Zeugnisse für 70 neue Lehrer
An vielen Schulen in Sachsen-Anhalt fehlen Lehrer, es kommt zu Unterrichtsausfall. Zumindest gibt es etwas Nachwuchs. Mit der Übergabe der Zeugnisse an Absolventen des Staatlichen Seminars für Lehrämter am heutigen Freitag in Magdeburg endet für knapp 70 Referendare der Vorbereitungsdienst.
Bildungsminister Marco Tullner gratulierte den künftigen Lehrkräften mit den Lehrämtern für Grundschulen, Sekundarschulen, Gymnasien und berufsbildenden Schulen anlässlich der feierlichen Zeugnisübergabe und dankte den Mentoren und Seminarleitern.
„Lassen Sie uns gemeinsam die Zukunft der Schulen in Sachsen-Anhalt gestalten. Als Absolventinnen und Absolventen des Vorbereitungsdienstes sind Sie bestens qualifiziert und somit gerüstet für den Schuldienst in Sachsen-Anhalt, wo Sie bereits mit großer Ungeduld erwartet werden“ sagte der Bildungsminister.
Sachsen-Anhalt biete beste Voraussetzungen für den Start in den Schuldienst, wirbt Tullner. „Wir haben einen großen Bedarf an jungen Lehrern und möchten viele gut qualifizierte Lehrkräfte an unser Bundesland binden. Mit der Möglichkeit zur Bewerbung, noch bevor Sie Ihre Zeugnisse in den Händen hielten, haben wir extra die Chance des nahtlosen Übergangs zwischen dem Vorbereitungsdienst und dem Beginn im Schuldienst geschaffen. Jeder der heutigen Absolventen, der sich um eine Stelle im Schuldienst des Landes Sachsen-Anhalt beworben hat, erhielt eine verbindliche Stellenzusage zum 1. Januar 2020. Wir begrüßen Sie herzlich an unseren Schulen im Land“, so Tullner abschließend.
Lieber Herr Tullner, ich rate Ihnen, das ganze mistige Theater nicht so zu verharmlosen, daß sich all die hunderten Betroffenen so veralbert und verhöhnt fühlen. Mit Ihrem sogenannten „EXTRA“ , womit sich Referendare vor Erhalt des Zeugnisses bewerben durften, können Sie sich wahrlich nicht rühmen. Andere Bundesländer praktizieren das längst. So längst, daß Lehrer im Sommer von anderen Bundesländern längst eine Zusage oder sogar den Vertrag in der Tasche trugen, bevor Sachsen Anhalt überhaupt Gesprächsangebote gemacht hatte.
Sie sind so im Zugzwang, daß Sie sogar davon träumen müßten. Oder eigentlich nicht, denn vielmehr vermute ich, daß Sie sich nachts schlaflos wälzen, weil Sie vor Kummer über Ihre eklatante Verantwortungslosigkeit den Schulkindern gegenüber kaum in den Schlaf kommen dürften.
Mir jedenfalls würde es so gehen, wenn ich (aus dem Gesundheitswesen kommend) bspw. Patienten keine neuen Medikamente verabreichen oder neue Kompressen als Wundauflagen mehr geben könnte. Denn -uups- im Medikamentenschrank sind ja plötzlich keine mehr drin. Ach und Mist: Die Kompressen auch alle. Das war ja (fast) nicht vorauszusehen. Mensch, da müßte man ja mal neue bestellen. Am besten wir machen erstmal eine Ausschreibung dafür. Ja, und wenn ich das gemacht habe, dann posaune ich Florence Nightingale erstmal raus, was ich da tolles gemacht habe: nämlich EXTRA Medikamente nachbestellt.
mannomann – der Herr Tullner… nix für meinen Blutdruck…
Ich will Ihnen mal was sagen: Meine eine Tochter (5.Klasse) hat die letzten Wochen 23% Ausfall, die andere (7.Klasse) hatte 35% Ausfall. Ja, ist schon klar, wir Deppen sind nicht elitär -äh bzw. gymnasial genug auf der Gesamtschule. Daß wir da als Unterbelichtete betrachtet und behandelt werden ist schon klar. Aber DIESES Ausmaß an Ausfall ist wahrscheinlich nur zu Kriegszeiten so hoch. Auf jeden Fall sicher nicht verfassungskonform.
Sie müssen sich drehen!
Applaus, Applaus….besser kann es nicht gesagt werden!
Wenn ich das recht verstehe, wird Tullner vorgeworfen, nicht raffinierter als die anderen im gegenseitigen Wegwerben gewesen zu sein?
Irgendwer hat 2015 nicht an die Folgen gedacht. Macht nichts, ihr schafft das!
Naja, das kann man so sehen, ja. Man kann u.U. noch mehr darin sehen:
Die sog. Rafinesse als Euphemismus für nicht wahrgenommene Verantwortung sehen. Also ich möchte nicht in der Haut derjenigen stecken, die diesen Mist verzapft haben. Ich könnte vor lauter schlechtem Gewissen mindestens schlecht schlafen. Man könnte sehen, daß nun die ganzen Gesamtschulkinder aus dem Einzugsgebiet Südstadt/Silberhöhe je nach Klasse 20-35% Unterrichtsausfall haben. Man könnte ahnen, daß sich die Kinder nicht ersatzweise zu Hause die 2-4Stunden täglichen Ausfall freiwillig reinziehen. Und soooo viel Wissensvorlauf gibt es da nicht, daß man leicht in die „Ihr-schafft-das-schon-Pose“ fällt.
Also ich finde, wenn Herr Tullner jetzt solch Res drum macht, es als „Extra“-Schmankerl verkauft, was er in meinen Augen kleinlaut pflichtschuldigst und demütig um Entschuldigung bittend bringen bzw nachreichen müßte, so entsteht für mich echt ein Wertekonflikt.
(Naja, wie gesagt, wenn Patienten keine Versorgung bekommen können, weil ich Nachschub verschlampt habe, dann dürfte ich wohl froh sein, wenn ich noch eine Nachbestellung machen darf und mich mein Chef nicht rausschmeißt. Und wenn es um die Versorgung einer ganzen Klinik ginge…?)
Ich jedenfalls sehe da kein Schuldbewußtsein, ich habe eher Angst, daß er nun nach toll getaner Arbeit die Hände in den Schoß legt und es nicht als Tropfen auf dem heißen Stein sieht.
„Also ich möchte nicht in der Haut derjenigen stecken, die diesen Mist verzapft haben. “
Denen geht es doch nicht schlecht. Na gut, vom Parteivorsitz ist sie zurückgetreten.