„Bilder gegen den Hass“ – Stadtmuseum Halle zeigt eine Ausstellung mit Gedanken von Schülern zum Terroranschlag von Halle
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Im vergangenen Jahr zeichneten Berufsschülerinnen und Berufsschülern der BBI Trotha als Reaktion auf das Attentat am 09.10.2020 über zwanzig Plakate. Sie ergänzen temporär den Teil der stadtgeschichtlichen Dauerausstellung „Entdecke Halle!“, der sich dem Leben von Einwohnern jüdischen Glaubens in Halle seit dem Mittelalter bis heute widmet. In diesem Jahr malten die Schülerinnen und Schüler Menschenketten als Symbol des Zusammenhalts und des Schutzes. Zu sehen auf dem halleschen Marktplatz in der vom Stadtmuseum Halle konzipierten Ausstellung „Unantastbar – unsere Grundrechte“ sind sie eine Erinnerung an die Menschenkette um die Synagoge nach dem Attentat als Bekenntnis zum jüdischen Leben und zum Miteinander in unserer Stadt.
Am 09. Oktober 2019 verübte ein junger Mann ein Anschlag auf die Synagoge der Jüdischen Gemeinde und den Kiez Döner. Sein Motiv war Hass auf Juden, Muslime, Migranten, Frauen, auf alles, was nicht in sein Weltbild passte. Er tötete eine Frau und einen Mann, verletzte andere. Der Angriff war ein Anschlag auf Menschen und auf ihre elementaren Grundrechte.
In der Woche nach dem Attentat haben Berufsschülerinnen und -schüler am BBI Trotha versucht, sich mithilfe ihrer von Hand gezeichneten Plakaten zu positionieren und das Geschehene zu verarbeiten.
Auf Grund einer längeren Zusammenarbeit mit Herrn Gerstengarbe, der als Berufsschullehrer das Projekt betreut hat, sind die Plakate dem Stadtmuseum übergeben worden und werden in die Sammlungen aufgenommen.
Das Stadtmuseum Halle ist nicht nur ein Haus, in dem die Geschichte der Stadt verhandelt wird. Es ist auch ein Haus der Gegenwart. Wir greifen Fragen der Zeit auf und beziehen Position.
„Eines unserer Anliegen ist, Menschen am Museumsmachen zu beteiligen. Nachdem ich die ersten Plakate, entstanden kurz nach dem Anschlag auf die Synagoge, sah, war ich sehr beeindruckt. Es war sofort klar, dass diese in unserer Dauerausstellung auf dem Weg und direkt neben den Objekten zur Geschichte über das Leben von Menschen jüdischen Glaubens in Halle gezeigt werden müssen. Mich haben sowohl die Aussagen junger Menschen als auch die Qualität der Plakate beeindruckt. Es ist wichtig, wie wir hier in Halle zusammenhalten und gemeinsam eine weltoffene und vielfältige Stadt leben. Das kann uns niemand abnehmen. Ich wünsche mir, dass viele Schülerinnen und Schüler diese Ausstellung zum Anlass für einen Besuch im Stadtmuseum nehmen.“, so Jane Unger, Direktorin des Stadtmuseums.
„Wir sind eine Berufsschule am Rande der Stadt, ein ganz unglamouröser Mix von Menschen. Aber der gilt. Das ist die Realität. Denn da lernen Kinder von Kassiererinnen, Akademikerinnen, Linkshändern, Autoschraubern, Farbenblinden, Glaskünstlern und von Fußballfans. Das waren jetzt ganz willkürlich hervor gezerrte Begriffe, das echte Leben ist noch viel verzweigter. Was ich sagen will, ist: wir sind alle ganz eigen und wir sollten uns gegenseitig helfen, um unbeschadet durch dieses Leben zu kommen. Jetzt ist vor einem Jahr die Gegenwart über uns hereingebrochen und es ist notwendig, dass wir uns positionieren: Wenn wir nicht von allen guten Geistern verlassen und so grauenhaft dämlich wie der Attentäter sein wollen, müssen wir tolerant und solidarisch sein. Wir als Stadtgesellschaft werden durch jeden Zuwachs besser. Das Zauberwort heißt weltoffen.“, so Sebastian Gerstengarbe, Absolvent der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle und Berufsschullehrer der BBI Trotha.
Ergänzend zu den Plakaten sind in einer Hörstation vier Schülerinnen und Schüler zu hören, die sich dazu äußern wie sie vom Anschlag erfahren und diesen Tag im Oktober 2019 erlebt haben.
Insgesamt besteht die Ausstellung aus 50 Plakaten und ca. 30 Zeichnungen einer Menschenkette, die im Original im Treppenhaus des Druckereigebäudes zu sehen sind.
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