“Flaniermeile” am Mühlgraben: die Treppe ins Wasser

Wochenlang stockten die Arbeiten am Mühlgraben wegen Lieferschwierigkeiten. Die Stadt Halle (Saale) will hier eine Flaniermeile errichten.

Vor zwei Wochen ging es dann weiter. Der Robert-Franz-Ring wurde wieder gesperrt, die Treppe wurde geliefert. Doch momentan geht es erneut nicht weiter. Diesmal liegt es am Hochwasser. Die geplante Flaniermeile steht unter Wasser. Baudezernent René Rebenstorf erklärte kürzlich im Planungsausschuss, dass es im Vorfeld bekannt gewesen sei, dass es hier bei Hochwasser zu Überflutungen kommen kann. Deshalb sei im Zuge der Ausschreibung auch darauf aufmerksam gemacht worden. Es sei entsprechender Unterbau installiert worden. Nach einem Hochwasser müsse nur der Weg per Hochdruckstrahler vom Schlamm befreit werden. 

“Trotz massiver Warnungen und Hinweise sowie Tatsachen haben somit Politik und Verwaltung der Stadt Halle (Saale) die Zerstörung weiterer Teile hallescher Saaleaue zu verantworten, welche sich mit seinen Wiesen und Gehölzbeständen durchaus naturnah darstellte und zu einem sehr wichtigen Teil des Biotop- und Grünverbundes entlang der Saale gehört und bisher als grünes Band Auflockerung in die dichte Bebauung zwischen Domviertel und Klaustorvorstadt brachte”, schimpfen die Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA). “Neben der Zerstörung von weiteren Teilen von innerstädtischer Natur und Grün, ist es makaber knapp zehn Jahre nach dem massiven Hochwasser im Juni 2013 die Maßnahme umzusetzen. Dabei vernachlässigt man massiv die Tatsache, dass die gesamte Klausvorstadt ein Teil des Hochwasserraumes der Saale darstellt, was sich klar und deutlich beim Sommerhochwasser 2013 zeigte.”

Hochwasser der letzten Monate hätten gezeigt,  dass die Baustelle überflutet war. “Nunmehr haben Politik und Stadt Halle (Saale) in fortgesetzter unverantwortlicher Weise und entgegen jeglicher Fachlichkeit und Vernunft sowie unter selbstherrlicher Missachtung von Warnungen und Kritik wieder einmal aufgezeigt, welche Feindschaft und Abneigung sie gegenüber Umwelt, Natur und Landschaft hegen und pflegen”, so der AHA. Die Verantwortlichen von Politik und Verwaltung der Stadt würden “entgegen damit verbundener jeglichen ökologischen und hydrologischen Vernunft das Bauvorhaben weiter” umsetzen. “Diese steuerlich finanzierte Schandbaumaßnahme als „Grüner Altstadtring – Mühlgraben Südteil Freiflächengestaltung“ zu bezeichnen ist an Arroganz, Ignoranz, Zynismus und Missachtung eines ordnungsgemäßen Umganges mit Umwelt, Natur und Landschaft in der Stadt Halle (Saale) kaum zu überbieten. Der Bund und das Land Sachsen-Anhalt tragen Mitverantwortung für die Barbarei an innerstädtischem Grün und Natur und zeigen wieder einmal auf, dass es keinen Geldmangel in öffentlichen Haushalten gibt, sondern offensichtlich für ungehinderte Bauinteressen ungehemmt Steuermittel zur Verfügung stehen.”

Der AHA fordert deshalb, die “umgesetzten Baumaßnahmen wieder ersatzlos und vollständig zurückzubauen.” Es sei nicht erforderlich in diesen Teil der Saaleaue bauliche Maßnahmen zu ergreifen, um den Natur- und Landschaftsraum erlebbar zu machen. Die Stadt solle zudem die Wiederöffnung der Gerbersaale prüfen, das ist der mittlerweile verrohrte Saalearm unter dem Hallorenring.