Drei Jahrzehnte Engagement für Kinder, Jugendliche und Familien: Der „Kinder- und Jugendhaus“ e.V. in der Südstadt feiert 30-jähriges Bestehen

Der vergangene Freitagabend war ein ganz besonderer Moment für viele Menschen in der Südstadt von Halle (Saale). Gefeiert wurde das 30-jährige Jubiläum des „Kinder- und Jugendhaus“ e.V. – ein Anlass, der nicht nur zum Rückblick auf eine bewegte Geschichte einlud, sondern auch zum Feiern eines außergewöhnlichen sozialen Engagements. Aus bescheidenen Anfängen heraus hat sich der Verein zu einem der wichtigsten freien Träger der Jugendhilfe in der Saalestadt entwickelt.
Kleine Anfänge, große Visionen
Die Wurzeln des Vereins reichen zurück ins Jahr 1992. Damals fanden sich engagierte Bürgerinnen und Bürger – darunter auch bekannte Stadtpolitiker wie Bodo Meerheim – mit dem gemeinsamen Ziel zusammen, eine neue Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche zu schaffen. Im Rahmen des Parkfests 1994 gründeten 13 Mitglieder den Verein. Im Januar 1995 war es schließlich soweit: In zwei kleinen Räumen der ehemaligen „Milchküche“ eines Kindergartens in der Heinrich-Rau-Straße (heute Züricher Straße) nahm der Verein seine Arbeit auf – mit einem offenen Kinderfreizeitbereich und zunächst nur zwei ABM-Stellen in Kooperation mit dem Künstlerhaus 188.
Doch schon bald wuchs der Verein – sowohl personell als auch strukturell. Heute beschäftigt der KJH e.V. rund 130 festangestellte Mitarbeitende. Über 800 Kinder werden in den verschiedenen Kitas und Horten betreut, etwa 60 weitere Kinder und Jugendliche nutzen regelmäßig die Angebote der Jugendfreizeiteinrichtungen.
Ein wachsendes Netzwerk von Angeboten
Mit der Anerkennung als freier Träger der Jugendhilfe begann eine rasante Entwicklung. Werkstätten, kreative Projekte und vielfältige Angebotsstrukturen wurden aufgebaut und in die offene Kinder- und Jugendarbeit integriert. Im März 1997 übernahm der Verein die Kindertagesstätte „Sonnenhaus“, ein Jahr später folgte der Hort der Grundschule Diesterwegstraße. Es blieb nicht dabei: Die Kita „Wirbelwind“, der Hort „Rosengarten“ und das Familiencafé „Völkchen“ erweiterten in den Folgejahren das Angebot.
Der Verein ist mittlerweile tief im sozialen Gefüge der Stadt verankert – nicht nur als Anbieter von Betreuungs- und Freizeitangeboten, sondern auch als Ort der Begegnung und des Austauschs für Familien aus allen sozialen Schichten.

Kritische Töne und politische Mahnung
Trotz des Erfolgs blieb die Entwicklung nicht frei von Rückschlägen. Geschäftsführerin Beate Gellert erinnerte in ihrer Rede zum Jubiläum an die Kürzungen im Jahr 2010: Die Stadtverwaltung fuhr damals die Förderung für präventive Familienangebote massiv zurück. Das hatte unmittelbare Konsequenzen – unter anderem musste das Familiencafé für bestimmte Nutzergruppen geschlossen werden.
„Damit wurde eine wichtige Schnittstelle zwischen den Hilfen zur Erziehung und der Prävention förmlich zerschlagen“, kritisierte Gellert. Selbst Fachkräfte innerhalb der Stadtverwaltung hätten diesen Verlust bedauert. Sie appellierte an die Politik: „Wenn man gute Strukturen unbedacht zerstört, ist es sehr schwierig, sie im Nachgang wieder aufzubauen. Deshalb sollte man politisch wie menschlich immer mal wieder innehalten und über eventuelle Konsequenzen nachdenken.“
Über 10.000 begleitete Kinder und Familien
In den vergangenen drei Jahrzehnten hat der Verein nach eigenen Angaben über 10.000 Kinder, Jugendliche und Familien begleitet, betreut und integriert. Dabei wurden mehrere Millionen Euro an Förder- und Projektmitteln eingeworben – Gelder, die direkt dem Sozialraum und den Menschen in Halle zugutekamen. „Darauf sind wir sehr stolz – und wir dürfen es auch sein“, sagte Gellert.
Der Verein sei für viele zu einer Familie geworden – nicht nur für die Kinder und Jugendlichen, sondern auch für zahlreiche Mitarbeitende. Dass der Einfluss des Vereins weit über die eigenen Einrichtungen hinausreicht, zeigt ein Beispiel besonders eindrucksvoll: Philipp Pielot, einst selbst Besucher der Jugendfreizeiteinrichtungen, ist heute Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses der Stadt Halle.

Lob und Anerkennung von Stadtspitze und Verwaltung
Auch die Stadtspitze würdigte die Verdienste des Vereins. Bürgermeister Egbert Geier betonte die Innovationskraft von Geschäftsführerin Beate Gellert. So sei es gelungen, Fördermittel für den Bau einer Kita in der Gustav-Bachmann-Straße zu akquirieren – als erste Einrichtung überhaupt, die aus einem neu aufgelegten Förderprogramm des Landes Sachsen-Anhalt profitierte. „Der KJH e.V. schafft Orte, zu denen Kinder, Jugendliche und auch Anwohner gerne kommen. Das ist sowas wie ein Kiez-Treff – und das muss man erst mal schaffen“, so Geier. Er hob hervor, dass der Verein aktiv zum gesellschaftlichen Zusammenhalt, zur Partizipation und zur Prävention beiträgt – Aufgabenfelder, die heute wichtiger denn je seien.

Auch Bildungsdezernentin Katharina Brederlow fand lobende Worte. Sie kenne den Verein seit vielen Jahren – zunächst als Mitarbeiterin der Bildungsgewerkschaft GEW und später als Teil der Stadtverwaltung. Der KJH e.V. sei ein bedeutender Pfeiler in der städtischen Trägerlandschaft: „Insbesondere auch wegen der Innovation, die aus dem Verein hervorgegangen ist.“ Im Gegensatz zu anderen habe der Verein nicht sofort die Stadt um Hilfe gebeten, sondern sei proaktiv auf die Suche nach alternativen Finanzierungen gegangen. „Das Kinder- und Jugendhaus hat das in Angriff genommen, wo sich andere nicht rangetraut haben“, so Brederlow.
Blick in die Zukunft
Trotz aller Rückschläge und Herausforderungen denkt der KJH e.V. bereits weiter. Geschäftsführerin Beate Gellert kündigte neue Projekte und innovative Vorhaben an, die sich bereits in Planung oder im Aufbau befinden. Die Geschichte des Vereins ist damit noch lange nicht zu Ende – sie geht mit frischem Elan in eine neue Phase.
Wo ist denn der Mann mit dem Hund? Hier gehts mal um tatsächlich wichtige Arbeit, die Menschen hilft. Das scheint ihn aber nicht zu interessieren … Oder hat er Angst, sich kritischen Fragen stellen zu müssen und er geht nur dorthin, wo ihm alle zujubeln?
„…und er geht nur dorthin, wo ihm alle zujubeln?“
Bisher ein klares ja.