Die Konjunktur im Süden Sachsen-Anhalts kühlt sich ab
Der Geschäftsklimaindex der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) sinkt zum zweiten Mal in Folge. Mit 24,3 Punkten liegt der Wert im dritten Quartal 2018 deutlich unter dem Allzeithoch vom Jahresbeginn (33,6). Die Unternehmen sehen weiter mit eingetrübten Erwartungen in die Zukunft. Außerdem bewerten sie ihre Geschäftslage nicht mehr so rosig wie bisher. Skeptischer als zuvor sind vor allem die Dienstleistungswirtschaft, das Verkehrsgewerbe und der Handel. Trotz der Abkühlung bleibt die regionale Konjunktur auf hohem Niveau. Stabil ist das Geschäftsklima in der Industrie und im Baugewerbe.
„Es wäre zu früh, hier von einem Wendepunkt zu sprechen“, sagt IHK-Konjunkturexperte Danny Bieräugel. Der teilweise heiß gelaufene konjunkturelle Aufschwung habe sich abgekühlt. „Etwas schwächer heißt hier aber noch nicht schwach“, meint Bieräugel. Aktuell erreiche jedoch keine Branche neue Höchstwerte.
Die weitere konjunkturelle Entwicklung hänge allerdings entscheidend von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab, ergänzt IHK-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Thomas Brockmeier. Er sieht gestiegene Risiken, mit denen die Unternehmen derzeit konfrontiert seien: den sich weiter verschärfenden Arbeits- und Fachkräftemangel, höhere Preise für Energie und Rohstoffe sowie steigende Arbeitskosten. Manches davon sei politisch verursacht. So sorge etwa die Energiewende für Verunsicherung, betont Brockmeier: „Wer die Braunkohle aufs Abstellgleis schiebt, ohne eine bezahlbare, grundlastfähige Alternative anzubieten, der setzt die Wettbewerbsfähigkeit unserer heimischen Industrie aufs Spiel.“ Ausdrücklich begrüßt Brockmeier die Forderung der Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Sachsen und Brandenburg, den Braunkohleausstieg an eine realistische, milliardenschwere Regionalförderung zu knüpfen.
Die Ergebnisse des IHK-Konjunkturberichtes im Einzelnen:
Die heimischen Industrieunternehmen melden im Vergleich zum Vorquartal ein insgesamt stabiles Geschäftsklima (32,7 Punkte). Die Geschäftslage wird zwar leicht schlechter eingeschätzt, fällt aber nicht hinter das Vorjahresniveau zurück. Dennoch: Der Gesamtumsatz und die Auftragseingänge aus dem Ausland sinken. Allerdings erholen sich die im Vorquartal eingetrübten Geschäftserwartungen aktuell wieder. Sie sind im Saldo oberhalb der Nulllinie. Die Beschäftigungsabsichten sind fast unverändert und positiv. Die Investitionsplanungen bleiben trotz eines Rückgangs weiter expansiv.
Im Baugewerbe hält die bisherige Hochstimmung an. Das Geschäftsklima ist konstant auf dem Spitzenniveau des Vorquartals (jetzt 42,2 Punkte). Die Geschäftslage verbessert sich – insbesondere bei Umsatz und Auftragseingängen gab es saisonübliche Zuwächse. Zudem verzeichnen die Firmen weiterhin mehr Gewinne. Risiken bestehen vor allem durch den Arbeits- und Fachkräftemangel. Rund 80 Prozent der Personal suchenden Unternehmen haben Probleme, offene Stellen zu besetzen.
Das Dienstleistungsgewerbe schätzt nach einer langen Phase stabil guter Entwicklung Lage und Erwartungen jetzt schwächer ein. Das Geschäftsklima trübt ein (von 31,5 Punkten im zweiten Quartal auf nun 19,9). Auffällig ist insbesondere ein Rückgang bei den Gewinnen, die auf steigende Kosten hinweist. Die Erwartungen sind im Saldo neutral.
Das Geschäftsklima im Handel ist – nachdem es im Vorquartal gesunken war – aktuell konstant (8,7 Punkte). Innerhalb der Branche bleibt aber vor allem der Einzelhandel schwach. Neben einer abermals verschlechterten Gewinnlage fällt derzeit auch die Umsatzabrechnung für das abgelaufene Quartal negativ aus. Die Erwartungen haben sich zwar wieder etwas erholt, die Unternehmen blicken aber weiterhin skeptisch in die Zukunft.
Das Verkehrsgewerbe kann das rasante Entwicklungstempo aus dem Vorquartal nicht halten. Das Geschäftsklima geht aktuell wieder zurück (von 37,6 auf 22,1 Punkte). Die Einschätzung der Geschäftslage sinkt dabei nur leicht auf hohem Niveau ab. Umsatz und Auftragseingang legten weiter zu; mit dem Auftragsbestand sind fast 90 Prozent der Firmen zufrieden. Ihre Erwartungen allerdings sind weniger optimistisch. Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung der Branche liegen in den Energie- und Rohstoffpreisen, dem Fachkräftemangel und den Arbeitskosten.
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