Volkaufstand: Uni Halle weiht Gedenkstele am Uniplatz ein
In einer Gedenkveranstaltung erinnert die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) am Montag, 17. Juni 2019, ab 17 Uhr an jene Universitätsangehörigen, die Opfer politischer Verfolgung in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der DDR wurden. Nach einer Gedenkfeier in der Aula des Löwengebäudes wird eine von Prof. Joachim Dimanski gestaltete Gedenkstele auf dem Universitätsplatz enthüllt. Ab 19 Uhr hat das Dokudrama „Die Zerschlagung des Spirituskreises“ über Diktatur und Widerstand in den 1950er Jahren an der MLU im Audimax Premiere.
Die Ereignisse, das heißt politisch motivierte Disziplinar- und Strafverfahren, denen Hochschulangehörige ausgesetzt waren, liegen zum Teil weit zurück, das erlittene Unrecht aber wirkt über die Betroffenen bis heute nach. „Das Erinnern ist wichtig, das Thema politisch hochgegenwärtig, die Mehrheitsgesellschaft hat sich noch zu wenig mit den Verfolgungen von politisch und religiös Nonkonformen, Widerständigen und Oppositionellen in SBZ und DDR auseinandergesetzt“, sagt Prof. Dr. Friedemann Stengel, Leiter der Rektoratskommission für die Aufarbeitung der Universitätsgeschichte in den Diktaturen des 20. Jahrhunderts.
Die Kommission, seit 2012 tätig, hat die Gedenkveranstaltung gemeinsam mit dem Rektorat initiiert. Die Kommissionsmitglieder haben die Fakten aus der Universitätsgeschichte in den Archiven erforscht, zeitgeschichtliches Material akribisch zusammengetragen. „Sich ihrer Geschichte zu stellen und an das Unrecht zu erinnern, gehört zum Selbstverständnis der Universität und zu ihren Aufgaben“, sagt Rektor Prof. Dr. Christian Tietje.
Die Gedenkveranstaltung beginnt am 17. Juni – Tag des Volksaufstands 1953 in der DDR – um 17 Uhr in der Aula des Löwengebäudes. Nach Grußworten des Rektors und des Oberbürgermeisters Dr. Bernd Wiegand spricht Friedemann Stengel über die Ergebnisse der Kommissionsarbeit; Berichte von zwei Zeitzeugen folgen. Im Anschluss wird die Gedenkstele auf dem Universitätsplatz enthüllt.
Ab 19 Uhr wird das Dokudrama „Die Zerschlagung des Spirituskreises“ öffentlich und kostenfrei im Audimax gezeigt. Der Film ist Ergebnis eines Projekts von Studierenden der Sprechwissenschaft sowie der Medien- und Kommunikationswissenschaft unter Leitung von Prof. Dr. Gerhard Lampe. Er rekonstruiert aus Zeitzeugeninterviews, dokumentarischem Material aus Zeitungen und Archiven und nachgestellten Szenen das durch die Staatssicherheit im Auftrag der SED inszenierte Verbot einer Runde von zwölf „bürgerlichen“ und christlichen Wissenschaftlern der MLU, die sich regelmäßig zum Austausch trafen. Anhand dieses für die Frühzeit der DDR markanten und weit über Halle hinaus wirkenden Falls beleuchtet das Dokudrama Verfolgung und Widerstand und den Umgang mit Religions- und Wissenschaftsfreiheit in der DDR am Beispiel der 1950er Jahre.
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