhafte Aufgabe für Politik, Sozialverbände und die Wirtschaft.











Endlich wird darüber gesprochen! Das ist ein sehr wichtiges Thema für alle Betroffenen! Ich bin mit eingeschlossen und bin froh das über sowas endlich gesprochen wird da ich leider wegen null Toleranz sehr oft den Arbeitsplatz wechseln musste. Danke ihr Redet für die die es sich nicht trauen! Ich will keine auch keine Anworten auf mein Kommentar wie Damals war das noch nicht so, stellt euch nicht so an so schlimm kann es nicht sein.. Eure Meinung interessiert mich nicht 🙂 schönen Abend noch :*
Es wird die ganze Zeit von „psychischen Erkrankungen“ geredet, aber das ist mir zu unkonkret. Wenn man lange genug gräbt und alles bis ins kleinste Detail durchanalysiert, dann findet man bestimmt bei jedem Menschen irgendwelche psychischen Belastungen oder Erkrankungen. Zudem ist das alles sehr subjektiv und schwer objektiv nachweisbar, also wo will man da anfangen und wo aufhören? „Heute fühle ich mich nach arbeiten, morgen nicht mehr – wegen meiner psychischen Belastung.“ Dann gibt es ja für Arbeitgeber überhaupt keine Verlässlichkeit und Planbarkeit mehr. 🙄
Nulli, es geht um Job und Psyche. Da kannst du schon nicht mitreden. Deine „Analyse“ hat auch sonst schwere Mängel – was nun nicht wirklich überrascht.
Geh bitte trotzdem weiter zum Psychologen.
Das ist schon teilweise richtig was du schreibst, zumindest in gewisser Weise, dennoch hast du nicht wirklich Ahnung von wirklich betroffenen.
Es gibt natürlich auch die, die sich auf ihre Diagnosen ausruhen das stimmt wohl.
Also Ich als betroffener, kann nur sagen man muss auch was tun, das ist klare Sache sonst wird das nichts.
Hilfsangebote gibt es in Deutschland genug!
Fallmanagement, Maßnahmen zur Eingliederung und das erfordert nunmal auch Eigeninitiative und Selbstreflexion.
Ich habe vor Jahren diese Angebote genutzt, und bin wieder im Arbeitsleben.
Dafür danke ich jeglicher Hilfe vom Jobcenter und ihren fachlich geschulten Trägern mit denen sie zusammen arbeiten.
Wenn man lange genug gräbt, findet man auch in jedem Menschen irgendwelche physischen Belastungen oder Erkrankungen. Und auch wegen dieser kann man sich mal nach arbeiten fühlen, und mal nicht. Schmerzen können nicht objektiv gemessen werden. Ich sehe da keinen Unterschied.
Natürlich hat Vanessa recht, es ist ja kaum einer von den psychisch belasteten Menschen ein Psychopat. Schnell wird alles über einen Kamm geschoren. Nach meiner Lebenserfahrung wäre schon viel gewonnen, wenn eine kleine Arbeitskraft nicht denken würde wie der bessere Chef und dafür einfach auch mal Kumpel ist zu jemanden der nur arbeiten kann und nicht wie ein Ochse die Arbeit runter rammelt.
Reginald ständiges Köpfchen streicheln geht auch nicht.
Man ist schließlich auf Arbeit und nicht in der lustigen plauder Runde mit den Kumpels.
Zeit ist nun mal Geld 💰.
Wenn das Köpfchenstreicheln die Produktivität erhöht und die Fehlzeiten senkt, ist es eine betrieblich sinnvolle Maßnahme.
Ach gottchen willst du dein ganzes Leben bestreichelt werden?
Fehlt dir dein Aktivisten Abzeichen so sehr omg
Hauptsache du weißt, was du damit hattest ausdrücken wollen, gell?
Interessant wäre doch gewesen zu benennen, welche konkreten Maßnahmen die Arbeitgeber ergreifen können. Da hätte man doch am Beispiel der Psychiatrie so aufzeigen können, was es für Möglichkeiten gibt, die Mitarbeiter gesund zu erhalten. Die AWO Psychiatrie hat doch bestimmt reichlich Konzepte und Ideen, wie man richtig kommuniziert, führt, lenkt, leitet. Sie haben doch Konzepte wie man mit psychisch Kranken Mitarbeitern umgeht. Gesundheitsförderung muss doch das A und O sein.
Hat die AWO keine Kontepte zur Entstigmatisierung von psychisch Kranken, die man hätte man mal so als Arbeitsgrundlage für interessierte Arbeitgeber hätte zur Verfügung stellen können?
Wie sichert und schützt denn die AWO ihre Fachkräfte vor Überlastung?
Die Veranstaltung ist nett, aber viel zu unkonkret, zu theoretisch. Das ist Schade, gerade weil das Thema wichtig ist.
Dafür bietet die AWO Seminare an. Viele andere tun das auch. Für den Anfang kann man auch einfach mal googlen – selbst die KI gibt da ein Dutzend sinnvolle Tipps.
„Redet mit den Mitarbeitern und nicht über Sie“.
Die Führungskompetenz der Führungskräfte gehört regelmäßig auf den Prüfstand. Toxische Arbeitsplätze mit mangelnder Anerkennung und fehlender Wertschätzung kann ein ganzes Team demotivieren. Hier ist auf jedem Fall ein Umdenken der Arbeitgeber und Unternehmen anzuraten. Der Anfang wäre eine ehrliche Mitarbeiterumfrage zum Führungsstil ihrer Führungskraft.