Erinnerung an ermordete „Zigeuner“-Kinder aus Halle
Am 3. März 1943 begann die Deportation von 33 Sinti und Roma aus Halle (Saale) in das Konzentrationslager der Nationalsozialisten in Auschwitz. Sie wurden zunächst ins „Zigeunerlager“ in der heutigen Geschwister-Scholl-Straße interniert, später ins KZ transportiert und dort ermordet.
An 14 von ihnen wird künftig mit sogenannten Stolpersteinen erinnert. In der Magdeburger Straße wurden am Donnerstag vor der Universitätsfrauenklinik sieben Gedenksteine in den Fußweg eingelassen. Sie erinnern an sieben Kinder, die hier geboren wurden und Reinhold, Josef, Johannes, Marianne, Karl, Franz und Mala waren zwischen einem halben Jahr und zweieinhalb Jahren alt. Auch in der Neumarktstraße werden Gedenksteine verlegt, hier wohnten weitere Personen, die als Zigeuner in den Tod geschickt wurden. Das Wohnhaus selbst gibt es nicht mehr, es wurde abgerissen, jetzt stehen hier Plattenbauten.
Heidi Bohley vom Zeit-Geschichten Verein sagte, es sei schwierig gewesen, die Daten zu recherchieren, weil es keine Gedenkbücher gibt. Sie dankte der Gedenkstätte Roter Ochse für die Zusammenarbeit bei der Recherche. Überlegt habe man auch, wo man die Steine verlege. Denn in den Geburtsurkunden habe oft die Adresse des Zigeunerlagers gestanden. Dort am Feldrand habe man es nicht für angemessen erachtet, die Gedenksteine zu verlegen, sagte Bohley. Über die Lebensgeschichte der Personen wisse man fast nichts. Die meisten Steine wurden vom inzwischen verstorbenen Ralph Voigt gesammelt, auch Schüler der IGS haben sich beteiligt. Die Recherchen haben 15 weitere Adressen von Sinti und Roma ergeben, an denen ebenfalls Stolpersteine verlegt werden könnten. Die damaligen Zigeuner in Halle seien Sinti gewesen, heute leben vorrangig Roma aus Osteuropa in Halle. Diese hätten eine ganz andere Geschichte, so Bohley. Im kommenden Jahr sei dazu ein Projekt geplant. Zur Diskussion um Zigeuner als Schimpfwort sagte sie, diese Diskussion gebe es nur in Deutschland. Und viele Personen würden sich selbst als Zigeuner bezeichnen. “Zigeuner ist genauso wenig ein Schimpfwort wie Jude.”
Mit Josef Muscha Müller überlebte nur ein einziges Mitglied der Sinti- und Roma-Volksgruppe in Halle das dritte Reich. Er wurde von engagierten Hallensern in der Gartenanlage in der Frohen Zukunft versteckt. Im Alter von 12 Jahren wurde Müller in der Schule von der Gestapo festgesetzt und in der damaligen Weidenplanklinik zwangssterilisiert. Seine Erinnerungen hat er in einem Buch niedergeschrieben, das 2003 auch als Theaterstück „Zwangssterilisiert“ im Thalia Theater gezeigt wurde.
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