Unternehmen in Sachsen-Anhalt schlagen Alarm: Nachfolger für Firmenübernahmen fehlen

In den nächsten sieben Jahren werden in Sachsen-Anhalt jährlich mehr als 1.550 Unternehmensinhaber das Rentenalter erreichen. Bezogen auf den derzeitigen Gesamtunternehmensbestand stehen damit in Sachsen-Anhalt bis 2030 mindestens 10.600 Übergaben von Unternehmen und Gesellschaftsanteilen an, davon etwa 6.100 bei Einzelunternehmen. Um die derzeit vorhandene Unternehmensdichte zu halten, wären dann in Sachsen-Anhalt bei sinkender Bevölkerungszahl jährlich mindestens 6.164 nachhaltige Gründungen von Einzelunternehmern, die bis zum Erreichen des Rentenalters Bestand haben müssten, erforderlich. Das wären 15,5 Prozent mehr als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse des ersten Nachfolgereports des Netzwerk Unternehmensnachfolge Sachsen-Anhalt (N:UN).
„In den vergangenen Jahren ist es uns gelungen, den Anteil von Nachfolgegründungen im Gründungsgeschehen Sachsen-Anhalts kontinuierlich zu steigern. Diese positive Entwicklung ist jedoch bei weitem nicht ausreichend, um den wachsenden Bedarf an Unternehmensnachfolgen bis zum Ende des Jahrzehnts zu decken“, erklärt Antje Bauer, Sprecherin des Netzwerkes. Hinzu kämen Liquiditätsprobleme, ein verändertes Kundenverhalten, Inflation, der Mangel an Arbeitskräften und qualifizierten Fachkräften in Verbindung mit steigenden Personalkosten sowie hohe und steigende Energiekosten, die immer mehr Inhaber vor allem kleinerer Betriebe veranlassten, eher über eine Schließung als über eine Nachfolge nachzudenken.
„Das betrifft auch viele Handwerksbetriebe. Hier sind 61 Prozent der Inhaber älter als 50 Jahre. Deren Geschäft müsste in den nächsten 15 Jahren an die Nachfolgegeneration übergeben werden. Angesichts des fehlenden Nachwuchses wird dies von Jahr zu Jahr schwieriger werden“, ergänzt Dorit Zieler, Abteilungsleiterin Betriebsberatung der Handwerkskammer Magdeburg.
Anhand der Ergebnisse des ersten „Nachfolgereports“ formuliert das Netzwerk Unternehmensnachfolge deutliche Forderungen an die Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Politik auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene: „Um den zukünftigen Bedarf an Unternehmensnachfolgen annähernd decken zu können, bedarf es einer gemeinsamen Kraftanstrengung von Politik, Wirtschaftsförderung, Kammern, Verbänden, Finanzinstituten und auch der Wirtschaft selbst“, so Bauer. Dazu müssen Beratungen vom Land wieder gefördert, Bürokratie auf das notwendige Mindestmaß beschränkt und Steuerlasten gemindert werden. Vor allem bräuchte es aber mehr Gründungswillige. Dorit Zieler ergänzt: „Der Schritt in die Selbstständigkeit muss erstrebenswert sein, dazu benötigen wir mehr Unternehmergeist und ein wirtschaftsfreundliches Sachsen-Anhalt, nicht nur für High-Tech sondern vor allem für den Handwerker von nebenan.“
Das Netzwerk Unternehmensnachfolge selbst leiste seinen Beitrag dafür. Es unterstützt Seniorunternehmer und Nachfolgeinteressierte gemeinsam mit Beratungs- und Finanzierungspartnern durch Information und Expertenrat. Außerdem organisiert es Matchings als Regionalpartner der bundesweiten Unternehmensbörse nexxt-change sowie über einen im vergangenen Jahr zusätzlich aufgebauten gemeinsamen Nachfolgerpool.
Hintergrund:
Das im Jahr 2007 ins Leben gerufene Netzwerk Unternehmensnachfolge Sachsen-Anhalt ist eine Gemeinschaftsinitiative der Handwerkskammern Halle (Saale) und Magdeburg und der Industrie- und Handelskammern Halle-Dessau und Magdeburg. Nähere Informationen zum Netzwerk und dessen Aktivitäten sind auch im Internet verfügbar: unter: www.unternehmensnachfolge-lsa.de
Die wichtigsten Ergebnisse des Nachfolgereports Sachsen-Anhalt:
· Von 2023 bis 2030 werden mehr als 12.500 Einzelunternehmer das Rentenalter erreichen.
· Hochgerechnet auf den Gesamtunternehmensbestand stehen damit in Sachsen-Anhalt bis 2030 mindestens 10.600 Übergaben von Unternehmen und Gesellschaftsanteilen an, davon etwa 6.100 bei Einzelunternehmen.
· Derzeit liegt der rechnerische Bedarf an Unternehmensnachfolgen bei 635 Übergaben, 2030 werden es über 900 sein. Bei der derzeitigen Erfolgsquote von 77,3 Prozent bräuchte es demzufolge 700 Nachfolgegründungen, um das gegenwärtige Niveau zu halten. Dies entspricht einem Anteil von knapp 14 Prozent an den Neugründungen, der derzeit bezogen auf Einzelunternehmen bei 9,3 Prozent liegt.
· Das Statistische Landesamt Sachsen-Anhalt prognostizierte 2021 einen Rückgang der Bevölkerung des Landes auf unter zwei Mio. Einwohner bis 2030. Dies entspricht einem Verlust von 7,8 Prozent gegenüber dem Prognosejahr 2021. Dem Nachfolgereport zufolge wird die Zahl der Unternehmensinhaber in Sachsen-Anhalt im selben Zeitraum jedoch viel stärker, nämlich um 20 Prozent, schrumpfen. Damit würden dann 17.000 Unternehmen weniger als heute existieren.
· Um die derzeit vorhandene Unternehmensdichte zu halten, wären in Sachsen-Anhalt bei sinkender Bevölkerungszahl jährlich mindestens 6.164 nachhaltige Gründungen von Einzelunternehmern, die bis zum Erreichen des Rentenalters Bestand haben müssten, erforderlich. Das sind 15,5 Prozent mehr als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre.
Alle Gewerbe die nicht ausgelagert werden können, etwa Zahnärzte, Frisöre, Restaurants und Handwerker, sind im Wesentlichen ein Null-Summen-Spiel: Es gibt eine gewisse lokale Nachfrage und mit der Zeit regelt der Preis – sofern er sich der Nachfrage anpassen kann – das Angebot von ganz alleine.
Bist du einer dieser berühmten Wirschaftswaisen?
Halbweisen!
Markus,
da bin ich ganz Ihrer Meinung!
@Markus: Sehe ich genauso!
Und ich verstehe auch nicht dieses ständige Gejammere der Handwerkskammer!
Wenn ein Arbeitnehmer als Gehalt xxxx € haben will, dann ist das sein gutes Recht und wenn der Arbeitgeber das nicht zahlen will, dann soll er es halt bleiben lassen.
Wo kommt eigentlich diese Denkweise her, dass man für einen (sich selbst überlegten) Preis etwas haben will und wenn man es für den Preis nicht kriegt, dann geht das Mangelgejammere los.
Ich würde auch gerne einen neuen Mercedes fahren für 1000€, aber den finde ich nicht!
„Rabääh…rabäääh… wir haben einen Mercedes-Mangel…rabäääh….rabäääh…“
Es geht um Unternehmensnachfolge, nicht um Gehaltsverhandlungen.
Je weniger Handwerker, desto weniger muss man für Handwerkerpfusch bezahlen.
Neue Unternehmen blühen doch die nächsten Jahre wie Sonnenblumen in Form von Dönerbuden,Barbiere oder sonstige 24h Ramschläden
Selbstständigkeit im Neo-Kommunismus ist verpönt und lohnt sich nicht. Bürgergeld für alle!
Guten Morgen. Mein Kommentar als Handwerker zum Thema.
Meiner Meinung nach fehlt es nicht an Fachkräften und Nachwuchs, sondern an einer ausreichenden Bezahlung.
Handwerker kurz über Mindestlohn, welch noch aufstocken mit Wohngeld etc., können sich eine Firmenübernahme einfach nicht leisten.
Die Ausbeuter (das betrifft definitiv nicht alle und ist etwas polemisch) geben die Firmen ja nicht kostenlos ab.
Man könnte ja versuchen, die Unternehmen ohne Nachfolger an finanzkräftige Investoren zu verkaufen, die diese Unternehmen zu größeren Unternehmen zusammenschließen. Das ist meines Erachtens besser als auf viele kleine Krauter zu setzen.
Ich denke, Sie haben diese Themen studiert? Dieser Kommentar passt so gar nicht dazu.