„Zirkus-Boykott = Folterstopp“: Tierschützer protestieren am Zirkus Aeros

Am Samstagnachmittag haben Tierschützer vorm Zirkus Aeros am Gimritzer Damm gegen Wildtiere in Zirkussen demonstriert. Auf Plakaten waren Sprüche wie „Artgerecht ist nur die Freiheit“, „Tierquälerei ist keine Unterhaltung“ oder „Zirkus-Boykott = Folterstopp“ zu lesen. Aus den Lautsprechern erklangen Texte und Lieder zum Thema Tiere im Zoo, darunter die Fidl Kunterbunt mit „sag mal wer ist so pervers, und guckt sich dieses Elend an? Sind alles Leute ohne Mitgefühl und Herz, nur ich bezahle keinen Penny für den Schmerz. Hey von Tieren und für die Gefangenschaft, von Individuen in lebenslanger Haft.“ An Zirkusbesucher und Passanten wurden Flyer verteilt. Abbringen vom Zirkusbesuch ließ sich niemand. Manch Besucher ließ sich auch zu kleinen Beschimpfungen in Richtung der Tierschützer wie „Ihr habt ne Meise“ hinreißen, andere meinten „Zirkusse gab es schon immer.“
Aeros ist noch bis 12. März am Festplatz vor der ehemaligen Eissporthalle. Vorstellung gibt es täglich um 16 Uhr, Freitag und Samstag um 15 und 18.30 Uhr sowie Sonntag dem 5. März um 14 und 17.30 Uhr sowie am 12. März um 11 und 14 Uhr. In den Shows treten unter anderem Pferde, Zebras und Kamele auf. Größere Tiere sind schon seit Jahren nicht mehr dabei. Gemietet hat der Zirkus die Fläche von der Stadt, 3.900 Euro muss er dafür zahlen.
Immer wieder stand die Stadt wegen der Vermietung in der Kritik von Tierschützern. Die Stadtratsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen wollte ein Verbot beschließen lassen, dass die Stadt eigene Flächen an Zirkusse mit Wildtieren vermietet. Die zuständige Beigeordnete Katharina Brederlow äußerte auf Stadtratsanfrage hin verfassungsrechtliche Bedenken. Für den Tierschutz und etwaige Wildtierverbote sei der Bund zuständig. Andere europäische Länder sind hier schon weiter. So haben Österreich, Polen, England, Schweden, Dänemark, Belgien und die Niederlande bereits Wildtiere ganz oder teilweise verboten. Der Bundesrat hatte die Bundesregierung zuletzt im März aufgefordert, die Haltung bestimmter wild lebender Tierarten im Zirkus grundsätzlich zu verbieten.
Städte wie Köln, Schwerin, Potsdam oder Erding haben ein Wildtierverbot auf städtischen Flächen zwar schon umgesetzt. Doch dagegen laufen Klagen. Beispielsweise hatte das Verwaltungsgericht Chemnitz eine dortige Verbotssatzung zu Wildtieren gekippt. So greife das Verbot des Mitführens und des Auftretens von bestimmten Wildtierarten in Zirkussen in unzulässiger Weise in das Grundrecht der Freiheit der Berufsausübung laut Grundgesetz ein, befand das Gericht. Ähnliche Urteile gibt es aus Darmstadt und München.
Doch auch wenn Halle keine städtischen Flächen mehr an Wildtier-Zirkusse vermieten würde, könnten diese trotzdem in der Stadt auftreten. So stellt die Stadt Zirkussen ohnehin derzeit nur den Festplatz zur Verfügung. Bei den Flächen am Göttinger Bogen, der Delitzscher Straße oder in Bruckdorf handelt es sich um Privatflächen, da hat der Stadtrat ohnehin nichts zu melden.
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