Umweltminister besucht Umweltzentrum in der Franzigmark
Über einen ganz besonderen Gast freute sich das Team des BUND-Umweltzentrums Franzigmark bei Halle am Freitag: Umweltminister Prof. Dr. Armin Willingmann informierte sich bei seinem Besuch über die derzeit durchgeführten Projekte am Umweltbildungsstandort. Die Stippvisite des Ministers fand am Abschlusstag seiner Sommertour unter dem Motto „Artenreiches Sachsen-Anhalt“ statt. Im Detail informierte sich Willingmann insbesondere über folgende BUND-Projekte:
1) Trittsteine für Kuhschelle und Goldstern
Die Franzigmark und benachbarte Porphyrkuppen beherbergen eine unter anderem durch extensive Weidehaltung entstandene Kulturlandschaft mit Magerrasen. Der BUND-Regionalverband setzt sich seit vielen Jahren für die Pflege dieser Trocken- und Halbtrockenrasen-Flächen sowie Fels-Pionierfluren ein. Die Beweidung der extremen Steillagen auf kleinen Felsinseln führt er mit Karakulschafen und Thüringer Waldziegen durch, die zudem beide bedrohte Haustierrassen sind.
Die wertvollen Offenlandhabitate sind Lebensraum für zahlreiche Rote-Liste-Arten. Beispielsweise wird das Schmalblütige Träubel, das Haar-Pfriemengras sowie Feinblättrige Schafgarbe durch die Beweidung gefördert. Erfolge zeigen sich in den Beständen der Gemeinen Kuhschelle sowie des Felsen-Goldsterns. Für das Schmalblütige Träubel, den Felsengoldstern und weitere Arten trägt Sachsen-Anhalt besondere Verantwortung.
Das vom Land geförderte Projekt endet im September 2026. Die finanziellen Mittel werden im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ von Bund und Land Sachsen-Anhalt zur Verfügung gestellt.
Karakulschafe: Diese extrem gefährdete Haustierrasse ist in besonderer Weise mit der Stadt Halle verbunden: Sie wurden um 1900 von Julius Kühn aus den Steppen Usbekistans geholt, um sie im Halleschen Tierzucht-Institut für den Export nach Namibia, damals deutsche Kolonie Deutsch-Südwestafrika, vorzubereiten. Im Laufe der Jahrzehnte sank das Interesse an Fellen in der Textilproduktion und der Deutsche Verband der Karakulzüchter löste sich auf. Als Folge gerieten die Karakulschafe in Vergessenheit. Neben der Beweidung nutzt der BUND-Regionalverband Halle-Saalekreis die Tiere im Rahmen der außerschulischen Umweltbildung.
Thüringer Waldziegen: Die deutsche Ziegenrasse wird von der Zentralen Dokumentation Tiergenetischer Ressourcen als extrem gefährdet eingestuft. Die Rasse ist durch ihre hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber niedrigen Temperaturen und vielen Niederschlägen ideal geeignet für die Landschaftspflege.
2) Umweltbildungs-Projekt ,,Vogel- und Insektenfreundliche Lebensräume gestalten und mit allen Sinnen erleben“, gefördert aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt
Das Gelände des Umweltzentrums beherbergt auf engem Raum unterschiedlichste Biotope. Dazu gehören Teiche, Wiesen, Magerrasen, Gehölze, Blühflächen, Bäume und Sträucher. Der BUND pflegt diese Lebensräume, erklärt Besuchenden ökologische Zusammenhänge und macht für sie die Natur mit allen Sinne erlebbar.
Lebensraum Teich: Die fünf verschieden großen Teiche sind Lebensraum vieler Arten. Häufige wie Teichfrösche und Posthorn-Schnecken können hier beobachtet werden, aber auch seltene Tierarten wie Teichmolche, Ringelnattern und sogar Kammmolche sind hier ansässig. Eine Vielzahl an Insekten leben in und an den Gewässern wie Wasserläufer und verschiedene Libellenlarven.
3) Wildkatzenwälder von morgen
Im Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“, will der BUND Sachsen-Anhalt harte Waldränder auflösen sowie Lichtungen und Wiesen am Wald mit mehr Strukturen und Versteckmöglichkeiten anreichern. Dafür wertet der BUND mit seinen Partnern Wälder, Waldränder sowie Grünland nahe der Verbreitungsgebiete auf. Die Lebensbedingungen für die Wildkatzen sollen so verbessert werden. Gleichzeitig werden die Wälder durch diese Maßnahmen klimaresilienter. Die Projektgebiete in Sachsen-Anhalt befinden sich an den Grenzen des Verbreitungsareals der Art.
Das Projekt wird gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz und vom Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt sowie von Lotto Sachsen-Anhalt kofinanziert.
Foto BUND
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