Abriss des alten Planetariums: keine Sicherung der Schalen-Konstruktion

Wenn im Herbst der Abriss des alten Planetariums auf der Peißnitz erfolgt, wird das markante Dach ebenfalls mit abgerissen. Die Stadtverwaltung lehnt eine Sicherung ab. Der Stadtrat hatte zuvor die Verwaltung beauftragt, die Möglichkeiten zu prüfen.
So sollte auf Antrag der Grünen die Schalenkonstruktion gesichert werden. So könnten die Schalenelemente anschließend an interessierte Hallenser verschenkt werden. Doch dafür wären 130.000 Euro zusätzlich nötig, die die Stadt zu tragen hätte. „Für diese Mittel gibt es keine Deckung im Haushalt“, teilt die zuständige Dezernentin Judith Marquardt mit. Zudem bestünden Risiken bei der Bergung der konischen Schalenkonstruktion. Denn eine Sicherung sei nicht ohne weiteres möglich. Dies liege in der Bauweise. „Innerhalb der HP-Schalenkuppel wurde ein Raumgerüst aufgebaut. Über diesem Gerüst wurden die HP-Schalen mit Hilfe von Traversen montiert und dann zusammengeschweißt. Daraufhin wurde das Gerüst zurückgebaut und die HP-Schalen haben sich durch den Schweißverbund gegenseitig gehalten“, so Marquardt.
Solch eine Konstruktion sei bei der Demontage wieder nötig, „damit beim Rückbau eines Elements diese ganze Konstruktion nicht in sich zusammenfällt. Für die Gründung wäre vorab ein Baugrundgutachten zur Einschätzung der Tragfähigkeit des Untergrunds erforderlich.“ Doch zuvor müssten laut Marquardt noch umfangreiche Rückbau- und Freilegungsarbeiten an der Konstruktion stattfinden, wofür ebenfalls ein Spezialgerüst nötig wäre. Ebenso seien Kernbohrungen in Stegnähe nötig. Sonderkonstruktionen und Traversen für den Transport und die Lagerung wären ebenso nötig wie die baubegleitende Beauftragung eines Statikers. Einen solchen hat die Stadt schon im Vorfeld befragt. Marquardt macht deshalb wenig Hoffnung. „Laut Einschätzung des beauftragten Statikers haben sich die HP-Schalen an die Schräglage „gewöhnt“; es ist möglich, dass sie beim Rückbau in waagerechter Lage auseinanderbrechen. Es kann also keine Aussage dazu getroffen werden, ob die HP-Schalen überhaupt sicher geborgen werden könnten.“
Im Fazit macht Marquardt deutlich: „Beim Abheben der einzelnen HP-Schalen können durch das Versagen der Bewehrung ein unkontrolliertes Zusammenklappen und indessen Folge Gefährdungen für das Abbruchunternehmen entstehen. Auf Grund des zusätzlichen, nicht förderfähigen Aufwands und der Risiken wird die Verwaltung keine Bergung der konischen Schalenkonstruktion vornehmen.“
Immerhin werden einige Teile doch erhalten. So werden der Metallkranz des Künstlers Knut Müller als Dachbekrönung, der Refraktor und dessen Kuppel, der Schriftzug „Raumflugplanetarium“ und die Sonnenuhr beim Rückbau geborgen. Das hat auch seinen Preis. Denn 140.000 Euro würde der Abriss eigentlich nur kosten. Die Bergung der Elemente erhöht die Abrisskosten bereits auf 300.000 Euro. Weitere 130.000 Euro will die Stadt deshalb nicht ausgeben.
Das 1978 in Schalenbauweise – mit Hyperbolischen Paraboloidschalen – errichtete Planetarium gilt als Denkmal, das hatte das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie festgestellt. Es wurde vor vier Jahren beim Hochwasser stark beschädigt. Die Denkmalinitiative „Schalendom“ hatte einen Patenschaftsvertrag vorgeschlagen. Diesen Antrag hat die Stadt abgelehnt. Es liege ein wirtschaftlicher Totalschaden vor. Auch Pläne einer Nutzung durch das Peißnitzhaus wurden abschlägig beschieden.
Das neue Planetarium soll übrigens am Holzplatz entstehen.
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