Finanzminister setzt sich durch: Halle verliert Behördensitz, Weißenfels gewinnt millionenschwere Schloss-Sanierung

Während die Entscheidung über den Standort der geplanten Justizvollzugsanstalt weiter aussteht, verdichten sich die Anzeichen dafür, dass Weißenfels zunehmend zur bevorzugten Adresse der Landesregierung für neue Behördenprojekte wird – zum Nachteil Halles. Jüngstes Beispiel: Der vollständige Umzug des Amtes für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Süd (ALFF Süd) aus Halle und Weißenfels in das Schloss Neu-Augustusburg. Ab 2030 sollen dort rund 150 Arbeitsplätze angesiedelt werden.
Den Mietvertrag zur Nutzung des Schlosses unterzeichneten Finanzminister Michael Richter und Weißenfels’ Oberbürgermeister Martin Papke am 18. September. Eigentümerin des Schlosses ist die Stadt Weißenfels. Mit dem Umzug verliert Halle nicht nur erneut eine Landesbehörde, sondern auch einen wichtigen Arbeitgeber mit regionaler Bedeutung.
Halle verliert – Weißenfels gewinnt
Derzeit ist das ALFF Süd auf zwei Standorte verteilt – eine Landesliegenschaft in Weißenfels und eine in Halle (Saale). Beide Gebäude sind laut Ministerium sanierungsbedürftig. Künftig soll die Behörde ausschließlich in Weißenfels ansässig sein. Damit zieht eine weitere Landesinstitution aus der größten Stadt Sachsen-Anhalts ab – ein Schritt, der in Halle zunehmend kritisch gesehen wird.
Die offizielle Begründung: eine effizientere Nutzung von Ressourcen und die räumliche Zusammenführung der Arbeitsplätze. Möglich wird der Umzug durch eine denkmalgerechte Sanierung des Südflügels und südlichen Westflügels des Schlosses Neu-Augustusburg. Auch die Außenanlagen sollen neugestaltet werden. Die Kosten belaufen sich nach aktuellem Stand auf 38 Millionen Euro und werden aus dem Förderprogramm Sachsen-Anhalt Revier 2038 finanziert – Mittel, die aus dem Strukturwandel der Kohleregion stammen.
Umstrittene Prioritätensetzung des Finanzministers
Finanzminister Michael Richter, der bereits in der Debatte um den JVA-Standort deutlich für Weißenfels eintritt – entgegen der Präferenz des Justizministeriums – treibt auch diesen Umzug maßgeblich voran. „Mit Blick darauf, dass die Landesregierung erhebliche Mittel für das Schloss zur Unterbringung moderner Verwaltungsstrukturen aufgebracht hat, wird das überragende Landesinteresse an der Immobilie und somit auch der Stärkung der Region im Süden Sachsen-Anhalts deutlich erkennbar“, so Richter.
Für Halle stellt sich jedoch die Frage, wo das Landesinteresse an einer starken Verwaltung in der bevölkerungsreichsten Stadt des Bundeslandes bleibt. Bereits in der Vergangenheit mussten hallesche Bürgerinnen und Bürger erleben, wie zentrale Funktionen aus der Stadt abwanderten – nun folgt eine weitere Landesbehörde.
Kritik an rückläufiger Behördenpräsenz
Zwar begrüßt Landwirtschaftsminister Sven Schulze die Verlagerung ins ländliche Umfeld – „Die Behörde gehört in den ländlichen Raum, möglichst nah bei den Antragstellern“ –, doch auch in Halle befinden sich viele landwirtschaftliche Betriebe, Beratungsstellen und Ausbildungseinrichtungen, die von der bisherigen Nähe zum Amt profitierten. Der Abzug des ALFF Süd schwächt die regionale Verwaltungsinfrastruktur und ist ein Signal, das viele in Halle mit Sorge betrachten.
Symbolischer Verlust für Halle
Weißenfels hingegen profitiert: Mit dem Einzug ins Schloss wird nicht nur ein denkmalgeschütztes Gebäude belebt, sondern auch ein wirtschaftliches Signal gesetzt. Für Oberbürgermeister Martin Papke ist das eine Win-win-Situation: „Die Ansiedlung von rund 150 Arbeitsplätzen ist nicht nur ein starkes Signal für die Attraktivität des Standortes Weißenfels, sondern auch ein Gewinn für die gesamte Region.“
In Halle jedoch bleibt das Gefühl zurück, erneut das Nachsehen gehabt zu haben. Während Weißenfels eine massive Stärkung erfährt, verliert Halle einmal mehr eine Institution, Arbeitsplätze und strukturelle Bedeutung. Der Vorgang reiht sich ein in eine Entwicklung, bei der die landespolitische Schwerpunktsetzung zusehends von der Saalestadt abrückt – und Fragen aufwirft, wie nachhaltig diese Politik wirklich ist.
Welche Behörde hat Halle denn noch verloren? Es wird im Text drei Mal angedeutet, dass es „erneut“ eine Behörde verliert, aber nie konkret gesagt welche. Halle hat überdies in den letzten Jahren zwei Bundesbehörden bekommen: die Glücksspielbehörde und die Agentur für Innovation in der Cybersicherheit. Also kann man sich eigentlich nicht beschweren.
Da hat sich eben eine Freundschaft zwischen dem Finanzminister und dem Weißfenfelser Bürgermeister ausgezahlt. Auch wird wahrscheinlich generell die eine oder andere Entscheidung um dortigen Stadtrat schneller erledigt sein, als im halleschen Selbstdarstellerrat. Man darf auf den Mittwoch gespannt sein, wenn sich die ganzen Kleindarsteller im politischen versuchen und für ihr Klientel die Hand heben anstatt Politik zu machen, die die Stadt voran bringt. Man streitet dann wieder über Messen, Blumenkästen, Einfriedungen – aber das wirklich wichtige, das wird ausgelassen. Bringt endlich einen Haushalt zustande, der ohne Firlefanzfinanzierung auskommt, der nicht irgendwelches Klientel fördert, sondern regelt die Straßen, die Gehwege, Radwege, Kiras, Schulen!
Na da kommt doch der Geruch des 19. JHs wieder hoch. Die Antragsteller müssen wieder zum Schloß zur Herrschaft. Ich kenne jetzt die (Miet-)Preise nicht, aber hätte es denn ein normales Bürogebäude nicht auch getan? Im Osten waren die Herren eigentlich nach 45 abgeschafft, nach 90 haben wir sie wieder bekommen.
In WSF gibt es zumindest ausreichend Parkplätze.
Hahaha genau, ein fast immer leeres Parkhaus direkt unterhalb vom Schloss. Als ob man es 1998 geahnt hätte was auf die Stadt zukommt. Heutzutage bekommt man kein Parkhaus mehr für 3,8 Millionen Euro.
Tipp= tauscht einfach die Ortseingangsschilder!
Halle wird in Zukunft keinen Blumentopf mehr gewinnen!
Es gibt nicht nur Halle, das übrigens nicht die größte Stadt Sachsen-Anhalts ist. Die kleineren Städte haben noch mehr mit Abwanderung und demografischem Wandel zu kämpfen. Einen Arbeitgeber verliert die Stadt durch den Umzug übrigens auch nicht, da das Land der Arbeitgeber ist.Und die größte Landesbehörde isti mmer noch in Halle.
Der Finanzminister hat zu viel Geld für den eigenen Verwaltungsapparat anstatt für das Land! Der sollte lieber mal sparen an der Verwaltung.
Schade um diesen reißerischen Beitrag.
Ein Großteil der Mitarbeiter ist ja eh schon am Standort und ein kleiner Teil zieht von Halle um. Die paar Arbeitsplätze werden die Großstadt nicht ärmer machen. Den Mitarbeitern sei gewünscht, bald gute Arbeitsbedingungen zu bekommen. Die derzeitigen Umstände im Mühlweg wären eher mal einen Artikel wert.
Ist der Mühlweg mit Mühlen versperrt?
Warum sollte man such Arbeitsplätze in der ärmsten Großstadt im Osten sichern. So lange keine Behörde aus Magdeburg umzieht, stört es doch keinen in der Landesregierung.
Im übrigen ist Halle nicht die größte Stadt Sachsen-Anhalts
Spitzenwerte von Gewerbesteuer über 30 Mio. Euro erreichten die Städte Leuna
(207 Mio. Euro), Bitterfeld-Wolfen (42 Mio. Euro), Lützen (39 Mio. Euro), Weißenfels (36
Mio. Euro) und Wittenberg (33 Mio. Euro). Soviel zu Ärmste Stadt im Osten. Naja man kann nicht alles wissen.
In einem Beitrag vom MDR war gestern auch noch die Rede von 38 Mio. Euro Sanierungskosten vor dem Umzug.
Halle müsste erstmal etwas für ihre eigene Verwaltung machen.
Verwaltungsstandort am Stadion 5 müsste mal saniert werden. Schon alleine von außen das unattraktivste Verwaltungsgebäude der Stadt.
Was hat das mit dem Artikel zu tun? … und warum muss ein Verwaltungsgebäude attraktiv aussehen?
Untere anderem weil da Menschen jeden Tag arbeiten gehen und sich das Arbeitsumfeld direkt aufs Wohlbefinden auswirkt.
Sitzen die vor dem Haus, und schauen rein ? Kannste ja bemalen, Gemeinschaftsprojekt, v ielleicht einen Sprayer.
Das ALFF Süd hat den Großteil seiner Mitarbeiter bereits in Weißenfels, die Außenstelle Halle wird damit nun geschlossen. Abshebarer Schritt. Damit wird es aber nun wahrscheinlicher, dass der Zuschlag der neuen JVA für Halle ausfallen wird.
Da Halle (Saale) nördlicher liegt als Weißenfels, ist das „ALFF Süd“ mit Sitz in Weißenfels sachlich zutreffender.
Wo beginnt denn in Sachsen-Anhalt „Süd“?
Ja, es gibt auch ein „ALFF Nord“ (und auch ein Mitte und Anhalt). 😉
Das reiht sich schön ein in die Politik des Landes gegen Halle.
Es ist doch nun wahrlich kein Geheimnis.
Dieses Land ist ein Fehlkonstruktion, da mit einer sehr schwachen Hauptstadt bestückt.
Magdeburg ist ein Milliardengrab und kommt nicht voran.
Das viel potentere Halle wird ausgebremst, denn es würde davonziehen.
Intel war Magdeburgs Strohhalm.
Sie stehen mit dem Rücken zur Wand, um die potemkinsche Fassade aufrecht zu erhalten.
Deshalb die Nadelstiche und der Entzug finanzieller Mittel gegen Halle, was doch nur die Hilflosigkeit Magdeburgs widerspiegelt.
Damit die anderen im Süden stillhalten, wird ab und an mal ein Brotkrumen hingeworfen.
Weißenfels sei’s gegönnt, aber die Fehlkonstruktion dieses Landes Sachsen-Anhalt ist nicht gelöst.
Halle muß nach Sachsen. Es führt kein Weg vorbei.
Wieso ist Halle die potentere Großstadt? Magdeburg generiert seit Jahren eine deutlich höhere Gewerbesteuer und auch sportlich ist die Stadt in aller Munde!
Ich finde den Artikel ganz schön übertrieben. Weißenfels braucht unbedingt mehr Zuwendung, sonst stirbt da auch noch der vorhandene Rest an städtischen Leben aus.
Da fallen 150 Stellen einer Behördenniederlassung in Halle weg und schon hat die Stadt Angst, dass hier die Wirtschaft zusammenbricht. Diese Denkweise ist schon im Ansatz völlig ungesund.
Halle braucht mehr Startups und weniger Steuergeld-finanzierte Behörden und Einrichtungen wie Verwaltung und Gefängnisse. Öffentliche Einrichtungen generieren keine Wertschöpfung, sie verursachen nur Kosten. Leider wird das weder von der Stadtverwaltung noch vom Stadtrat wirklich verstanden, weil die Akteure dieser Organisatoren das Arbeiten in der Privatwirtschaft aus unerklärlichen Gründen regelrecht meiden.
Finde ich gut, dass das Schloss endlich eine Nutzung erfährt. Wäre wirklich Schade um den Bau der schon ewig zur Hälfte leer steht. Ich denke auch Weißenfels klassisches Beispiel für eine „sterbende“ ostdeutsche Kleinstadt kann davon profitieren.
Trotzdem schade, dass damals die Idee verworfen wurde im Schloss ein Konservatorium anzusiedeln.
Das die ALLF-Behörde nach Weißenfels kommt ist doch schon vor Jahren beschlossen worden. Also, was soll jetzt das Jammern. Zumal die Behörde zum Teil schon in Weißenfels ansässig ist. Das dadurch die restlichen Teile des Schlosses saniert wird, kommt der Stadt Weißenfels auch zu Gute.
Bin eher für nen Zusammenschluss von den 3 Bundesländern Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen zum Bundesland „Mitteldeutschland“ mit der Landeshauptstadt Halle-Leipzig 😉
Bitte nicht ganz Sachsen.Anhalt. Magdedorf kann gerne nach Brandenburg abgeschoben werden.
Wovon träumst du des nachts? Das solltest du gern mal Thüringen und Sachsen dazu befragen, die dir entsprechende Antworten geben werden. Allerdings nicht die, die du hören möchtest…