Zusatzschilder informieren über Willy Lohmann

Im Rahmen des Projekts „Bildung im Vorübergehen“ der Bürgerstiftung erhält die Willy-Lohmann-Straße in Halle Zusatzschilder über den Namensgeber. Willy Lohmann war mit Leidenschaft Lehrer und Erzieher in Köthen, wo er die Lehrerausbildung leitete, und in Dessau. Nach dem 2. Weltkrieg wurde er Vizepräsident der neu gebildeten, in Halle ansässigen, sächsischen Provinzialverwaltung und erwarb sich besondere Verdienste um die Lehrerbildung und die Wiedereröffnung der halleschen Universität.
Am Mittwoch um 16 Uhr erhält die Willy-Lohmann-Straße Zusatzschilder, die über den Namensgeber informieren. Die Schilder wurden gespendet von Beate und Wolf Hempel (ein Enkel Willy Lohmanns).
Willy Lohmann (1883-1945)
Willy Lohmann wurde am 1. August 1883 in Dohndorf bei Köthen geboren als Sohn des Landwirts Friedrich Lohmann und seiner Ehefrau Auguste, geb. Busch. Nach der Ausbildung zum Erzieher lehrte er an der Volksschule in Köthen und verdiente sich damit sein Hochschulstudium. In Tübingen und Brüssel studierte Willy Lohmann die Fächer Französisch, Philosophie, Psychologie, Deutsch und Leibesübungen. Im Ersten Weltkrieg arbeitete er als Dolmetscher, kehrte aber nach zwei Jahren in den Schuldienst zurück und zwar an die Mittelschule in Bernburg. 1918 kam Lohmann an die Oberschule in Köthen, wo er an dem dieser Schule angegliederten Lehrer-Seminar unterrichtete und dessen Studiendirektor er 1923 wurde.
Willy Lohmann stand mehreren Verbänden vor, so dem Anhaltischen Beamtenverband, dem Anhaltischen Lehrer-Verein und dem Anhaltinisch-Sächsischen Turngau. Politisch war er der Demokratischen Partei (später Staatspartei) verbunden, welche er von 1921 bis 1932 als Abgeordneter im Landtag des Freistaates Anhalt vertrat. Wegen seiner demokratischen Haltung wurde Willy Lohmann Ende Juli 1932 als erster höherer Beamter von den Nationalsozialisten aus dem Staatsdienst entlassen und nach Dessau strafversetzt – degradiert zum Leiter einer Mädchen-Schule. Er wurde seiner Ehrenämter enthoben und durfte keine politischen Funktionen mehr ausüben. Über die Jahre des Nationalsozialismus lebte er zurückgezogen in Dessau.
In dieser schwer zerstörten Stadt regelte Willy Lohmann nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges als Oberstudiendirektor und Stadtschulrat alle schulischen Angelegenheiten. Er wurde Mitglied der neu gebildeten Provinzialverwaltung mit Sitz in Halle und dessen Vizepräsident. Sein Auftrag war die Organisation des Bildungswesens: der Aufbau des kulturellen Lebens und der Lehrerbildung auf neuer Basis sowie die Wiedereröffnung der halleschen Universität.
Bei einer Dienstreise nach Berlin am 21. September 1945 kam Willy Lohmann in einem Verkehrsunfall in der Nähe von Wittenberg ums Leben. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof in Dessau-Ziebigk. Drei Wochen nach seinem Tod wurde die Straße, in welcher der Sitz der Provinzialverwaltung lag, in Willy-Lohmann-Straße umbenannt. Bereits drei Tage nach Lohmanns Tod erhielt seine frühere Wirkungsstätte in Köthen, das ehemalige Lehrer-Seminar, den Namen Willy Lohmanns. In der Begründung wird der Lehrer als Vorbild gewürdigt: „weit über den Kreis seiner Schule hinaus geliebt und verehrt infolge seines unbestechlichen, geraden und menschlich liebenswürdigen Charakters“ (Volks-Zeitung Nr. 37 v. 25.9.1945).
Quellen:
StaH FA 4622 Willy Lohmann
Informationen von Wolf Hempel
https://de.wikipedia.org/wiki/Willy_Lohmann_(Politiker)
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