Als “Hitler” verkleidet? Debatte um Halloween-Kostüm von OB-Kandidatin 

Halloween ist zwar schon etwas her. Doch eine Party in der “Station Endlos” im halleschen Osten wirkt nach. Denn Stadträtin Dörte Jacobi (Die PARTEI), die auch als Kandidatin zur Oberbürgermeisterwahl antritt, hatte ein ganz spezielles Kostüm an. Der Club wurde offenbar mit Kritik überschüttet, worauf er sich zu einer gemeinsamen Stellungnahme mit der Protagonistin genötigt sah.

“Als politische Mandatstragende der Satirepartei Die PARTEI, deren Grundprinzip die satirische Auseinandersetzung mit politischen und gesellschaftlichen Themen ist, war mein Kostüm als „gruseliger Politiker“ klar im Kontext von Satire zu verstehen”, sagt Jacobi. “Es sollte keine spezifische historische Figur darstellen, sondern die allgemeine Symbolik von Macht und Schrecken kritisch aufgreifen. Alles andere passiert in Euren Köpfen!” 

Die Vorwürfe gegenüber der Station Endlos, eine rechte Gesinnung zu fördern oder zu tolerieren, seien unbegründet. Man wolle durch das Statement mit den Missverständnissen aufräumen – obgleich Satire darf und muss alles dürfen – das ist ihre Aufgabe. Sie lebt davon, Tabus zu brechen und Denkräume zu öffnen. „Eine Satirikerin erklärt sich eigentlich nicht, denn Satire wirkt nicht durch Belehrung, sondern durch Provokation und Reflexion. Dennoch möchte ich betonen, dass es mir ferliegt, durch mein Handeln Sympathien für rechtsextremes Gedankengut zu wecken oder dieses zu verharmlosen. Ich distanziere mich ausdrücklich von jeglicher Form von Faschismus, Nationalsozialiimus oder anderer menschenverachtender Ideologien“, so Jacobi.

Auch die Security an der Tür wollte Dörte den Zugang zum Club wegen des Kostüms verweigern. Die Gästeliste und das Wissen um ihr politisches Engagement hätten ihr den Zutritt ermöglicht. Die Security habe den ganzen Abend ein besonderes Auge auf Dörte gehabt, wegen der Befürchtung, dass sich andere Gäste gestört fühlen könnten. Die Station Endlos jetzt fälschlicherweise als „rechts“ zu diffamieren schade nur den demokratischen Kräften und unserem gesellschaftlichen Zusammenhalt – gerade in Zeiten, in denen die Bedrohung durch rechtes Denken und Handeln, das im Mainstream angekommen ist, so real und akut ist. Statt uns gegenseitig zu spalten, sollten wir solidarisch gegen jene vorgehen, die tatsächlich unsere Demokratie gefährden, erklärt die Station Endlos.

“Die Veranstaltenden und das Personal der Station Endlos waren in keiner Weise für die Wahl meines Kostüms verantwortlich. Es war nie ihre Absicht, mit meinem Auftreten eine politische Botschaft zu verbreiten, die ihrer eigenen Haltung widerspricht. Ich bedaure, dass meine Kostümwahl zu Missverständnissen geführt hat. Zugleich erinnere ich daran, dass Satire nicht dazu da ist, bequem zu sein – sondern uns alle herausfordert, auch über unangenehme Themen nachzudenken. Ich lade dazu ein, das Gespräch offen und sachlich fortzuführen”, so Jacobi. Die Station Endlos habe sich durch unterschiedliche Aktionen in der Vergangenheit stets für die Demokratie engagiert und werde auch in Zukunft noch klarer Haltung zeigen und deutliche Zeichen für Offenheit, Vielfalt und gegen Faschismus setzen.