580 Verfahren, 290 Tatverdächtige bei der Jugendkriminalität in Halle (Saale) – Taten deutlich zurückgegangen, hat Knast für “Gucci-Abdul” abgeschreckt?

Im vergangenen Jahr war die Jugendkriminalität eines der bestimmenden Themen in Halle (Saale). Teilweise mehrmals am Tag kam es zu Überfällen auf Jugendliche, begangen von anderen Jugendlichen. Weil es keine Anzeigen gab, wurde die Polizei auch nicht tätig. Erst nach mehreren Medien-Berichten tat sich etwas. Eine spezielle Ermittlungsgruppe “Cornern” wurde ins Leben gerufen.
Inzwischen kann die Polizei eine erfolgreiche Bilanz ziehen. “Wir haben 580 Verfahren und 290 Tatverdächtige”, sagte Andreas Dockhorn, stellvertretender Leiter des Polizeireviers Halle, im Ordnungsausschuss. 11 dieser Tatverdächtigen gelten als “Intensivtäter”, weil die eine zweistellige Zahl an Taten begangen haben.
Mittlerweile gebe es eine deutliche Reduzierung der Zahlen, der “Normalstand” sei wieder erreicht. 432 Verfahren, darunter 147 Raubdelikte, gab es in dem Phänomen-Bereich im vorigen Jahr, in diesem Jahr sind es insgesamt 135 Taten, darunter 55 Raubdelikte. Schon in den vergangenen Monaten konnte hier eine deutliche Reduzierung festgestellt werden, seit dem Ende der Sommerferien gab es einen weiteren Rückgang. So wurden im September noch 3 Taten angezeigt (2023: 39), im Oktober war es 1 (2023: 28). Die meisten Taten passierten Montag- und Dienstagnachmittag . und das unterscheidet sich vom sonstigen Muster, denn normalerweise ist der Freitagabend der Zeitraum mit den meisten Delikten.
In der Vergangenheit war ja auch das Dunkelfeld das Problem. Diesbezüglich haben sich 3.655 Jugendliche an einer Umfrage der Uni Halle beteiligt, die derzeit ausgewertet wird. Wie Dockhorn sagte, habe es die Polizei interessiert, warum so wenig angezeigt wurde. Deshalb haben sich junge Polizisten (Polizeischüler oder frisch ausgebildete Beamte) eingebracht. Sie sind zivil in die Schulen, sind dort im Rahmen von Veranstaltungen mit Schülern ins Gespräch gekommen.
Durch die Medien bundesweit ging der Fall eines mittlerweile 15-Jährigen Jugendlichen, “Gucci-Adul” wurde er genannt, weil er bei TikTok mit seinen Taten (“Abgezogen”) prahlte. Kürzlich wurde er zu einer fünfeinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt. Ob das Wirkung gezeigt hat, wollte Johannes Menke (Hauptsache Halle) wissen. Zwar gibt es dazu keine konkreten Untersuchungen. Aber: “man kann ja anhand der Zahlen sehen, dass es Wirkung zeigt”, so Dockhorn. Und durch die Verurteilung fallen die Haupttäter weg und somit auch ein “Vorbild” zur Begehung der Straftaten. Inzwischen hat es schon zehn Verurteilungen gegeben. Und zwei weitere Urteile mit voraussichtlichen Haftstrafen stehen bevor.
Oft werden die Taten als “Streit unter Jugendlichen” in den Medien verharmlost, ärgerte sich Menke. Doch es seien ja provozierte Attacken. “Gucci-Abdul” und seine Freunde würden solange beispielsweise mit Beschimpfungen und Beleidigungen (“ich ficke deine Mutter”) die anderen Jugendlichen teils auf den Schulhöfen bedrängen, bis diese sich wehren wollen. Doch es werde einfach nur ein Grund für den Angriff gesucht.
Für manche Betroffene ist der Gang zur Polizei schwer. Silke Burkert (SPD) regte deshalb die Möglichkeit der anonymen Anzeigen an. Das versuche man zu Beginn des Verfahrens durchaus, so Dockhorn. Er verwies aber auf das Rechtsstaatsprinzip. Betroffene müssen wissen, wer jemanden angezeigt hat. Weil ja die Polizei die EG Cornern wegen der entspannteren Lage reduziert wird, regte Burkert an, diese Kräfte am Riebeckplatz einzusetzen. Diese Idee hatte die Polizei auch schon selbst. “Wir haben vor drei Wochen die Aufbauorganisation gegründet”, so Dockhorn.
Das Thema Ausländer sprach Alexander Raue (AfD) an. Es handele sich nicht um Jugendkriminalität, sondern Ausländerkriminalität. Raue wollte deshalb diesbezüglich eine Aufschlüsselung nach Nationen, denn die Schwerkriminalität sei migrantischen Ursprungs. 55 Prozent hätten die deutsche Staatsbürgerschaft, so Dockhorn. Die andere Hälfte kommt aus vielen anderen Staaten, Syrer und Afghanen liegen hier aber weit vorne. Doppelstaatler spielen keine Rolle. Bei den Intensivtätern ist das Verhältnis laut Dockhorn anders. Hier dominieren die nichtdeutschen Tatverdächtigen mit 8 Personen, 3 haben die deutsche Staatsbürgerschaft. “Deutsche Straftäter? Was für Deutsche sind das”, fragte Raue. Hier macht die Polizei keine Unterscheidungen bezüglich Migrationshintergrund. “Wer einen deutschen Pass hat, hat eine deutsche Staatsbürgerschaft, sagte Dockhorn.
Jan Riedel (CDU) war als Schulleiter konkret involviert, auch vor seiner Schule stand die Bereitschaftspolizei, mittlerweile aber nicht mehr. “Müssen wir Angst haben, dass es wieder mehr Taten gibt, wenn der Fokus jetzt ein anderer ist”, fragte Riedel. “Wir gehen davon aus, dass wir jetzt mehr Vertrauen genießen”, so Dockhorn.
Im vergangenen Jahr hatten Stadt und Land ja einen Maßnahmenkatalog erarbeitet. “Der hat immer noch Bestand”, sagte Tobias Teschner. Und Dockhorn ergänzte, dass sich beispielsweise die Fallkonferenzen als gutes Mittel erwiesen haben. Diese habe man deshalb auch auf andere Phänomenenbereiche ausgedehnt, beispielsweise bei den beiden Kindern, die im Sommer durch zahlreiche Taten wie Brandstiftungen und Sachbeschädigungen aufgefallen sind.
Es bedarf strengere Maßnahmen und ein herabsetzen des Mindestalters,ab wann eine Person als strafmündig gilt. Leider kommt nur „böse,böse“.
@Detlef
Dann fang gleich mal bei dir selbst an: Mit der Einhaltung allgemein bekannter Schreibregeln.
Mit den jetzigen Maßnahmen hat es doch auch funktioniert. Und Leute wie du verstehen nicht, dass strengere Strafen, keine Straftaten verhindern.
Nein, die geltenden Gesetze sind absolut ausreichend. Sie müssen lediglich umgesetzt werden. Dafür fehlt noch der politische Wille.
„“Normalstand” sei wieder erreicht. “
Diese Feststellung finde ich trotzdem schlimm.
Die Polizei hat gute Arbeit geleistet. Wie wird es aber, wenn die Konzentration der Polizei auf diese Systematik zurückgefahren wird.
@Emmi
Schlimm finde ich, dass du die wahrheitsgemäße Aussage der Polizei schlimm findest. Den Zustand von 0 Straftaten gibt es in der realen Welt nicht und ich finde es gut, dass die Polizei das auch sprachlich korrekt darstellt.
Will die AfD etwa einen „Arierpass“ einführen? Erinnert an schlimme Zeiten und zeigt weiterhin deren Gedankengut.
Es gibt in Deutschland die Doppelte Staatsbürgerschaft, von der ich nichts halte, warum kann man diese dann nicht benennen, wenn sich jemand zu 2 Staaten zugehörig fühlt?
Dazu ist es immer noch ein Unterschied, ob ein Deutscher von arabischen Eltern aufgezogen wird oder von deutschen Eltern. Wenn er von arabischen Eltern aufgezogen wurde ist sein Verhalten, auch gegenüber Frauen, ist oft patriarchisch geprägt. In der Schule wird er auch nicht sozialisiert.
Unsinn. Es spielt vielleicht eine kleine Rolle, jedoch fällt die hier nicht so ins Gewicht. Fahr mal in die Uniklinik und gucke mal, wie viele arabische Mitarbeiter in allen Bereichen vertreten sind. Auch deutsche Eltern sind nicht in der Lage, ihre Kinder entsprechend der blichen Normen und Werte zu sozialisieren. Die Heime und Knäste sprechen da eine deutliche Sprache. Es gibt hier sogar Kommentatoren, die es nicht wünschen, mit Menschen aus Ha-Neu oder der Silberhöhe in Kontakt gebracht zu werden.
Wenn das so ist, wie du sagst, warum sträuben sich dann Politik und Polizei mit allem, was sie nur haben, eine weitere Aufschlüsselung der „deutschen Staatsbürger“ vorzunehmen (diese lächerlichen Vornamenlisten mal ausgenommen)? Damit könnte man es doch Raue & Co mal so richtig zeigen… 😉 Ich verrate es dir: Weil Raue mit seiner Vermutung, dass auch unter den deutschen Staatsbürgern unsere orientalisch abstammenden Freunde dominieren, mit Sicherheit recht hat. Oder andersherum: Warum wird penibelst darauf geachtet, die „deutsche Abstammung“ zu erwähnen, sobald wirklich mal ein Ronny oder SIlvio was Schlimmes gemacht hat? 😉 Im Übrigen ist deine Argumentation mit der Uniklinik völliger Quark: Nur weil es auch unter den Arabern mit Sicherheit viele ordentliche, integrierte, in Lohn und Brot stehende Leute gibt, bedeutet das nicht, dass diese Gruppe bei der Kriminalität nicht gleichzeitig signifikant überrepräsentiert sein kann.
Sinnloser Kommentar
Warum?
Kein Artikel ohne mindestens einen kommentierenden Vollpfosten.
Raue verbessert für niemanden irgendetwas mit seinem Fingerzeigen. Was soll sowas?
Raue stellt die richtige Frage aus den falschen Gründen. Denn für die Strafverfolgung darf es keine Rolle spielen, ob die jungen deutschen Staatsbürger manfeldischen, meißnischen oder marokkanischen Hintergrund haben. Für Präventionsmaßnahmen jedoch – und das ist ja überhaupt der Zuständigkeitsbereich der Stadt – ist es ausgesprochen wichtig, die Zielgruppe möglichst gut zu kennen, um geeignete Angebote zu entwickeln.
Für präventive Maßnahmen scheint mir das soziale Umfeld wichtiger als das kulturelle.
Weil man das ja auch so gut voneinander trennen kann.
Das kulturelle und das soziale Umfeld sind eng miteinander verknüpft, das prägt sich gegenseitig und ist nicht getrennt voneinander zu betrachten.
Sollte doch mal als gutes Beispiel dafür dienen das die Justiz härter durchgreifen muss, bei jüngeren und älteren! Viel zu oft werden Täter einfach wieder freigelassen oder bekommen viel zu milde Strafen!
Wenn die Justiz das anhand der Gesetzeslage so festlegen kann, wird sie es auch begründen können. Macht sie ja nicht willkürlich
Dir ist noch nie was passiert.
„Weil es keine Anzeigen gab, wurde die Polizei auch nicht tätig.“, so ein BS, lame excuse. Da es sich eineindeutig um arbeitsteilig organisierte bewaffnete Bandenkriminalität handelte, ein Offizialdelikt, ist keinerlei Anzeige notwendig. Die Polizei hat sofort selbstständig loszuermitteln sobald sie davon auch nur „hört“.
Wer heute überfallen wird, dem interessiert das heutige Geschriebene nicht.
Und viele andere auch nicht.
Phänomenale Erkenntnisse in Halle!
Wenn die Polizei mal aus dem warmen Büro kommt, Straftäter verfolgt und auch präventiv tätig wird und die Justiz sogar mal Straftäter aburteilt, dann zeigt das „Wirkung“. Im Gegensatz zum 2546. zusätzlichen Sozial“arbeiter“.
Wer hätte das denn ahnen können?
Warum verbüßt der Syrer Abdul denn nicht seine Haftstrafe in seiner Heimat Syrien?
Der will und kann sich hier nicht benehmen, also ab.
Was wäre, wenn ein Deutscher sich entsprechend in Syrien verhalten würde?
„Er verwies aber auf das Rechtsstaatsprinzip. Betroffene müssen wissen, wer jemanden angezeigt hat.“
Deswegen wird auch nicht angezeigt. Und wer Mehrfachmessertäter sein darf, bevor er ins Gefängnis muss oder ausgewiesen wird, lacht über dt. Justiz. Ausländer müssen schneller ausgewiesen werden ungeachtet der Situation im Heimatland.
Ja, seit es nur noch offizielle Mitarbeiter gibt, macht das alles keinen Spaß mehr.
Viel schneller inhaftierten oder abschieben