„Literatur im Volkspark“ in Halle (Saale) startet am 1. November

Dieses Jahr findet „Literatur im Volkspark“ vom 1. November bis 8. Dezember 2023 statt. Autorinnen und Autoren wie Ulrike Draesner, Judith Schalansky, Eugen Ruge, Julia Schoch und Helgard Haug zählen zu den Gästen und stellen ihre Neuerscheinungen im Volkspark Halle vor. Die Bilderbuchautorin Antje Damm liest für Kinder ab 4 Jahre.

Uhrzeiten: Beginn jeweils um 19.30 Uhr, Gastronomie und Getränkeangebot ab 19 Uhr, Kinderlesung um 10 Uhr

Eintritt: 7 Euro, Kinder-Lesung Eintritt frei

Ulrike Draesner eröffnet mit Die Verwandelten am Mittwoch, 1. November 2023, 19.30 Uhr die Reihe „Literatur im Volkspark“. In ihrem neuen Roman, der letzte Teil ihrer großen Trilogie um Krieg, Flucht und Vertreibung, erzählt Ulrike Draesner von unterschiedlichen Frauenschicksalen aus drei Generationen der Kriegs- und Nachkriegszeit. Sie schreibt über das, was Frauen im Krieg erleben, worüber sie schweigen und was sie dennoch für immer verwandelt. Drei Frauen sind unterwegs durch das zerstörte Deutschland im Sommer 1945: eine nationalsozialistische Vorzeigemutter, die anderen beibringt, wie Kinder zu erziehen sind, doch über das Wichtigste, was sie verloren hat, niemals spricht, eine Köchin, die lieber Frauen geliebt hätte als den Dienstherrn und ein Mädchen, geboren in einem Lebensbornheim der SS. Außerdem entdeckt eine alleinerziehende Anwältin von heute nach dem Tod der Mutter einen polnischen Zweig ihrer Familie. Ein bewegender Mütter-Töchter-Roman über hundert Jahre deutsch-polnische Geschichte, die bis in die jüngste Generation nachwirkt. 

Ulrike Draesner, 1962 in München geboren, lebt als freie Schriftstellerin in Berlin und in Leipzig, wo sie seit 2018 das Deutsche Literaturinstitut Leipzig leitet. In den vergangenen fünfundzwanzig Jahren publizierte sie Gedichtbände, Romane, Erzähl- und Essaybände, Hörspiele und Übersetzungen. Dafür wurde sie vielfach ausgezeichnet u.a. mit dem Preis des Deutschen Literaturfonds, „Die Verwandelten“ stand auf der Shortlist des Preises der Leipziger Buchmesse 2023.

nd Übersetzerin Ulrike Draesner ist ei

Antje Damm liest aus Der Besuch am Montag, 6. November 2023, 10.00 Uhr für Kinder ab 4 Jahre im Volkspark. Elise trifft auf Emil. Elise ist ängstlich und menschenscheu. Sogar vor Bäumen fürchtet sich die ältere Frau. Als eines Tages ein Papierflieger durch ihr Zimmerfenster segelt, kann sie nachts vor Aufregung kein Auge zu tun. Am nächsten Morgen klopft Emil, ein neugieriger, kleiner Junge mit Baseballkappe an ihrer Tür. Er sucht seinen Flieger und aufs Klo muss er auch. Mit einem Mal entsteht eine völlig neue Situation für Elise und auf wundersame Weise verändert sich ihr Leben. Antje Damm hat für Ihr feinkomponiertes Buch eine neue gestalterische Technik verwendet: Sie baut die Räume mit Karton nach und stellt ausgeschnittene Figuren hinein. Die Szenen werden koloriert, beleuchtet und anschließend fotografiert. 

Antje Damm, 1965 in Wiesbaden geboren, studierte in Darmstadt und Florenz Architektur und arbeitete als Architektin. Seit der Geburt ihrer Töchter schreibt und illustriert sie Kinderbücher für die sie viele Auszeichnungen und Preise erhielt. „Der Besuch“ wurde von der New York Times als einer der zehn „Best Illustrated Children Books“ ausgezeichnet. 

Judith Schalansky liest Schwankende Kanarien und stellt die Buchreihe Naturkunden am Dienstag, 7. November 2023, 19.30 Uhr im Volkspark vor. Vor 10 Jahren begann Judith Schalansky Naturkunden, im Matthes & Seitz Verlag herauszugeben und entdeckte damit das „Nature Writing“ im deutschsprachigen Raum neu. Die außergewöhnliche Buchreihe umfasst inzwischen rund 100 Bände und erzählt von der Natur, von Tieren, Pflanzen, Pilzen und Menschen, Landschaften, Steinen und Himmelskörpern, von belebter und unbelebter, fremder und vertrauter Natur. Sie widmet sich der leidenschaftlichen Erkundung der Welt und hat einen Blick auf die Natur, die uns Menschen miteinschließt. Jedes Buch ist aufwendig gestaltet, bebildert und die Reihe das beste Beispiel für die einzigartigen Möglichkeiten einer lebendigen Buchkultur. Doch Judith Schalansky ist nicht nur Herausgeberin und Buchgestalterin, sondern vor allem eine namhafte Schriftstellerin. Ihr Atlas der abgelegenen Inseln, der Roman Der Hals der Giraffe und das Verzeichnis einiger Verluste waren sehr große Erfolge. In diesem Jahr erhielt Schalansky die Essayauszeichnung, den „Wortmeldungen“- Literaturpreis, für ihren neuen Text Schwankende Kanarien, aus dem sie an diesem Abend lesen wird. 

Judith Schalansky, 1980 in Greifswald geboren, lebt als freie Schriftstellerin in Berlin, studierte Kunstgeschichte und Kommunikationsdesign und gestaltet ihre eigenen Bücher selbst. Sie sind in mehr als 25 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet worden. Zwei der Bücher erhielten den 1. Preis der Stiftung Buchkunst für die beste Buchgestaltung. Neben den „Naturkunden“ gibt sie seit 2022 auch die „Bibliothek Wildes Wissen“ bei Matthes & Seitz Berlin heraus.

Eugen Ruge liest aus Pompeji oder Die fünf Reden des Jowna am Dienstag, 14. November 2023, 19.30 Uhr. Eugen Ruges Pompeji ist eine Erfindung, die auf historischer Wahrheit beruht und durch seine Gegenwärtigkeit verblüfft. Als auf einem Berg oberhalb der Stadt Pompeji tote Vögel gefunden werden, hat der Einwanderer Jowna eine Eingebung: Wenn da wirklich ein Vulkan grollt, wie von manchen behauptet wird, dann muss man das Weite suchen. Ohne Schulbildung, Geld und Einfluss gelingt es ihm, sich an die Spitze einer Aussteigerbewegung zu setzen. Bald fürchtet das Stadtoberhaupt Fabius Rufus, die Vulkangerüchte könnten Pompeji schaden, aber erst als auch einer der reichen Bürger auf die Gefahr etwas zu geben scheint, schaltet sich Livia ein, die mächtigste Frau der Stadt. Jowna schwenkt um. Die Katastrophe vor Augen, tut er – nichts. Die Geschichte einer verhängnisvollen Verblendung im Vorfeld einer Katastrophe kraftvoll, komisch und klug erzählt. 

Eugen Ruge,1954 in Soswa, Nordural, geboren, kam 1956 mit seinen Eltern nach Ost-Berlin. Als diplomierter Mathematiker arbeitete er bis 1985 am Zentralinstitut für Physik der Erde an der Akademie der Wissenschaften der DDR. Dann begann er zu schreiben, zunächst Theaterstücke und Hörspiele. Anfang 1989 flüchtete er in die Bundesrepublik und 2011 veröffentlichte er den mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Roman „In Zeiten des abnehmenden Lichts“. Später erschienen „Cabo de Gata“, „Follower“ und 2019 der Roman „Metropol“. Er lebt in Berlin und auf Rügen.

Julia Schoch stellt Das Liebespaar des Jahrhunderts am Freitag, 24. November 2023, 19.30 Uhr vor. Einer der erfolgreichsten Romane der deutschsprachigen Literatur dieses Jahres erzählt eine alltägliche Geschichte: Eine Frau will ihren Mann verlassen. Sie sind seit 31 Jahren zusammen und die Beziehung ist nicht einmal so unglücklich. Wie konnte es soweit kommen? Sie ist bestürzt und entschlossen zugleich. Während sie ihr Fortgehen plant, erinnert sie sich: Die rauschhaften Jahre der Verliebtheit, zu zweit im Ausland und später dann mit den kleinen Kindern, aber da gab es Momente, die das Scheitern schon vorausahnen ließen. Doch ist etwas gescheitert, wenn es so lange dauert? Julia Schoch, literarische Archäologin ihres Lebens, erzählt im zweiten Teil Ihrer Trilogie Biografie einer Frau vor dem Hintergrund der Nachwendejahre und neuen Bundesrepublik poetisch, klug und mit wehmütigem Humor von der Wahrheit einer sich wandelnden Liebe, von Erschütterungen, Beziehungsmustern und von der Schönheit, auch in der Ernüchterung. 

Julia Schoch, 1974 in Bad Saarow geboren, studierte Germanistik und Romanistik in Potsdam, Montpellier und Bukarest, lebt als Autorin und Übersetzerin in Potsdam. Für ihre Bücher wurde sie vielfach ausgezeichnet, u.a. mit der Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung.

Helgard Haug beschließt mit All right. Good night am Freitag, 8. Dezember 2023, 19.30 Uhr die diesjährige Ausgabe von „Literatur im Volkspark“. Sie erzählt die Geschichte der MH 370, die im März 2014 auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking mit 239 Passagieren an Bord plötzlich vom Radar verschwindet. All right. Good night soll der letzte Funkspruch des Flugzeugpiloten gelautet haben. Danach verliert sich die Spur. Zum Zeitpunkt des Verschwindens der Maschine, hat für Helgard Haug der Abschied von ihrem Vater gerade begonnen. Sein Gedächtnis wird unzuverlässig, die Orientierung immer schwieriger, der ehedem wortmächtige Mann versinkt, er driftet ab. Das Flugzeug bleibt verschwunden, die Ursache des Absturzes ungeklärt. Die Vergesslichkeit des Vaters aber bekommt einen Namen: Demenz. Über einen Zeitraum von acht Jahren zeichnet Helgard Haug das Verschwinden, die Suche und das Ringen mit der Ungewissheit nach, verknüpft die eigene Erfahrung mit der Trauerarbeit der Hinterbliebenen des Unglücksflugs. Das Prosadebüt einer der prägendsten Stimmen des deutschsprachigen Theaters, ein Buch, das berührt und erhellt, wie persönlicher Verlust und das Leiden anderer zusammengehen. Die gleichnamige Inszenierung wurde zum Berliner Theatertreffen eingeladen, für den „Mülheimer Dramatikerpreis“ nominiert und von „Theater heute“ zur „Inszenierung des Jahres 2022“ ausgewählt.

Helgard Haug, geboren 1969 in Sindelfingen, lebt in Berlin als Autorin, Regisseurin und Mitbegründerin von „Rimini Protokoll“. Für ihre Arbeit wurde sie mit etlichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem FAUST-Theaterpreis, dem Europäischen Theaterpreis und für das Gesamtwerk von Rimini Protokoll, mit dem Silbernen Löwen der 41. Theaterbiennale Venedig.