Zwei Projekte aus Halle für den Bauherrenpreis nominiert

Auch zwei Projekte aus Halle sind für den Deutschen Bauherrenpreis 2018 nominiert. Das Königsviertel, ein Projekt der Halleschen Wohnungsgenossenschaft FREIHEIT eG und das Altstadtquartier Mittelstraße der Bauverein Denkmal GmbH, eine Tochter der Bauverein Halle & Leuna eG, wurden ausgewählt.
Insgesamt haben es 33 Projekte in 11 Themengruppen auf die Nominierungsliste geschafft. Wer die Preise mit nach Hause nehmen darf, wird am 21. Februar 2018 bei der Preisverleihung im Palais am Funkturm in Berlin im Rahmen der Baufachmesse bautec bekannt gegeben. Ausgezeichnet werden hervorragende Wohnungsbauprojekte, die am Spannungsfeld von hoher Qualität und tragbaren Kosten ansetzen und dabei die besondere Rolle des Bauherren hervorheben. Eine 11-köpfige Fachjury hat jetzt unter dem Vorsitz des Architekten Heiner Farwick, Präsident des Bund Deutscher Architekten BDA, aus dem großen Feld der qualitätsvollen Bewerbungen die besten Projekte ausgewählt.
Im Karree Niemeyerstraße, Kurt-Eisner-Straße, Ernst-Toller-Straße sind 114 Wohnungen als 2-, 3- und 4-Raumwohnungen, eine Tiefgarage mit Elektrotankstelle und eine Begegnungsstätte entstanden. 14,3 Millionen Euro aus Eigenmitteln hat die Wohnungsgenossenschaft „Freiheit“ investiert. Auch 24 Neuhallenser haben ihre Wohnungen bezogen. Die weiße Fassade mit den anthrazitfarbenen Fenstern, wird akzentuiert durch mit Goldfarbe gespachtelte Flächen, von denen einige mit einer als Relief gearbeiteten Lilie besonders ins Auge fallen. Der Name rührt von der einstigen Königsstraße, die hier entlang lief. Im Hof des 6.900 Quadratmeter großen Geländes sind Grünflächen sowie ein Spielplatz entstanden.
„Könnte in der Mittelstraße mitten in Halle nicht der nächste Harry-Potter-Film gedreht werden?“ überschrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrem Feuilleton ein Bild von den Fachwerksgebäuden Mittelstraße 17 und 18 in Halle im Jahr 2008. Dies war ein Höhepunkt der kritischen Berichterstattung zum Umgang mit der historischen Bausubstanz in den neuen Bundesländern im Rahmen des Stadtumbaus. Hier musste gehandelt werden, zählte das Ensemble Mittelstraße 17 und 18 in Halles Altstadt doch zu einem der letzten authentischen Fachwerkgebäude in der historischen Mitte der Stadt. Die Anfrage der Stadtverwaltung Halle richtete sich deshalb an die Bauverein Halle & Leuna eG, die einen großen Denkmalbestand besitzt und Expertise bei der Sanierung von schwierigen Baudenkmälern hat. Durch die Bauverein Denkmal GmbH – einer 100%igen Tochtergesellschaft der Genossenschaft Bauverein Halle & Leuna eG – wurden die Gebäude im Zuge einer Zwangsversteigerung im Jahr 2008 erworben. Ziel war es, dieses einmalige Ensemble wiederzubeleben und zugleich auf den benachbarten Grundstücken mit einer hochwertigen Neubebauung zu ergänzen. Angesichts des baugeschichtlichen Wertes des Ensembles – letzte zusammenhängende Fachwerkzeile im innerstädtischen Sanierungsgebiet der Stadt Halle (Saale) – und zugleich geforderten hohen Anspruchs an die zukünftige Wohnqualität wurde mit der Stadt Halle ein Architektenwettbewerb ausgelobt und nach einer adäquaten Lösung für diese Bauaufgabe gesucht. Gewinner war ein Entwurf des Brandenburgischen Büros Braunschweig Architekten, der unter Verzicht auf den baugeschichtlich weniger wertvollen Bestand hinter dem eigentlichen historischen Ensemble eine spannende und attraktive Neubaulösung vorsah. Aufgrund der Eigentümerstruktur bei den umliegenden Grundstücken und durch die schwierige Haushaltssituation der Stadt Halle wurde der Baubeginn verzögert. Im Jahr 2012 konnte mit den äußerst anspruchsvollen Sanierungsarbeiten an den tiefgreifend geschädigten Fachwerksgebäuden begonnen werden. Dabei galt es, die hohen Ansprüche des Denkmalschutzes mit den Wünschen der zukünftigen Mieter hinsichtlich modernen Wohnkomforts in Einklang zu bringen bei Erhaltung von historischer Bausubstanz und gewissen Zugeständnissen an eine moderne Lebensführung. So konnten für alle Wohnungen Balkone oder Freisitze auch im Altbaubereich vorgesehen werden. Zur Refinanzierung des aufwändigen Vorhabens trägt bei, dass ein kleinerer Teil der Neubauwohnungen als Eigentumsobjekte veräußert werden. Heute freuen sich die Mieter und Eigentümer über einen ruhigen, idyllischen Innenhof, eine sehr schöne und so in der historischen Altstadt niemals vermuteten Grün- und Erholungsfläche sowie zeitgemäße Wohnungen mit allem Komfort. Insgesamt entstanden hier 22 Wohnungen (37,7 m² – 195,4 m²) , 3 Gewerbeeinheiten und 6 Autoabstellplätze (Doppelparker) mit ca. 2.350 m² Wohn- und Nutzfläche.
Die Jury war beeindruckt von der Qualität und thematischen Vielfalt der vielen eingereichten Projekte. „Die Auswahl ist uns nicht leichtgefallen. Die Vorhaben sind hervorragende Beispiele für das breite Spektrum des innovativen Wohnungsbaus in Deutschland, vom Beitrag zur Stadtreparatur über die Erneuerung des Bestandes bis hin zu ganzen neuen Wohnquartieren“, so die Einschätzung des Juryvorsitzenden. Baustaatssekretär Gunther Adler lobte die beeindruckenden Projekte: „Die Nominierungen zeigen eine enorme Bandbreite von Aktivitäten. Sie sind beispielgebend für sozialen, nachhaltigen und bezahlbaren Wohnraum.“
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