Weiterführende Schulen in Halle: volles Feininger-Gymnasium, leeres Genscher-Gymnasium
Auch wenn es eine große Nachfrage nach Schulplätzen an der Integrierten Gesamtschule (IGS) gab, konnte die Stadt Halle (Saale) wegen der Landesverordnungen in Sachsen-Anhalt keine neue IGS gründen. Stattdessen wurde sich notgedrungen für eine neue Sekundarschule entschieden – die aber wegen gerade einmal 6 Platzwünschen doch nicht eröffnet wurde. Stattdessen wurden an der IGS Am Planetarium, am Gymnasium Südstadt und am Feininger-Gymnasium für das nun begonnene Schuljahr jeweils ein weiterer Klassenzug der 5. Klassen beschlossen.
Nun liegen die endgültigen Zahlen vor – nach der Verteilung der Schüler. Denn wer keinen Platz an der IGS bekommen hat, ist (bis auf 7 klagende Eltern) auf andere Schulformen gewechselt. Und dabei zeigt sich nun, dass es die zusätzlich genehmigten Gymnasialplätze offenbar gar nicht gebraucht hätte. Denn nun sind 91 Restplätze frei. “Ich sehe mich in meiner Prognose bestätigt”, sagte Claudia Schmidt (CDU) im Bildungsausschuss, “Ich habe mehrfach auf die Überkapazität hingewiesen.” Ihr Fraktionskollege Jan Riedel, der Schulleiter am Lyonel-Feininger-Gymnasium ist, sagte, er sei “konsterniert über die Zahlen.” Denn 140 Schüler in 5 Zügen der neuen 5. Klassen wurden für seine Schule beschlossen- Und all dieses Plätze sind auch tatsächlich belegt. “Wir füllen Schulen dort, wo es nicht nötig ist”, beklagte er. Bis zu 29 Schüler seien in einer Klassen. Dagegen haben Südstadt (24 Schüler je 5. Klassen) und Genscher (22 Schüler je 5. Klasse) komfortable Positionen. Riedel hätte sich gewünscht, dass die Schüler dorthin verteilt werden, statt seine Schule noch mehr zu füllen. Riedel sieht Probleme der Oberstufenbildung in wenig ausgewählten Gymnasien. Das trifft vor allem das Genscher-Gymnasium – 88 neue Fünftklässler wurden aufgenommen, dabei wäre für 112 Platz gewesen.
Die weiteren Aufnahmen an den kommunalen Gymnasien: Christian-Wolff-Gymnasium 135 (140 Plätze), Giebichenstein-Gymnasium 110 (112 Plätze), Südstadt-Gymnasium 122 (168 Plätze). Zudem sind 46 Fünftklässler im Gymnasialzweig der KGS Hutten und 58 bei der KGS Humboldt, im Sekundarschulbereich der KGS Hutten sind 52, bei der KGS Humboldt 123. Viele bei der IGS im Losverfahren unterlegene Schüler sind also an die KGSen gewechselt, wie der Stadt gegenüber den Erstanmeldungen im Frühjahr zeigt, etliche sind aber auch an die normalen Sekundarschulen gegangen: Reil 45, Fliederweg 38, Süd 45. Mit 133 neue Fünftklässlern war aber auch die Gemeinschaftsschule Heinrich Heine als Alternative für abgelehnte IGS-Bewerber attraktiv, die Gemeinschaftsschule August Hermann Francke kommt auf 77, die Gemeinschaftsschule Kastanienallee auf 47.
An den drei Integrierten Gesamtschulen sind alle verfügbaren Plätze belegt: IGS Steintor 109, Marguerite-Friedlaender-Gesamtschule 129, IGS Am Planetarium 192. Es gibt zwar auch noch andere weiterführende Schulen in Halle, beispielsweise die Saaleschule, Elisabeth-Gymnasium, Cantor-Gymnasium, Latina, Sportschulen. Hier handelt es sich aber um Schulen freier Träger oder auch um Schulen mit speziellen Schwerpunkten und Aufnahmetests.
Thorben Vierkant (AfD) sieht die CDU für die jetzige Situation verantwortlich, weil diese die neue IGS weggedrückt habe. Denn die hallesche AfD hatte sich in der Vergangenheit ebenfalls für eine neue IGS ausgesprochen und ist damit anderer Auffassung als die Landespartei, die nämlich die Schulform IGS ablehnt. Mehrere Ausschussmitglieder äußerten den Wunsch, dass auch die kommunalen Schulen die Vergabe ihre Plätze und auch Losverfahren zeitiger durchführt, um so auch noch für den Bildungsausschuss Zeit zum reagieren zu lassen. Jan Riedel plädierte für eine Zusage noch vor den Osterferien, damit sich Schüler und Eltern in den Ferien Gedanken machen können, wenn sie den Wunschplatz nicht bekommen. Und Melanie Ranft (Grüne) verwies darauf, dass vie Freien Schulträger ihre Zusagen schon viel zeitiger als die Stadt erteilen. “Das ist ein wichtiges Thema. Die Bildung unserer Kinder ist uns allen wichtig”, sagte Claudia Schmidt.
Und dann kommt das Gejammer über zu kleine Schulhöfe, ich fasse es nicht. Null Menschenverstand vorhanden.
Das stimmt… leider.
Ein Unding!
192 (!) neue Fünftklässler … der Platz reicht, wenn das so weiter geht, in 2 bis 3 Jahren dann gar nicht mehr aus, abgesehen davon, dass es zu wenig Lehrer gibt.
Da stellt sich die Frage, welchen Sinn es macht, ein neues Gymnasium mitten im Zentrum zu eröffnen. Denn natürlich wollen dann alle dorthin, aber weniger aufgrund der Qualität der Schule, sondern der Lage.
Bemerkenswerte Entwicklung: Rot-Rot-Grün-MitBürger und AfD können ihr Märchen von einer weiteren (angeblich notwendigen) IGS somit nicht mehr aufrecht erhalten, so dass Stadträte der genannten Partei auf einmal ganz still sind… bemerkenswert 🙂
Nein, falsch verstanden. Eine IGS ist gewünscht und der Bedarf ist auch vorhanden. Da sie nicht genehmigt wurde, wurde alternativ eine Sekundarschule geplant- DIESE ist nicht nötig.
IGS ist doch eine super Sache- alle Schulabschlüsse unter einem
Dach; was soll daran schlecht sein und was hat das mit „Ideologie“ zu tun?
Es ist erstmal nicht ganz verkehrt, wenn man mehr Plätze hat, als es einen Bedarf gibt. So konnten zumindest die Kinder die an der IGS keinen Platz mehr bekommen haben zwischen Gymnasium, KGS und Sekundarschule wählen.
Wenn auch mehr Klassen geplant waren, als nun gebraucht werden, waren sicher auch mehr Lehrer eingeplant gewesen, die nun für eine bessere Unterrichtsversorgung eingeplant werden können.
Kann man vielleicht nochmal umverteilen? Z. B. vom Feininger ins Genscher? Fragt die Eltern, evtl. passt das dem einen oder anderen vom Weg her besser?
Ich frage mich, wie das passieren kann. Die Zahlen – also vorhandene Plätze und Anmeldung von Schülern – müssen doch vorher bekannt sein. Eine komplette Klasse vom Feininger hätte bequem ins Genscher gepasst… Irre.
Das liegt daran, dass die Qualität eine andere ist.
Wir waren beim Tag der offenen Tür in mehreren Gymnasien, und das Angebot und der Eindruck, den die Lehrer:innen im Feininger Gymnasium machten, war sehr gut.