Abholzungen in der Dölauer Heide sorgen für hitzige Debatte: Stadt Halle verteidigt Pflegemaßnahmen – Umweltverein AHA kritisiert „Zerstörung wertvoller Waldbestände“

In der Dölauer Heide, dem größten zusammenhängenden Waldgebiet im Stadtgebiet von Halle (Saale), ist es in den letzten Wochen erneut zu umfangreichen Baumfällungen gekommen. Dabei wurden auch große Holzernte-Maschinen, sogenannte Harvester, eingesetzt. Diese Eingriffe haben eine lebhafte Diskussion entfacht: Während die Stadtverwaltung von notwendigen Pflegemaßnahmen spricht, wirft der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. – AHA – der Stadt eine systematische Zerstörung naturnaher Waldstrukturen vor.
AHA fordert naturnahe Waldentwicklung statt forstwirtschaftlicher Nutzung
Der Umweltverein AHA sieht in den Maßnahmen einen massiven Eingriff in das empfindliche Ökosystem der Heide. Die Vision des Vereins ist ein sich selbst regulierender, standorttypischer Laubmischwald, dominiert von Traubeneichen, Winterlinden und Hainbuchen. Dieses Ziel sei durch eine weitgehende natürliche Sukzession erreichbar – also dadurch, dass der Wald sich ohne starke menschliche Eingriffe weiterentwickelt. Der Verein fordert daher eine grundlegende Abkehr von der klassischen Forstwirtschaft in der Heide.
„Notwendig wäre eine Waldpflege, die sich auf Wegesicherung und Gefahrenabwehr beschränkt – nicht aber flächendeckende Abholzungen“, so ein Sprecher des AHA. Der Arbeitskreis sieht besonders die flächige Entnahme von Waldkiefern, Birken und sogar Eichen kritisch. Zurück blieben oft beschädigte Einzelbäume, stark verdichteter Boden und aufgeschichtete Holzstapel – mit erheblichen Folgen für Flora und Fauna.
Bedrohte Arten und zerstörte Lebensräume
Ein besonderes Augenmerk legt der AHA auf den Schutz bedrohter Arten. So ist unter anderem im Bereich südwestlich des Kellerbergs sowie entlang des Harzklubstiegs der seltene Juchtenkäfer (Osmoderma eremita) nachgewiesen – eine Art, die unter dem besonderen Schutz der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie steht. Für den Erhalt dieser Art sind alte, hohle Bäume mit abgestorbenem Holz als Brutplätze essenziell. Diese Bäume würden jedoch vermehrt entfernt, so der AHA.
Zudem seien viele der geschlagenen Stämme von Natur aus hohl gewesen – ein Lebensraum, der damit auch für andere Tierarten wie Wildbienen, Spechte oder Fledermäuse verloren gehe. Gerade in einem strukturreichen Wald mit Alt- und Totholzanteil könne die Biodiversität langfristig erhalten bleiben, argumentiert der Verein.
Stadt Halle verteidigt Maßnahmen als klimabezogene Waldpflege
Die Stadt Halle (Saale) weist die Kritik zurück. Die Forstverwaltung verweist auf die veränderten klimatischen Rahmenbedingungen, denen auch die Dölauer Heide zunehmend ausgesetzt sei. Infolge von Hitzesommern, langanhaltender Trockenheit und Schädlingsbefall seien große Teile des Waldes geschädigt. Viele Bäume sind bereits abgestorben oder stark geschwächt – sie stellen ein erhebliches Sicherheitsrisiko für Spaziergänger und Besucher dar, heißt es vom Fachbereich Umwelt.
Die Stadt betont, dass der Holzeinschlag nicht der wirtschaftlichen Nutzung diene, sondern vorrangig der Wiederherstellung eines gesunden und stabilen Waldbestands. Gezielte Pflegemaßnahmen sollen geschwächte Bestände auflockern, Licht für neue Setzlinge schaffen und die Ausbreitung von Schädlingen eindämmen. Besonders wichtig sei dabei die Schaffung von Vielfalt bei den Baumarten, um die Heide langfristig widerstandsfähiger gegenüber Klimaveränderungen zu machen.
Nachhaltige Wiederaufforstung und wissenschaftliche Begleitung
Nach Aussage der Stadt erfolgen im Anschluss an die Fällarbeiten gezielte Aufforstungen mit standortgerechten Baumarten. Dabei setze man unter anderem auf Stieleichen, Traubeneichen, Hainbuchen und Feldahorn – alles Arten, die besser mit Trockenperioden zurechtkommen als etwa die Fichte oder nicht-heimische Arten. Ziel sei ein Mischwald, der sowohl ökologisch wertvoll sei als auch als Naherholungsgebiet für die Bevölkerung diene.
Die Arbeiten würden unter Einhaltung aller naturschutzrechtlichen Vorschriften und in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden durchgeführt. Außerdem sei die Stadt bestrebt, alle Maßnahmen durch Fachleute begleiten zu lassen und regelmäßig zu überprüfen.
Fördermittel vom Bund für klimaangepasstes Waldmanagement
Zur Unterstützung dieser Bemühungen hat die Stadt Halle Fördermittel in Höhe von 105.000 Euro aus dem Bundesprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ beantragt. Das Programm verfolgt das Ziel, kommunale und private Waldbesitzer bei der Anpassung ihrer Wälder an die Folgen des Klimawandels zu unterstützen. Die Mittel sollen helfen, Schäden der vergangenen Jahre zu beheben und die Wälder klimaresilient zu entwickeln.
Unterschiedliche Vorstellungen von Waldnutzung
Der Konflikt zwischen AHA und Stadtverwaltung zeigt ein grundsätzliches Spannungsfeld: Während die Stadt eine aktive Rolle im Waldumbau übernimmt und auch wirtschaftliche Aspekte nicht völlig ausklammert, fordert der AHA ein konsequentes Umdenken – weg von der Holzproduktion, hin zu einem waldökologischen Schutzraum. Der Verein schlägt einen sanften Tourismus als neue Leitlinie vor, bei dem Bildung, Erholung und Naturschutz im Mittelpunkt stehen.
Kritik an fehlender Bürgerbeteiligung
Ein weiterer Kritikpunkt des AHA ist die mangelnde Einbindung der Öffentlichkeit. Trotz der hohen Bedeutung der Dölauer Heide für das Stadtklima und die Naherholung seien viele Entscheidungen intransparent und ohne Beteiligung von Umweltgruppen, Bürgerinitiativen oder Anwohnern getroffen worden. Der AHA fordert daher einen Runden Tisch mit Stadt, Fachbehörden, Umweltverbänden und der Bevölkerung, um ein langfristiges und nachhaltiges Waldentwicklungskonzept zu erarbeiten.
Fazit: Zwischen Pflege und Erhalt – wie weiter mit der Heide?
Die Dölauer Heide steht sinnbildlich für viele Wälder in Deutschland, die sich im Spannungsfeld zwischen Klimaanpassung, Naturschutz, Erholung und forstlicher Nutzung bewegen. Klar ist: Die Herausforderungen des Klimawandels machen ein Umdenken im Umgang mit Wäldern notwendig. Wie dieses Umdenken konkret aussieht, darüber herrscht jedoch Uneinigkeit – auch in Halle. Die kommenden Monate könnten entscheidend dafür sein, ob die Dölauer Heide stärker durch Pflege geformt oder sich in Richtung eines naturnahen Waldes weiterentwickeln darf.
Es tut einem in der Seele weh, was aus unserer Dölauer Heide geworden ist. Diese ständigen Baumfällungen, auch in der Innenstadt selbst, müssen aufhören. Es wird den Tieren immer mehr Lebensraum genommen.
Halle war Mal die grünste Stadt in Deutschland. Das ist schon lange vorbei. Jetzt wird Halle Stück für Stück zu betoniert.
Vielleicht sollte die Stadt Halle sich Mal endlich um einen neuen Forstbetrieb kümmern für die Dölauer Heide.
Die neue Försterin gibt es seit letztem Jahr.
Abseits des gerade vertrocknetem Wald wird es im aktuellen Halle mehr Bäume als in den grauen Diva geben. Allein die Bäume, die in Neustadt in den letzten 60 Jahren so gewachsen sind.
Halle war niemals grünste Stadt. Das war Halle-Neustadt bis 1990. Den grauen Teil konnte das nach der Eingemeindung nicht retten, und so trägt diesen Titel seitdem eine andere Stadt.
Der AHA unter Herrn Liste hat fachlich Null Ahnung!
Ein „Verwildern“, also der Natur ihren Lauf lassen kann man natürlich machen, aber so einfach ist das nicht!
Weil dann der Wald in großen Teilen gesperrt werden müßte und wenn dürften nur die Wege zu begehen sein.
Zudem, wenn man schnell hohe Bäume haben möchte, kann dies mit Auslichtung befördern, um den Konkurrenzdruck zu vermindern.
In großen Waldflächen wie im Harz oder Thüringen macht es Sinn. In einem Stadtwald gar keinen.
Gerade in der Heide gewesen. An den Wegen steht reihenweise Totholz, riesige morsche Bäume, die jederzeit auf die Besucher stürzen können. Dagegen sind große Flächen gerodet und bepflanzt, z.T. wiieder Monokultur, die jetzt natürlich durch das Fällen auch der gesunden Bäume noch schneller Austrocknen. Man sollte so etwas untersagen und erstmal nur die toten Bäume längs der Wege fällen. lassen. In der Tiefe können sie gerne bleiben, Insekten und Vögel freut es, und natürliche Erneuerung geht damit auch schneller.
Also: Endlich Sicherung entlang der Wege, den Rest kann man der Natur ihren Lauf lassen. Und ja, das ist so einfach! Beim Bayrischen Wald wurde vor 40 Jahren auch immer geunkt, zum. Glück hat man nicht drauf gehört und Natur machen lassen, uns siehe da, funktioniert.
Hättest du map Forstwirtschaft studiert, und du könntest den Job in der Heide haben können.
Es wäre für de Menschheit grausam, wenn sie tatsächlich Förster sein sollten.
Sehr viele Studien zeigen, dass sich durch Nicht-Eingreifen in bestimmten Bereichen artenreiche, resiliente Waldökosysteme entwickeln können, insbesondere wenn natürliche Sukzession zugelassen wird.
Auch in Prozessschutzgebieten (z. B. Kernzonen von Biosphärenreservaten oder Nationalparken) gibt es zugängliche Wege für Besucher. Gefahren durch Totholz etc. werden mit Hinweisschildern kenntlich gemacht. Eine generelle Sperrung ist nicht erforderlich, wenn Besucherführung und Informationspolitik gut gestaltet sind.
Wenn es um naturnahe Walderholung, Klimaanpassung oder Biodiversität geht, ist das Ziel nicht „schnell hohe Bäume“, sondern ein stabiler, artenreicher Mischwald mit vielfältigen Alters- und Strukturstufen.
Auch in Stadtwäldern können naturnahe Waldentwicklungen sinnvoll sein. Gerade dort, wo der Erholungswert, das Mikroklima und die Umweltbildung eine Rolle spielen, fördert naturnaher Waldbau das Bewusstsein für ökologische Zusammenhänge. Viele Städte – z. B. Leipzig, München oder Freiburg – setzen gezielt auf strukturreiche, naturnahe Stadtwälder, teils mit Wildniszonen oder Waldlaboren.
Denn werde Förster. Wir haben schon 80 Millionen Fachexperten ohne Fachausbildung.
Darf man in unserer herrlich aufgeräumten Heide etwa die Wege verlassen?
bitte lesen Sie den Text noch einmal! Waldwege sollen gepflegt werden, damit kein Schaden an Menschen und Hunde entsteht. Bayern ist in seiner Denkweise etwas weiter. Auch im Harz gibt es Schutzzonen.
Durch diese Abholzung und Ausräumung werden wir eine Austrocknung der abgeholzten Waldflächen erleben. Das Baumsterben geht weiter. Wer pflegt die Nachpflanzungen? Der Sommer naht. Über 90% der Setzlinge werden bei diesen hohen Temp. eingehen. Geldverschwendung. Auf einem qm Wald sind mind. 10 neue, natürliche Bäume entstandenen. Ohne das der Mensch eingegriffen hat. Auf in den Wald und Augen auf.
Setzlinge haben keine Pfahlwurzel mehr. Die wichtigste Wurzel um die Standfestigkeit und Wasserversorgung, in tieferen Schichten zu ermöglichen.
Leider ist es nicht so, dass die vielen Dürre-toten Bäume gefällt werden. Da stehen nach 4 Jahren immer noch viele. Stattdessen werden eher einzelne Flächen kahlgeschlagen und gesunde Bäume fefällt. Die Harvester zerstören zudem die Wege, die sind dann meist 1 Jahr für Fußgänger und 2 Jahre mit dem Rad kaum befahrbar, alles Matsch und aufgewühlt. Denn nachher die Wege wieder in Ordnung bringen wird natürlich nicht gemacht. Auch die Zäune bei den Neuanpflanzungen ( gegen Verbiss) sind ein Witz. Meist sind sie nach wenigen Wochen an einer Stelle durchlässig, z.B. weil ein morscher Baum draufgefallen ist, denn die einzeln zu Sichten und Entfernen, das geht ja nicht bequem vom Harvester aus.. Außerdem: das Neupflanzen sollte als Mischwald erfolgen und nicht schon wieder in Monokultur oder ohne seltenere Arten. Ernten mit dem Harvester sollte am Besten ganz verboten werden, oder auf die Bereiche, die Nadelbaummonokulturen sind beschränkt sein.
Das Problem sind Förster, die immer nur „Wirtschaftswald“ denken. Das sollte die Heide aus Sicht der Hallenser aber nicht sein, sondern ein artenreicher Erholungswald, ein Freizeit- und Wandergebiet mit durchaus auch verwilderten Bereichen – Betreten auf eigene Gefahr. Die Stadt sollte eine entsprechende Satzung erlassen.
„Förster ist eine Berufsbezeichnung für Personen, die in leitender Funktion für die Verwaltung und Bewirtschaftung des Waldes verantwortlich sind.“
https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%B6rster
Böser Förster, macht der einfach sein Job!
Man kann Jobs so oder so machen. Das weiß jeder. Und wer nur Wirtschaftswald gelernt hat,macht das vielleicht gut, aber in der Dölauer Heide eben an der falschen Stelle.
Dem ist nichts hinzuzufügen .
Nur ist dieser Wald kein Wirtschaftswald!! Dort wird auch kein Förster benötigt.
Da sagt das Waldgesetz LSA aber was anderes. Aber gut, dass du einfach mal irgendwas im Internet behauptet hast.
„Die Stadt betont, dass der Holzeinschlag nicht der wirtschaftlichen Nutzung diene“
„Ziel sei ein Mischwald, der sowohl ökologisch wertvoll sei als auch als Naherholungsgebiet für die Bevölkerung diene.“
Sehe ich auch so. Es findet derzeit keine Waldpflege sondern eine Waldverwüstung statt.
Danke für diesen interessanten Artikel.
Es ist meiner Meinung nach wichtig, dass eine Verständigung zwischen den beiden Positionen stattfindet. Auf der einen Seite eine wahrscheinlich gut gemeinte Aktion seitens der Stadt. Leider führen Fördermittel aber auch oft zu zu großen Hau-Ruck-Eingriffen, deren Sinnhaftigkeit hinterfragt werden muss.
Bitte eine Einigung finden und ökologisch besonders wichtige Bereiche weiterhin schützen und erhalten.
Wirtschaftswald
Die Stadt braucht Bauland.
Das wird sich wohl erst ändern, wenn Rebensdorf weg ist.
Wo liegt Rebensdorf? Was ist da anders (besser?) als bei anderem Bauland?
Eine derartige Maschine hat in diesem Wald nichts zu suchen. Die Fällungen sind ein Verbrechen Die Begründung ist an den Haaren herbeigezogen und fachlich völliger Blödsinn. Dieser Wald ist für Halle und dem Saalekreis zu wichtig, um dort derartige Verwüstungen anzurichten. Die handelnden Akteure dieser Stadt handeln wahrlich nicht im Dienste der Bürger. Sie gehören aus ihren Ämtern entfernt.
Warum kann man eigentlich selbsternannte Bescheidwisser nicht aus dem Internet entfernen?
Dann mach mal; hoffentlich hast du arbeitsrechtlich sichere Begründungen, die auch einer arbeitsrechtlichen Prüfung standhalten. Und den Saalekreis geht der hallesche Stadtwald einen großen Sch… an, er möge sich um seine eigenen Waldflächen kümmern…
Dann prüfe mal arbeitsrechtlich. Der Wald ist auch für den Saalekreis wichtig.
Der alte Förster Hanke, würde sich im Grabe umdrehen. Wenn er wüsse was zur Zeit in der Dölauer Heide passiert.
Da fehlen einem nur noch die Worte, bei soviel Unvermögen! „Ein Wald soll sicher gemacht werden für Spaziergänger!“ Für diesen Satz allein, sollte es schon einen Rausschmiss geben! Es gibt Schilder: „Betreten auf eigene Gefahr“ oder noch besser, baut Bäume aus Stahl und streicht diese grün an, die dann auch mit Sicherheit Extremwetter aushalten! Sind denn mittlerweile nur noch Hilfsschüler in Verantwortungspositionen tätig?
Die Argumentation, die von Seiten der Stadtverwaltung vorgetragen wird, ist fachlich nicht haltbar, die z.T. großflächigen Abholzungen als Pflegemaßnahmen zu bezeichnen, lässt auf einen wenig verantwortungsvollen Umgang mit dem Stadtwald schließen. Das großflächige Abholzen und wiederaufforsten ist überholt und schwächt den Wald weiter. Das ist erwiesen. Warum wehrt man sich weiterhin so vehement gegen fachlichen Rat, lässt keine wissenschaftliche Betrachtung zu?