Umstrittene Kunst: Stadtrat debattiert fast eine Stunde über “Riesen-Reißzwecken” als Schattenspender in Halle-Neustadt und stimmt der Aufstellung für 181.000 Euro knapp zu

Der hallesche Stadtrat hat am Mittwoch fast eine Stunde über Pläne diskutiert, auf dem Platz zwischen dem Neustadt-Centrum und der Neustädter Passage Kunstwerke als Schattenspender zu errichten. Das Kunstwerk „500:1:1:500“ von Michael Krenz und Martin Schwandt besteht aus überdimensionalen Reißzwecken, die in den heißen, sonnigen Monaten für Schatten sorgen. Wegen der Tunneldecke zum unterirdischen S-Bahnhof können keine richtigen Bäume gepflanzt werden. 181.000 Euro sollen investiert werden, vorrangig Städtebau-Fördermittel. Mit 25 Ja-Stimmen, 20 Nein-Stimmen und 4 Enthaltungen wurde der Aufstellung zugestimmt.
Er sei wütend über die gesamte Sache, sagte Christian Feigl (Grüne). Denn es gehe ja darum, einen Platz im Zentrum von Halle-Neustadt aufzuwerten. Der Platz sei derzeit an Ödnis kaum zu überbieten. Aber zu glauben, mit kleinen Kunstwerken aufzuwerten, sei „irrwitzig“. „Dieser Platz braucht eine grundlegende Betrachtung“, so Feigl. „Kunst kann an dieser Stelle die Ödnis nicht wegdrücken.“ Feigl regte größere Grünbankette und Geländemodellierungen an. Die jetzigen Pläne nennt Feigl „rausgeschmissenen Geld.“
Der vorgelegte Entwurf überzeuge seine Fraktion nicht, sagte Andreas Wels (Hauptsache Halle). Mit der Summe, die eingesetzt werde, könnten sechs Jahre lang die Gebäude der Freiwilligen Feuerwehren gereinigt werden. Damit spielte er auf seinen abgelehnten Antrag an, nachdem die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren ihre Gerätehäuser nicht mehr selbst reinigen müssten, sondern eine externe Firma hiermit beauftragt werden sollte. Mehr Grün wäre stattdessen angebracht. Die Betongebilde ziehen Wärme an. Sein Fraktionskollege Andreas Schachtschneider sieht Vandalismus-Probleme, ebenso wären feste Kunstwerke an der Stelle hinderlich für das Stadtteilfest.
Torsten Schaper (FDP) nannte den Entwurf einen „Schlag ins Gesicht.“ Man könne auch nicht nachvollziehen, was der Künstler mit dem Werk aussagen will.
Es sei klar, dass es an dem Platz an Schatten mangele, meinte Alexander Raue (AfD), der beispielsweise Sonnensegel und Pflanzkübel vorgeschlagen hat. Er glaube zudem, dass sich die Neustädter neue Kunstwerke wünschen, sondern eher Pflanzen.
Für das Kunstwerk sprach Inés Brock-Harder (Grüne). Es seien die besten Künstler der Stadt angesprochen worden, ihre Entwürfe einzureichen. Sie als Stadtrat maße sich nicht an, die Jury zu kritisieren, welche Entwürfe sie ausgewählt hat. Der Platz jetzt sei eine Katastrophe, die Kunstwerke seien eine Aufwertung.
Aus geschmacklich-ästhetisch Grünen könne er diesem nicht zustimmen, sagte Andreas Heinrich (AfD). Diese „postmoderne Plastik“ könne man niemandem zumuten, er verglich sie mit dem Fahnenmonument.
Tom Wolter (MitBürger) verwies auf den Kulturausschuss und die Jury als zuständige Gremien. Er sei weder Architekt noch bildender Künstler und wolle sich deshalb über die Auffassung der Fachleute nicht hinwegsetzen. „Wir sind in einer Zeit, in der offenbar Meinung mehr zählt als Qualität.“ Es gehe nicht um den Geschmack der einzelnen, sondern um eine stadtplanerische Entscheidung.
Sie finde, das Kunstwerk habe Aufenthaltsqualität sagte Elisabeth Nagel (Linke). Man sollte es einfach mal probieren und nicht alles so lassen wie es ist.
Ulrike Wünscher (CDU) will den Antrag in den Kulturausschuss zurückverweisen, dorthin die Jury einladen und eine Bürgerbeteiligung starten.
Er habe Vertrauen in die Architekten, meinte Olaf Schöder (Parteilos). Seit Jahren setze er sich für Kunst am Bau ein.
Das Kunstwerke könne seien Wirkung nicht entfalten, weil das Umfeld nicht stimme, meinte Christian Feigl (Grüne). Man müsse sich darüber verständigen, den gesamten Platz umzugestalten und für mehr Aufenthaltsqualität zu sorgen.
„Es geht um Kunst im öffentlichen Raum“, so Baudezernent René Rebenstorf. Man müsse dafür nicht einen Raum dafür in Hochglanz gestalten. Zudem verfüge der Platz auch mit seiner Grünfläche am ehemaligen Rathaus für Aufenthaltsbereiche. „Die Kunst reagiert auf das, was sie vor Ort vorfindet, ohne diesen Bereich vorher auf Hochglanz zu sanieren.“
„Die Künstler haben auf den Platz regiert und aus einen fürchterlichen Platz einen fürchterlichen Platz mit Reißzwecken gemacht“, sagte Sven Thomas (Hauptsache Halle).
Das Vorhaben sei wenig aufwertend, sagte Alexander Raue (AfD). Er fragte noch, ob man nicht Erde auftragen könnte und Bäume anpflanzen könnte. Die Tunneldecke würde das aushalten.
Eine hochkarätige Jury habe die 9 Entwürfe bewertet, sagte Kulturdezernentin Judith Marquardt. Die Kunst habe die Aufgabe, Schatten zu spenden. Das könne man mit Rankpflanzen nicht erreichen. Auch sei das Neustadt Fest nicht eingeschränkt, dies sei nämlich eine der Bedingungen gewesen.
Er sei gegen eine erneute Behandlung im Kulturausschuss und das jeder seine eigene Meinung einbringe, meinte Kay Senius (SPD).
Ein Masterplan für diesen Platz sei nötig, meinte Klaus E. Hänsel (FDP).
Man habe versucht, die besten Künstler und die besten Expertisen einzubinden, meinte Rudenz Schramm, der sich für das Vorhaben aussprach.
War da denn nicht noch mehr Geld zu finden?
„Die jetzigen Pläne nennt Feigl „rausgeschmissenen Geld.““
Dem kann ich nur zustimmen. Was haben diese Reißzwecken mit Kunst zu tun und wodurch wird der Platz aufgewertet. So ein Schmarrn. Lasst die Bürger entscheiden, die dort wohnen und arbeiten. Diese Reißzwecken bieten keinen Mehrwert, es werden Grundlagen für Graffiti. Nur weil bekannte Künstler gefragt wurden, ist es nicht automatisch schön. Ich bin gespannt, wie das dann am Zukunftszentrum und dem Riebeckplatz aussehen soll.
Ich finds auch nicht schön. Aber es wird sicher wieder hingemauschelt, auch wenn die Mehrheit dagegen ist. Hoffentlich wird wenigstens das Dach der Reisszwecken solartechnisch genutzt.
Und warum werden nicht mal die Neustädter befragt?
Ja das ist sehr, sehr wichtig!! Warum sollte man auch Geld in Sanierungen von Schulen stecken,
habende keine Lehrer. Ich bin immer wieder von unsere Stadtführung begeistert. Macht weiter so!!!
Die Jury hat entschieden – aber vielleicht waren die anderen 8 Entwürfe noch schlimmer? Es gab schließlich nicht die Option, alle Entwürfe abzulehnen.
Der Platz ist sowas von trostlos da auch durch Kumpel Papenburg damals bei der Sanierung der Scheibe A ausversehen die dortigen Bäume teilweise beschädigt und entfernt wurden. Und die neu gepflanzten Bäume vegetieren mehr schlecht als Recht vor sich hin. Gepflegt wurden die nie. Man sieht es schön dass die ganzen Kieselsteine mit in dem Pflanzring liegen, Erde nicht zu sehen ist. Die Neustädter wollen einfach nur schnell vom Center Richtung Passage oder umgekehrt. Einzig am / um den Brunnen lässt es sich dank Bänken und dem bisschen Grün noch etwas verweilen.
Ich würde ja gerne was dazu schreiben. Mir fehlen leider die Worte
Ich hätte schon einen Namen dafür “ Neustadts Notnagel“
Wenn Rebensdorf die Sache so toll findet kann er die Teile auch vor den Ratshof stellen dann kann er sie jeden Tag anschauen
Das Büro von Herrn Rebenstorf ist in Halle Neustadt, genau an diesem Platz 😀
Ich habe prinzipiell nichts gegen die Installationen, wenn man in dem Zug den Platz durch mehr Grün auch umgestaltet.
Die Formulierung „die besten Künstler der Stadt“ finde ich aber schon sehr vermessen. Wer legt so etwas fest? Das liest sich doch eher nach Klüngel.
Und wie so etwas aus geht, sieht man an den langweiligen Wolken am Steintor (nach meinem Geschmack).
Wow das waren die besten? Armes Halle
Da guckt er dann jeden Tag auf den Scheiß und kann sich feiern
unfassbar… ist das hier versteckte kamera ??
Halle so : Wir müssen Geld sparen….
Auch Halle : Lass mal für 180k Schwachsinn aufstellen.
Mit dem Geld könnte man schon mal anfangen, die leerstehenden Plattenbauten wieder wohnlich zu machen anstatt sinnlos in irgendwelche Reißzwecken als Schattenspender
Welch ein Irrsinn
Aber zu unserem (Un)Glück nur in Halle!
Leipzig hat dagegen ein strukturiertes „Stadtplatzprogramm 2030“ und macht dadurch einfach zukunftssichere und bürgernahe Kommunalpolitik!
https://kreuzer-leipzig.de/2023/12/13/mehr-gruen-weniger-asphalt
»Bürgerbeteiligung ist uns dabei extrem wichtig«, sagte Baubürgermeister Thomas Dienberg
Und in Halle, Herr Senius?
„Ignoranz ist der Trotz der Dummen und
Arroganz ihr vermeintlicher Stolz.“
A. Michael Bussek
Beton zu Beton 😁
Scheene isses
Ich hab kein Geld bzw. muss sparen. Ich leih mir Geld und geb das dann für Schnulli aus. Was rechtfertigt diese Entscheidung? Das ist mindestens so unverständlich wie die Flaniermeile im Flutgraben. Man könnte die fiesen Dinger wenigstens begrünen.
Weils nu och ejal is
Warum dürfen die Menschen, die dort leben, nicht mitentscheiden? Bei nahezu jedem Kinderspielplatz werden die Nutzer mit einbezogen und gefragt. Der Anblick des Entwurfes ist dystopisch und wider der menschlichen Natur bzw. des Wohlbefindens. Vielleicht hat man sich ja inzwischen angesichts wiederholt zerstörter Kunst (Skulpturen, Brunnen etc.) für „unkaputtbare“ Kunst entschieden.
Wieder keine Bürgerbeteidigung für den nächsten Blödsinn, Wolfgang P. würde singen weiß es Geier oder weiß er es nicht. OB Wiegand hätte es mit Sicherheit gewusst!
Hätten lieber wie früher zu Zonenzeiten einen schönen Panzerzug aufstellen sollen. Da hätten auch die Kinder darauf spielen können. Aber so was? Naja. Halle hat’s ja. Geld ist kein Thema.
Raus geschmissenes Geld! Schlecht geplant, da kaum Schatten bzw. Schatten an falscher Stelle! Null klimaneutral!!! Es muss Begrünung her!!! Warum baut man dort nicht etwas für eine wirkliche Begegnung/ lebendige Integration, wie z.B. einen Spielplatz, Skaterplatz, Bolzplatz, Grünflächen mit Bänken oder ähnlichem? Für mich wirkt es als hätte die Reißzwecken jemand geplant, der mal schnell zwischen zig Aufträgen etwas abliefern musste. Es wurde nicht für die Menschen des Stadtteils geplant. An andren Stellen wird um Geld für Spielplätzen, Hundewiesen, Ausbau oder Renovierung von Schulen gerungen. Große Enttäuschung / Verzweiflung meinerseits, dass fast 181.000 € für etwas ausgegeben werden soll, was nicht notwendig oder wichtig ist.
Man sollte als Fussgänger einen weiträumigen Bogen um die Dinger machen, um dem Gestank von Urin zu entgehen.
Die Dinger bieten sich an, um dort sein Revier zu markieren. 👍
Haut raus die Kohle! Solange ihr noch könnt! Schade das man diese Entscheider nicht privat haftbar machen kann! Definitiv eine Geschichte für Mario Barth!
Mit dieses Geld hätte man die änliche ergebnis mit Solar Panele on Top…