Wegen Ukraine-Konflikt: „Die gesamte Agrarpolitik muss auf den Prüfstand“

Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast und ihr Amtskollege aus Sachsen-Anhalt, Minister Sven Schulze, trafen sich zu politischen Gesprächen auf der Burg Warberg (Landkreis Helmstedt). Im Mittelpunkt des Treffens stand die „Burg Warberger Erklärung“, die vor dem Hintergrund der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine von den unionsgeführten Agraressorts formuliert wurde. Gemeinsam trugen Barbara Otte-Kinast und Sven Schulze die Position der Länderminister aus Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt vor. Die zwölf Punkte umfassende Erklärung richtet sich an den Bund, die Europäische Union und die Wirtschaft.
Niedersachsens Ministerin Barbara Otte-Kinast: „Die Folgen dieses schrecklichen Überfalls auf die Ukraine sind kaum in Worte zu fassen. Aber es gibt eine Gewissheit: die Ukraine fällt als Kornkammer Europas und wichtiger Erzeuger von Sonnenblumen, Mais und Weizen aus. Die gesamte Agrarpolitik muss auf den Prüfstand. Es gilt sofort im Sinne der Landwirtschaft und der Ernährungssicherung zu handeln.“
Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister Sven Schulze: „In einer Krise wie dieser müssen wir die Potenziale unserer heimischen Landwirtschaft aktivieren. Ökologische Aspekte sind wichtig, sie müssen aber jetzt für die nötige Zeit ein Stück zurücktreten. Produktionseinschränkende Maßnahmen sollten zurückgefahren werden, denn wir tragen auch Verantwortung für die Versorgung außerhalb der Grenzen Deutschlands und Europas.“
An die Adresse von Bundesagrarminister Cem Özdemir gerichtet heißt es in der Erklärung: „Wir fordern den Bund auf, ebenfalls seine agrarpolitischen Handlungsspielräume im Interesse der kurzfristigen Abmilderung der Krisenfolgen zu nutzen. Hierzu sollte unter anderem im Rahmen der Umsetzung der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik die vorübergehende Aussetzung von Verpflichtungen zur Flächenstilllegung ermöglicht werden. Damit könnten diese Flächen weiter zum Pflanzenanbau genutzt werden. Wenn in wenigen Stunden ein 100-Milliarden-Euro-Programm zur Steigerung der Kampfkraft der Bundeswehr beschlossen werden kann, darf es auch in der Agrarpolitik kein Denkverbot geben.“
Minister Sven Schulze ergänzte: „Nicht erst seit der Corona-Pandemie wurde deutlich, wie anfällig die Lieferketten sind. Ich habe daher den Bund in meiner derzeitigen Funktion als Vorsitzender der Agrarminister-Konferenz gebeten, einen Bericht vorzulegen, wie die Versorgungssicherheit gewährleistet wird.“
Ministerin Barbara Otte-Kinast und Minister Sven Schulze ließen sich im Anschluss das Ackerbauzentrum Niedersachsen und das PraxisLabor Digitaler Ackerbau präsentieren.
„Im PraxisLabor Digitaler Ackerbau setzen Pflanzenbau- und Technikexperten der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) nur wenige Kilometer von Burg Warberg entfernt modernste digitale Maschinen und Anwendungen für den Ackerbau unter betrieblichen Bedingungen ein“, beschrieb Kammerpräsident Gerhard Schwetje das Ende 2019 mit Unterstützung des Landwirtschaftsministeriums und des Kreises Helmstedt gestartete Projekt. „Auf den Flächen unserer Pflanzenbau-Versuchsstation in Schickelsheim erforschen unsere Fachleute in Versuchen und Projekten, welche Effekte die hochmoderne Technik auf ackerbauliche Verfahren, auf die natürlichen Ressourcen Boden, Wasser, Klima sowie auf die Artenvielfalt hat.“
Na schon lange muss die auf den Prüfstand. Bei uns wird immer nur Raps angebaut
Ach echt? Dann sind die ganzen Kartoffel-, Weizen -, Erdbeer-, Roggen-, Spargel- und andere Felder nur Einbildung? Oje, ich müsste offensichtlich dringend zum Augenarzt..
Jetzt gehe ich erst mal in die Apfelplantage vor Schreck.
Man sollte mehr Rüben anbauen!
Ganz langsam kommt es in den Köpfen an.
Statt „outsourcing“ sich selbst versorgen. Bringt Sicherheit und Stabilität und macht uns weniger abhängig vom Weltmarkt.
Jawoll, Frank W.!
Ich bin schon lange für Selbstversorgung mit Ananas, Orangen (für meinen heiß geliebten Orangensaft), Bananen, Zitronen und natürlich Kaffee und Tee.
Aber auch für eine Selbstversorgung im Hinblick auf Öl, Gas und Erzen/seltenen Erden.
Bringt Sicherheit und Stabilität und macht uns weniger abhängig vom Weltmarkt.
Coole Sache. Nur kaufst du immer nur das ganze Billigzeug vom Discounter, das nicht von hier ist.
Nicht nur die Agrarpolitik sollte auf den Prüfstand, sondern jegliche Politik unserer bunten Regierung.
„Im Märzen der Bauer die Rösslein anspannt“ – die ukrainischen Pferdchen ziehen jetzt keine Pflüge, sondern Kanonen. Dort wird in diesem Jahr nichts gesät …
Es klingt für mich eher danach, dass man die Krise als Anlass nehmen möchte, bereits etablierte Veränderungen zum Beispiel bei der Verringerung der Nitratbelastung wieder zurück zu fahren.
Der Sachsen-Anhalts Minister Schulz, kann wohl selber einen Bericht, wie die Versorgungssicherheit im Lande gewährleistet werden kann, nicht schreiben ?
Ist er kein Fachpolitiker ,sondern nur ein Parteibuchträger ?
Herr Schulz könnte sich auch mehr engagieren, auch wenn es vielleicht nicht in seinem Aufgabenbereich liegt. Wir Bürger müssen es auch .
Wenn nicht 70% der Argarflächen verwendet würden, um Tierfutter anzubauen, nur damit wir möglichst viel billiges Fleisch haben, dann müssten wir uns überhaupt keine Sorgen machen. Insofern sollte dort zuerst angesetzt und die Billigfleischproduktion zurückgefahren werden. Dann tut man gleichzeitig was für die Versorgungssicherheit und den Umweltschutz.
Der beste Kommentar! 👍
Wenn es denn wenigstens für Tierfutter genommen wird. Das meiste von den Feldern wird derzeit für Biogas genutzt.
Einfach unglaublich, diese Erklärung. Noch weniger „ökologische Aspekte“ geht ja wohl nicht mehr, schaut man sich die Agrarwüsten in unserem Land an. Nur ein winziger Bruchteil der industriellen Landwirtschaft trägt zur Nahrungsmittelerzeugung bei, und das mit hohem Pestizideinsatz und chemischen Düngemitteln. Das alles belastet die Böden , das Grundwasser und die rasant schrumpfende Artenvielfalt enorm. Auf EU-Ebene wurden nun einige wenige Ansätze zur Verbesserung vereinbart. (viel zu wenig, um die Landwirtschaft nachhaltiger zu machen) Und selbst diese kleinen Ansätze will Herr Schulze nun zu unserm Leidwesen und unter dem Vorwand des Krieges kippen. Was Herr Schulze betreibt ist, es klingt hart, man muss es leider sagen: Ökozid.