“Wir können es uns nicht erlauben, hoffnungslos zu sein”: Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit auf dem Markt in Halle (Saale)

Am Montagmittag fand auf dem Marktplatz in Halle (Saale) die Feierstunde zum Tag der deutschen Einheit statt. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung zum Musikern der Staatskapelle, die unter anderem die “Ode an die Freude” spielten.

Es werden täglich mehr Menschen, die Deutschland nur als ein Land kennen, sagte Bürgermeister Egbert Geier. “Für immer mehr Menschen ist die Deutsche Teilung reine Historie.” Damit steige aber auch die Notwendigkeit, warum daran erinnert werden müsse, dass es einst zwei deutsche Staaten gab. Geier zitierte August Bebel: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten“. 

Im Wendeherbst 1989 waren die Menschen voller Hoffnung, auch wenn diese in vielen Fällen bitter enttäuscht wurden. “Heute scheint die Lage angesichts der multiplen Krise, die wir aktuell erleben, hoffnungslos”, so Geier, der die Corona-Pandemie, den Ukraine-Krieg, die Klimaerwärmung und Naturkatastrophen ansprach. “Wer da hoffnungsvoll in die Zukunft schaut, hört möglicherweise den Vorwurf, naiv zu sein”, sagte Geier. “Wenn wir jedoch eine gemeinsame Zukunft haben wollen, müssen wir Lösungen finden. Wir können es uns also gar nicht erlauben, hoffnungslos zu sein.” Die Hoffnung sei eine starke Kraft, ein Motor für Änderungen und eine Triebfeder für Kreativität und Innovation.  “Lassen Sie uns also bitte voller Hoffnung bleiben.”

Für die junge Generation sei ein freies Europa ohne trennende Grenzen Normalität, sagte Sebastian Putz, Staatssekretär in Sachsen-Anhalts Landesregierung. Deshalb sei es wichtig, nicht nur dankbar für die Einheit zu sein, sondern sich auch immer wieder bewusst zu machen, “dass Freiheit und Demokratie eben keine Selbstverständlichkeit sind. Sie müssen jeden Tag konstruktiv bewahrt,  sie müssen immer wieder verteidigt und immer wieder auch neu erkämpft werden.” Der brutale russische Angriffskrieg auf die Ukraine führe vor Augen, wie zerbrechlich diese Errungenschaften seien. “Es lohnt sich daher auch immer, für den europäischen Gedanken einzutreten”, sagt Putz. Der europäische Einigungsprozess sei die entscheidende Lehrer aus dem vergangenen Jahrhundert. Die Erfolgsprojekte der deutschen und europäischen Einheit müssten wieder stärker in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden.